Doch es gibt einen Haken: Seit der Einrichtung der ersten Nationalparks Ende des 19. Jahrhunderts haben Regierungen und große Naturschutzorganisationen indigene Völker von ihrem Land vertrieben. Sie behaupten, dass die „Natur“ vor den Menschen geschützt werden muss, die diese Landschaften geschaffen und geformt haben.
In Afrika und Asien sind indigene Völker schockierender Gewalt ausgesetzt, um sie aus ihrem Zuhause zu vertreiben, das in Schutzgebiete umgewandelt wurde. Für viele von ihnen ist dieser vermeintliche „Schutz“ zur größten Bedrohung geworden. Die zunehmende Ausweitung von Schutzgebieten könnte zum größten Landraub der Geschichte werden.
Diese Art die Umwelt zu schützen zerstört die ursprünglichen Hüter*innen der Natur, verstößt eklatant gegen ihre Rechte und trägt nicht zum Artenschutz bei. Aber wir sind so daran gewöhnt, dass wir deine Hilfe brauchen, um dieses fehlerhafte Modell zu ändern.
Indigene Völker und ihre Rechte müssen im Mittelpunkt des Kampfes gegen Umweltzerstörung und Klimawandel stehen.
Aktuelles aus der Kampagne
9 Dezember 2024
3 Dezember 2024
19 November 2024
20 September 2024
7 Juni 2024
Kolonialer Naturschutz: Basierend auf Rassismus und Gewalt
Die Idee des kolonialen Naturschutzes, der oft auch als „Festungsnaturschutz“ bezeichnet wird, wurzelt in der kolonialen Überzeugung, dass indigene Völker nicht in der Lage sind, selber ihr eigenes Land zu verwalten.
Steve Gartlan, ehemaliger WWF-Landesdirektor für Kamerun, war beispielsweise überzeugt, dass „es unrealistisch und unverantwortlich ist, die Verantwortung für den Schutz dieser einzigartigen Ökosysteme den lokalen Gemeinschaften zu übertragen, die weder über die Ressourcen noch über die notwendige biologische Ausbildung verfügen, um sie zu verwalten.“
Diese Ideen, die im Naturschutz bis heute überleben, basieren auf Rassismus, werden mit fragwürdigen Zahlen verteidigt und dienen der Rechtfertigung des Diebstahls von indigenem Land.
Das ist verschleierter Kolonialismus: Mächtige Organisationen stehlen Land und Ressourcen von indigenen Völkern und behaupten gleichzeitig, den Planeten zu retten.
Von Hochglanzmagazinen, über engagierte Promis bis hin zu Postern in Kinderzimmern propagieren Naturschützer*innen eine Vision des Naturschutzes, die menschliche Einflüsse – insbesondere die der lokalen Bevölkerung – als Bedrohung für die Natur ansieht. Dieses Modell hat sich über 150 Jahre entwickelt – im Widerspruch zu Ansichten indigener Völker.
Anstatt die Rechte erfahrener indigener Landhüter*innen zu verteidigen, behandeln Naturschützer*innen sie als Eindringlinge in einem angeblich „natürlichen“, „unberührten“ oder „wilden“ Raum. Dieser falsche und irreführende Mythos der „Wildnis“ wird verwendet, um Orte wie den Amazonas und das Kongobecken zu beschreiben, die jedoch seit Generationen von indigenen Völkern gestaltet und bewohnt werden. Der Mythos wird genutzt, um die Verletzung ihrer Rechte und den Raub ihres Landes zu rechtfertigen.
Eine globale Mission
Heute leiten Regierungen im Globalen Norden Milliarden von Euro und Steuergeldern über große Naturschutzorganisationen an Projekte im Globalen Süden weiter und prägen, wie Naturschutz auf dem Land indigener Völker umgesetzt wird.
Bekannte Naturschutzorganisationen wie WWF, WCS und African Parks fördern die Einrichtung von Schutzgebieten, beraten Regierungen, kontrollieren Geldflüsse an lokale Gruppen und verwalten (allein oder mit Regierungen) Schutzgebiete, die manchmal so groß sind wie ganze Länder.
Indigene Völker erfahren meist erst von den Vorhaben, wenn die Vertreibung und der Raub ihres Landes beginnen.
Um indigene Völker von einer Rückkehr abzuhalten, brennen Ranger, die von der Naturschutzindustrie finanziert und unterstützt werden, Häuser nieder, vertreiben Familien und begehen grausame Übergriffe – Schläge, Folter und sogar Mord. Die gleichen Organisationen tun die Menschenrechtsverletzungen als „ein paar faule Eier“ ab. Unabhängige Untersuchungen zeigen jedoch, dass das Problem weit verbreitet ist und dem militarisierten Modell des Festungsschutzes innewohnt.
