UN-Expertin warnt vor Völkermord an brasilianischen Indigenen
27 September 2016
Diese Seite wurde 2016 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.
Eine Expertin der Vereinten Nationen (UN) hat Brasiliens Regierung vorgeworfen, bei der Anerkennung der Rechte der indigenen Völker zu versagen, nachdem sie sich vor Ort ein Bild von den schrecklichen Lebensbedingungen gemacht hat. Viele indigene Völker in ganz Brasilien sind mörderischer Gewalt von Eindringlingen ausgesetzt, die es auf das Land und die Ressourcen der Indigenen abgesehen haben.
Victoria Tauli-Corpuz, die Expertin der UN für indigene Völker, hat deutlich auf die Rückschritte hingewiesen, die in Brasilien beim Schutz der Rechte der indigenen Völker zu verzeichnen seien. „Trotz des Elends, das Brasiliens Indigene durchgemacht haben, bleiben sie fest entschlossen, ihr Land zu erhalten … und über ihre eigene Zukunft zu bestimmen“.
Viele indigene Völker leiden an Krankheiten und Mangelernährung, ihre Gemeinden werden angegriffen und ihre Anführer*innen umgebracht. Einem Bericht des Indigenenmissionsrates der katholischen Kirche in Brasilien, CIMI, zufolge wurden im vergangenen Jahr 137 Indigene ermordet.
Mehrere indigene Anführer reisten in der vergangenen Woche nach Genf, um an einem Treffen teilzunehmen, bei dem Victoria Tauli-Corpuz ihre Erkenntnisse vortrug.
Eliseu Lopes, ein Sprecher des Volkes der Guarani, erklärte gegenüber den Vereinten Nationen: „Wir haben kein Wasser oder richtige Nahrungsmittel. Wir sind Menschen, aber sie besprühen uns mit Pestiziden, als ob wir Schädlinge wären … Auch wenn unsere Anführer umgebracht und unsere Leute massakriert werden, wir kämpfen weiter für unser tekoha (angestammtes Land).“
Die Guarani müssen unter schlimmen Bedingungen an den Rändern von Straßen und in überfüllten Lagern leben, nachdem ihnen ihr Land gestohlen wurde, um darauf riesige Plantagen anzulegen. Die Guarani und Dutzende anderer indigener Völker führen in Brasilien eine Kampagne gegen die Verfassungsänderung 215 (PEC 215), die dazu führen würde, dass die Landrechte der Indigenen drastisch geschwächt würden. Eine Rückkehr auf ihr Land wäre dann fast unmöglich.
Die indigene Delegation in Genf forderte den unverzüglichen Schutz ihres Landes. Die Zukunft der indigenen Völker stehe auf dem Spiel, denn anti-indigene Politiker*innen werden in Brasiliens Kongress immer stärker. Präsident Michel Temer hat weitere Einschnitte in das Budget der Indigenenbehörde FUNAI angedroht, die dazu führen würden, dass diese ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen könnte und indigene Gebiete eine leichte Beute für Eindringlinge würden.
Survival und Survival-Unterstützer*innen auf der ganzen Welt fordern „Weg mit Verfassungsänderung 215 !“ und setzen sich für die Beibehaltung der indigenen Landrechte ein. Ohne ihr Land droht den indigenen Völkern eine Katastrophe.
In ihrem Bericht betonte Victoria Tauli-Corpuz zudem, dass indigene Völker die besten Naturschützer*innen und Hüter*innen der Umwelt seien. Doch in vielen Fällen werden sie gesetzeswidrig von ihrem angestammten Land verwiesen, im Namen des Naturschutzes.
Tauli-Corpuz merkte an, dass es bei Naturschutz-Bestrebungen in vielen Teilen der Welt zu Menschenrechtsverletzungen an indigenen Völkern gekommen sei. Sie forderte Staaten und Naturschutzorganisationen dazu auf, sich aktiv für die Rechte der indigenen Völker einzusetzen.