Streit um 'Freakshow-TV': Rassismus-Urteil gegen Sender bestätigt
25 Juni 2014
Diese Seite wurde 2014 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.
Eine richterliche Überprüfung hat das Urteil gegen einen australischen TV-Sender, der sich in einem Bericht über die indigenen Suruwaha des Rassismus schuldig gemacht hat, bestätigt. Survival International, die globale Bewegung für die Rechte indigener Völker, hatte den krassen TV-Bericht als ‘Freakshow-TV’ kritisiert.
Im September 2012 hatte Australiens Rundfunk-Regulierungsbehörde ACMA in einer bahnbrechenden Entscheidung den Sender Channel 7 für schuldig befunden, “intensive Ablehnung, ernsthafte Missachtung oder schwere Verhöhnung gegen eine Person oder Gruppe provoziert” zu haben, indem fehlerhaftes Material ausgestrahlt wurde. Channel 7 hatte eine rechtliche Überprüfung der Entscheidung gefordert, doch ein Bundesgericht bestätigte nun das Urteil der Rundfunkbehörde.
Der Bericht von “Abenteurer” Paul Raffaele und Reporter Tim Noonan stellte die Suruwaha in Brasilien als Kindesmörder, Relikte aus der “Steinzeit” und als einige der “schlimmsten Menschenrechtsverletzer der Welt” dar.
Ein Suruwaha-Mann sagte Survival International, dass das Programm Lügen über sein Volk enthält. Er erklärte: “Sie lügen über uns, denn wir töten keine Kinder. Paul und Tim haben gelogen. Sie brachten das Material, das sie hier aufgezeichnet haben, weit weg, um es JOCUM [eine fundamentalische evangelikale Missions-Organisation] zu zeigen und über uns Lügen zu erzählen.”
Er fügte hinzu: “[Paul Raffaele] ist ein schlechter Mensch. Er hat uns wirklich Leid zugefügt. Wie konnte er uns Suruwaha so schlecht behandeln?”
Survival International hatte die ursprüngliche ACMA-Beschwerde gegen Channel 7 eingereicht, nachdem der Sender sich geweigert hatte eine Richtigstellung seines Berichtes zu veröffentlichen. Channel 7 hatte nicht auf Basis des Inhalts der ACMA-Entscheidung eine richterliche Überprüfung gefordert, sondern argumentiert, dass die Sendung gar kein Faktenbericht hätte sein sollen. Das Gericht hat diesen Versuch, die Entscheidung von ACMA aufgrund einer Formsache zu kippen, nicht akzeptiert und ACMAs Entscheidung bestätigt.
Die Suruwaha waren in den letzten Jahren in das Visier von fundamentalistischen Missionaren geraten, die fälschlicherweise behaupten, dass das indigene Volk regelmäßig Neugeborene tötet. Die Missionare hatten in Brasiliens Kongress ein Gesetz gefordert, das die Trennung indigener Kinder von ihren Eltern erlaubt hätte.
Channel 7 bittet auf seiner Webseite um Spenden für die evangelikale Organisation, die mit dieser Kampagne gegen die Suruwaha in Verbindung steht.
Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte heute: “Indigene Völker werden schon seit der Ankunft der ersten europäischen Kolonialisten der ‘Barbarei’ beschuldigt, weil man nach Rechtfertigungen für die Brutalität des Imperialismus suchte. Leider zeigt der Mythos des ‘brutalen Wilden’ mal wieder sein hässliches Gesicht – und es ist heute nicht weniger schädlich als früher. Es ist richtig und angemessen, dass ACMAs Entscheidung aufrecht erhalten wurde. Es gibt einfach keine Entschuldigung für solch extreme Vorurteile in den heutigen Medien.”
Hinweis an die Redaktion:
- Survival International stellt sich gegen die öffentliche Darstellung indigener Völker als “primitiv”, “gewaltbereit” oder “rückständig”. Survival glaubt, dass indigene Völker nicht mehr oder weniger gewalttätig sind, als Menschen in anderen Gesellschaften.
- Erfahren Sie mehr über den Mythos des ‘brutalen Wilden’ und Survivals Kritik an Autoren wie Jared Diamond.
- Lesen Sie das vollständige Urteil des Bundesgerichtes Australiens.