„Der WWF kam in unseren Wald, legte ohne unsere Zustimmung Grenzen fest und sagte uns, dass wir dort nicht mehr hingehen dürften. Die Ranger schlagen Menschen – sie schützen keine Elefanten.“ - Angehöriger der Baka, Kongo
„Wir wollen kein Geld. Wir wollen frei im Wald leben. Die indigenen Völker, der Wald und die Tiere sind alles eins“. - Jenu Kuruba-Mann, Indien
Sobald ihnen ihr Land gestohlen wurde, können sich indigene Menschen nicht mehr autark versorgen und sind auf Almosen angewiesen, – oft von denselben Organisationen, die für ihre Vertreibung verantwortlich sind und die behaupten, den Verlust ihrer Rechte nun durch die Bereitstellung „alternativer Lebensgrundlagen“ zu „kompensieren“. Indigene sind nicht mehr in der Lage, ihre Familien zu ernähren, die Gräber ihrer Vorfahren zu besuchen oder ihr angestammtes Wissen an ihre Kinder weiterzugeben. Dadurch werden indigene Völker und ihre einzigartige Bindung an ihr Land zerstört.
In der Zwischenzeit „erkunden“ zahlende Tourist*innen und Trophäenjäger*innen zum Vergnügen das indigene Land, und Institutionen wie die UNESCO oder die Weltnaturschutzunion (IUCN) preisen diese Orte als Weltkulturerbe oder als Mittel gegen die Umweltzerstörung.
Schwer zu glauben? Höre dir einige Aussagen von Indigenen an, die Verbrechen im Namen des Naturschutzes erlebt haben.
Naturschutzorganisationen und die Regierungen, die sie finanzieren, sind sich der Grausamkeiten seit vielen Jahren, oft seit Jahrzehnten, bewusst. Dennoch unterstützen sie weiterhin das koloniale Naturschutzmodell und ignorieren alternative Modelle der indigene Landverwaltung. Einige Naturschutzorganisationen haben außerdem Berichte über Menschenrechtsverletzungen vertuscht.
Ihr positives Image hat dazu geführt, dass Naturschutzorganisationen kaum zur Rechenschaft gezogen werden, obwohl sie und ihre Geldgeber nach internationalem Recht verpflichtet sind, die Zustimmung indigener Völker einzuholen (FPIC) und von Projekten Abstand zu nehmen, die ihre Rechte verletzen.
Ein kaputtes, auf Profit ausgerichtetes Modell
Die Vertreibung indigener Völker bedeutet nicht, dass das Land für alle Menschen tabu ist.
An manchen Orten können wohlhabende Tourist*innen gegen Zahlung von Tausenden von Euro Trophäen jagen, während die Jagd zur Selbstversorgung für die Bevölkerung vor Ort verboten ist. An anderen Orten werden Tourismus und Rohstoffausbeutung, wie z. B. „nachhaltiger Holzeinschlag“, toleriert, und die Unternehmen arbeiten mit den Naturschutzorganisationen zusammen. Zunehmend nutzen Naturschutzorganisationen und Regierungen Schutzgebiete auch dazu, CO2-Zertifikate zu generieren, die an Unternehmen wie Meta oder British Airways verkauft werden.
„Sie [Conservation International] kümmern sich nur ums Geld und darum, wie sie es ausgeben... Der Wald ist ihnen egal.“ – Angehörige der Kuy, Kambodscha
„Tourist*innen bringen Plastikmüll mit, der unsere Tiere tötet. Uns macht das Sorgen, aber sie nennen das Naturschutz.” – Husain Swamy, Chenchu, Indien
Diese Doppelmoral wird mit der Behauptung gerechtfertigt, dass solche Aktivitäten wichtige finanzielle Mittel für die Naturschutzprojekte einbringen. Naturschutzorganisationen sagen, dass die Weltgemeinschaft 700 Milliarden US-Dollar pro Jahr aufbringen müsse. Doch ein anderes Naturschutzmodell, das die Landrechte indigener Völker respektiert, erzielt gleiche oder sogar bessere Ergebnisse zu einem Bruchteil der Kosten.
Naturschutz hat sich in eine Industrie verwandelt und große Naturschutzorganisationen arbeiten wie Konzerne. Sie fügen denjenigen Schaden zu, die am wenigsten für den Verlust der biologischen Vielfalt und die Klimakrise verantwortlich sind, während sie ihre Dienste denen anbieten, die die Umweltzerstörung vorantreiben.
Für ein neues Naturschutz-Modell kämpfen
Hilf uns, diese Form des „Naturschutzes“ zu stoppen, die die engsten Verbündeten der Umwelt vernichtet. Es ist Zeit für einen Ansatz, der die zentrale Rolle der indigenen Völker im Kampf um den Schutz ihres angestammten Landes anerkennt und ihre Rechte respektiert. Sie waren schon Naturschutz- Expert*innen, lange bevor das Wort „Naturschutz“ überhaupt erfunden wurde.
Weltweit haben sich indigene Völker dem kolonialen Naturschutz widersetzt. Sie organisieren Proteste, kritisieren koloniale Vorstellungen von „Natur“ und fordern die Einhaltung ihrer Rechte. Viele sind in ihrem Kampf Gewalt oder Einschüchterung ausgesetzt. Seit über 30 Jahren unterstützt Survival International diese Menschen und setzt sich dafür ein, dass die im Namen des Naturschutzes begangenen Menschenrechtsverletzungen aufhören. Hier steht, was dafür nötig ist und was du tun kannst: