Indiens Oberstes Gericht verurteilt „historisches Unrecht" an Indigenen

25 Januar 2011

Bhil Mädchen, Indien. Der Oberste Gerichtshof verurteilt „schreckliche Unterdrückung und Gewalt". © Sunil Janah/Survival

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Zwei Richter am Oberste Gerichtshof in Indien haben in einem wegweisenden Urteil die indigene Bevölkerung Indiens als die „ursprünglichen Bewohner“ des Landes bezeichnet und das „historische Unrecht“ ihnen gegenüber verurteilt.

Bei der von den Richtern Gyan Sudha Misra und Markandey Katju geleiteten Berufungsverhandlung ging es um eine Frau der indigenen Bhil, die wegen der Beziehung zu einem Mann einer „höheren“ Kaste entkleidet, geschlagen und gezwungen wurde nackt umherzulaufen. Die Richter bezeichneten das Urteil im ersten Prozess als zu milde und das Verbrechen als „beschämend, schockierend und empörend“ und „absolut inakzeptabel für ein modernes Indien.“

Die Richter zollten den indigenen Völkern Indiens Anerkennung dafür, dass sie „es geschafft haben trotz Unterdrückung und Gewalt durch andere Gemeinden, viele ihrer indigenen Bräuche zu bewahren.“ Sie erkannten explizit an, dass die indigene Bevölkerung Indiens, auch bekannt als Adivasis, die „Nachkommen der ursprünglichen Bewohner Indiens“ sind – im Gegensatz zu den übrigen 92% der Bevölkerung, die sie als „Nachfahren von Einwanderern“ bezeichneten. Die Regierung Indiens vertritt offiziell die Position, dass alle Bewohner „indigen“ sind, nicht nur die Adivasis.

Der Fall der Bhil Frau wurde im Kontext von „tausenden Jahren (…) der schrecklichen Unterdrückung und Gewalttaten“ gegen die Adivasis Bevölkerung des Landes betrachtet. Die Richter beklagten die Misshandlung von Adivasis auf Grundlage der weit verbreiten Ansicht, dass indigene Völker „minderwertig“ seien.

„Die Einstellung unsere Bevölkerung gegenüber indigenen Völkern muss sich ändern. Sie müssen den Respekt erhalten, den sie als ursprüngliche Bewohner Indiens verdienen. (…) Das Unrecht welches indigenen Völkern in Indien angetan wurde ist ein beschämendes Kapitel in der Geschichte unseres Landes. (…) Sie wurden in großer Zahl ermordet und die Überlebenden und ihre Nachfahren wurden erniedrigt, gedemütigt und seit Jahrhunderten wurden ihnen alle möglichen Gewalttaten angetan. Ihr Land wurde ihnen genommen und sie wurden in die Wälder und Berge vertrieben, wo sie sich ein elendiges Dasein in Armut, Analphabetismus und Krankheit erkämpfen.“

Die Richter warnten auch davor, dass das Unrecht gegen die indigene Bevölkerung nicht der Vergangenheit angehört. „Jetzt gibt es sogar Bemühungen einiger Leute, [die indigene Bevölkerung] von ihrem Land in den Wäldern und Bergen zu vertreiben und ihnen die Erzeugnisse des Waldes zu nehmen mit denen sie überleben.“ Die Vertreibung von ihrem Land kann für indigene Gemeinden schwerwiegende Folgen haben.

Survival führt Kampagnen zum Schutz der Rechte der Adivasi Bevölkerung in Indien, insbesondere ihrer Landrechte und dem Recht, ihre Zukunft und ihre Art zu leben selbst bestimmen zu können.

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