Das Volk des Jaguar
Die Matsés im Amazonasgebiet sind wegen ihrer Gesichtsverzierungen, die aussehen wie Schnurrhaare, auch als Jaguar-Volk bekannt. Entschlossen kämpfen sie gegen die Bedrohung durch einen kanadischen Ölkonzern.
Die Matsés sind geübte Jäger und echte Spezialisten im Umgang mit Pfeil und Bogen. Die Pfeile werden aus Schilfrohr gefertigt und mit Baumwollfäden und einem goldenen Grass dekoriert. Ihre Beute sind Klammeraffen, Weißbartpekari, Tapire, Wollaffen und Gürteltiere. In der Trockenzeit sammeln sie auch Eier von Flussschildkröten.
1969 wurden die Matsés zum ersten Mal kontaktiert, von Mitgliedern der amerikanischen Missionarsgruppe The Summer Institute of Linguistics. Die Missionare kamen, nachdem es zu gewalttätigen Zusammenstößen zwischen Siedlern, die versucht hatten eine Straße durch das Gebiet der Matsés zu bauen, und den Indianern, die ihr Land verteidigten, gekommen war.
Die Menschenrechtsorganisation Survival International setzt sich dafür ein, dass das Land der Matsés nicht von Pacific Rubiales zerstört wird und ihr Überleben als indigenes Volk gesichert wird.
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Die Matsés bauen eine Vielzahl unterschiedlicher Pflanzen in ihren Gärten an, darunter Kochbananen und Maniok.
“Wir essen kein Fabrikessen, wir kaufen keine Dinge. Das ist der Grund, wieso wir Platz benötigen, um unser eigenes Essen anzubauen”, sagt Antonina Duni, eine Frau vom Volk der Matsés.
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Die Matsés sind Wächter ihres Landes.
Sie ändern immer wieder ihre Jagd- und Fischgründe, um den Boden und die Tiere nicht zu sehr zu beanspruchen.
“Das Leben vor dem Kontakt war unglaublich”, erinnert sich ein Matsés. “Wir lebten auf einer Seite des Flusses und setzten auf die andere Seite über, um dort unsere Gärten anzulegen. Und wenn es Zeit war, haben wir diese Gärten einfach verlassen und an einem anderen Ort neue Gärten begonnen.”
Nun fürchten die Matsés, dass die Suche nach Öl ihre Umwelt bedroht. “Öl wird den Ort zerstören, an dem unsere Flüsse geboren werden. Was wird aus den Fischen werden? Was werden die Tiere trinken?”
© Alison Wright/ www.alisonwright.com
Kochbananen sind in jedem Garten zu finden. Sie sind ein zentraler Bestandteil der Ernährung der Matsés.
Die Frauen sind verantwortlich für die Zubereitung von Chapo, einem süßen Getränk aus Kochbananen. Die reifen Früchte werden gekocht und das weiche Fruchtfleisch durch handgemachte Siebe aus Palmenblättern gepresst.
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Sowohl Frauen als auch Männer wenden vor Jagdausflügen oft Froschgift an, um ihre Klarheit, Sicht und ihren Mut zu stärken. Das Gift entfaltet seine Wirkung über mehrere Tage.
Das Gift wird gewonnen, indem die Haut des Frosches mit einem Stock gerieben wird. Die Flüssigkeit wird dann auf kleine Wunden, die in der Haut des Empfängers eingebrannt werden, aufgetragen.
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Einem Matsés wird Nënë, starker Schnupftabak, in die Nase geblasen, um seine Ausdauer und Kraft zu fördern.
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Wie viele indigene Völker haben auch die Matsés ein ausgeprägtes Wissen über den Einsatz von Waldpflanzen, um Krankheiten zu heilen. Die Matsés glauben, dass Pflanzen und Tiere eine Seele haben und dem menschlichen Körper entweder schaden oder ihn heilen können.
Halsschmerzen können durch den Verzehr von Brüllaffen-Fleisch verursacht werden und können mit einer Pflanze, die dem Kehlkopf des Affen ähnelt, behandelt werden.
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Allerdings sind seit dem ersten Kontakt mit Außenstehenden viele Matsés an Krankheiten wie Malaria, Tuberkulose und Hepatitis gestorben. Auch Unterernährung und deren Folgen haben Menschenleben gekostet.
Die größten gesundheitlichen Probleme sind heute vor allem die hohen Raten an Hepatitis B- und D-Infektionen.
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Bei dem Projekt des kanadischen Ölkonzerns Pacific Rubiales, das auf US$ 36 Millionen geschätzt wird, sollen Hunderte Schneisen in ein Waldgebiet von 700km2 geschlagen und Brunnen gebohrt werden, um nach Öl zu suchen.
Dies wird die Quellgebiete dreier wichtiger Flüsse betreffen, auf welche die Matsés angewiesen sind. Zusätzlich befindet sich der Ölblock 135 auf genau dem Gebiet, das als Schutzgebiet für unkontaktierte Völker vorgeschlagen wurde.
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Unkontaktierte Indianer leben im Umkreis der Matsés in Peru und Brasilien. Während der 1990er Jahre drangen Holzarbeiter in das Gebiet der Matsés ein und zwangen die unkontaktierten Indianer zu fliehen. Die Matsés sagen, dass die Unkontaktierten nun wieder zurückkehren.
“Als die Holzarbeiter in unser Land eindrangen, verschwanden die unkontaktierten Menschen in den Wald. Jetzt haben wir die Holzarbeiter vertrieben und die Indianer kehren zurück.”
“Der Ölkonzern wird sie erneut zur Flucht zwingen…”
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Obwohl die Matsés sich schon mehrmals gegen die Arbeit des Ölkonzerns auf ihrem Land ausgesprochen haben, wurden ihre Proteste bislang ignoriert.
“Wir haben in Briefen an die Regierung den Ölkonzern abgelehnt. Wir erhielten keine Antwort”, berichtet Antonina Duni Goya Nesho gegenüber Survival. “Geh los und sag der ganzen Welt, dass die Matsés in ihrer Position gegen den Ölkonzern fest entschlossen sind. Wir wollen nicht, dass er in unser Land eindringt!”
Survivals Unterstützung für die Kampagne der Matsés lässt hoffen. Das Vale do Javari-Schutzgebiet für unkontaktierte und andere indigene Völker – welches die Heimat der Matsés auf der brasilianischen Seite der Grenze ist – wurde 1988 im Anschluss an eine Survival-Kampagne demarkiert. Es ist heute noch, nach dem Territorium der Yanomami, das zweitgrößte indigene Gebiet in Brasilien.
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“Menschen, die von Außen hierher kommen, können den Matsés keine Vorschriften diktieren. Wir treffen unsere eigenen Entscheidungen. Man kann uns nicht zwingen”, sagt Antonina Duni.
Um den Matsés beim Schutz ihres Landes und ihrer Zukunft zu helfen, können Sie über Survivals Webseite eine E-Mail an den Präsidenten von Pacific Rubiales schicken und ihn bitten, dass sich Pacific Rubiales aus dem Gebiet der Matsés zurückziehen soll, bevor die Leben der Matsés für immer zerstört werden.
Sie können auch einen Brief an den peruanischen Präsident S.E. Ollanta Humala schreiben und ihn auffordern, die Verträge mit Pacific Rubiales zu kündigen.
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Der Fluss führt mitten hindurch: Schätzungsweise 2.200 Matsés leben an den Ufern des Yaquerana-Flusses, der die internationale Grenze zwischen Brasilien und Peru markiert. Für die Matsés, in Brasilien auch als Mayoruna bekannt, ist das Land auf beiden Seiten des Flusses ihr angestammtes Gebiet. “Wir kennen keine Grenzen”, sagen sie.
Doch heute droht den Matsés der Verlust ihres Landes, da der kanadische Ölkonzern Pacific Rubiales in ihrem Wald und ihrer Heimat nach Öl sucht. Der Konzern plant dafür Hunderte seismische Linien zu schlagen und Erkundungsbohrungen durchzuführen.
“Unsere Vorfahren sagten uns immer, dass Außenseiter Konflikte beginnen”, sagt Marcos, ein Matsés. “So wie schon während des Kautschukbooms kommen sie nun wieder, um Konflikte unter uns zu verursachen.”
© Christopher Pillitz