'Indem wir indigene Völker schützen, schützen wir unser Wesen'
Der brasilianische Musiker und Grammy-Gewinner Heitor Pereira, der schon mit Elton John, Hans Zimmer und K.D. Lang gearbeitet hat, sprach mit uns über die Inspiration hinter seiner exklusiven Komposition für Survivals Awá-Video, den Einfluss indigener Völker auf die brasilianische Kultur und warum ihr Schutz im Interesse aller Brasilianer ist.
Wie und warum hast Du Dich entschieden, die Kampagne zur Rettung der Awá, dem bedrohtesten Volk der Welt, zu unterstützen?
In den letzten Monaten habe ich viele beunruhigende Meldungen in der brasilianischen Presse darüber gelesen, wie das Eindringen illegaler Holzfäller auf indigenes Land zunimmt. Es ist ein Verbrechen, dass Brasilianer schon immer sehr beunruhigt hat, aber in letzter Zeit es ist noch schlimmer geworden.
Ich wollte immer in irgendeiner Weise dazu beitragen, dieses Thema in der Öffentlichkeit bekannter zu machen. An diesem Schnittpunkt, mit meiner Liebe für die Geschichte, die Menschen und die natürlichen Lebensräume Brasiliens, fühle ich mich verpflichtet mitzumachen. Es ist eine Ehre für mich, Teil von Survivals Kampagne zu sein.
Was hat Dich zu der Musik, die Du exklusiv für Survivals Awá-Video komponiert hast, inspiriert?
Die Inspiration hinter dem Video ist das Wissen darum, dass indigene Völker Lebensweisen pflegen, die geschützt werden müssen. Und wenn ich mit ein paar Noten helfen kann, ist es doch das Mindeste was ich tun kann.
Ein brasilianischer Minister sagte kürzlich: „Leider haben wir viel Gewalt in Bezug auf indigene Völker. Und das Ausmaß ist so groß, dass es für jede Regierung unmöglich wäre, diese Situationen zu verhindern, während sie sich entwickeln.“ Was denkst Du, wenn Du so etwas hörst?
Diese Situationen haben sich seit den letzten 500 Jahren entwickelt. Das ist wirklich genug Zeit für die Regierung zu lernen, wie man zumindest einige dieser Gewalttaten verhindern kann. In der Geschichte unseres Landes gab es schon viele gute Menschen, die uns gezeigt haben, wie das geht.
Wir müssen jetzt versuchen solche gewaltsamen Situationen insoweit zu verhindern, als dass unsere indigenen Völker durch sie nicht ausgerottet werden.
Was sind ihre persönlichen Erfahrungen mit indigenen Völkern in Brasilien?
Ich bin im brasilianischen Bundesstaat Espírito Santo aufgewachsen, wo viele indigene Völker in Küstennähe leben. Als Kind besuchte ich ihre Dörfer, um mehr über ihre Lebensweise zu lernen.
Wenn man die Namen vieler unserer Früchte (Açaí, Guarana), Flüsse (Amazonas), Strände (Ipanema, Copacabana), Fußballvereine hört und unsere Kochrezepte, Vornamen und vieles, vieles mehr liest, reicht das schon, um zu zeigen, wie sehr indigene Völker unser Leben beeinflussen.
Einige unserer schönsten Geschichten stammen von indigenen Völkern. Manche unserer indigenen Sprachen, von denen viele fast ausgestorben sind, sind die musikalischsten, die ich je gehört habe. In meinen Ohren klingen sie wie Musik.
Und nicht zuletzt ist es auch sehr wahrscheinlich, dass jeder Brasilianer und jede Brasilianerin zumindest eine kleine indigene Prägung in der eigenen DNA trägt. Indem wir indigene Völker schützen, schützen wir unser Wesen.