Wanderfeldbau

Brandrodung und Umweltschutz

Einige argumentieren, dass die immense Vielfalt des Regenwaldes durch diese Anbautechnik gefördert statt gefährdet wird.

Feuer ist ein Hilfsmittel, das in diesen Anbausystemen vorsichtig eingesetzt wird. Oft wurden über Generationen Methoden entwickelt, damit das Feuer für das Land und die Gemeinschaft angemessen eingesetzt werden kann. Unter Brandrodung versteht man aber auch jene Art des weit verbreiteten Eingriffes von Farmen und Viehbetrieben, bei der zuerst die Bäume gefällt und dann die Strunke verbrannt werden, um anschließend Felder anzulegen.

Diese invasive „Pionierarbeit“ ist nicht zu vergleichen mit dem vorsichtig nährendem und rotierendem Landwechsel, wie ihn indigene Völker bereits seit Generationen praktizieren. Doch schlecht informierte Entscheidungsträger haben all diese Praktiken in einem Topf geworfen und stellen sie als Umweltsünde dar.

In den späten 1900er Jahren wurde Brandrodung noch als katastrophale Aktivität angesehen, die Wälder zerstört, die eigentlich dem Umweltschutz oder der Holzgewinnung dienen sollten. Die Auswirkungen von Bergbau, Staudämmen, Plantagenwirtschaft und die wachsende Nachfrage nach Tropenholz wurden heruntergespielt, während Brandrodung für Umweltschützer zum Feind Nummer Eins wurde. Mehrere Regierungen verbannten oder beschränkten die Methode, während gleichzeitig weite Flächen für Abholzung, Plantagen und Biotreibstoff-Produktion freigegeben wurden.

Diese Einstellung ist noch immer weit verbreitet. Die Bergbaugesellschaft Vedanta Resources behauptete zum Beispiel, dass die „Anbaupraktiken der Dongria Kondh mit ihren Landwechseln zu weitläufiger Zerstörung des Waldes und der biologischen Vielfalt führt“. Diese Aussage ist nicht nur falsch, sondern aus dem Mund eines Unternehmens, das einen gewaltigen Tagebau mitten in einem biodiversen Bergland errichten will, zynisch.

Mittlerweile haben Wissenschaftler erkannt, dass mit diesen landwirtschaftlichen Systemen „ein hohes Niveau von Biodiversität beibehalten wird und gleichzeitig die Lebensgrundlage für die Bevölkerung in tropischen Regenwäldern weltweit gesichert werden kann“.

Im peruanischen Amazonas haben Wissenschaftlicher durchschnittlich 37 Baumarten auf brandgerodeten Feldern verzeichnen können. In den Territorien der Karen, die Brandrodungsfeldbau in Nordthailand betreiben, konnten 370 Arten festgestellt werden.

Der Brandrodungsfeldbau indigener Völker ist also weit entfernt davon für die Zerstörung der Biodiversität verantwortlich zu sein, stattdessen wird immer häufiger anerkannt, dass diese Anbautechnik sogar die Vielfalt der Waldgebiete und den ökologischen Wert einer Region unterstützt.

Brandrodungsfeldbau in der Praxis

Die Wanniyala Aetto in Sri Lanka leben vorwiegend im Wald und praktizieren traditionell eine landwirtschaftliche Methode namens Chena. Dabei werden die Waldflächen für ein bis zwei Jahre gerodet und dann für sieben oder acht Jahre stillgelegt. Diese Gebiete sehen im Vergleich zu den ordentlichen Feldern mit ihrer spezifischen Getreidesorte eher chaotisch aus, denn eine Vielzahl von verschiedenen Pflanzen existiert hier nebeneinander. Doch diese Biodiversität ist sowohl der Schlüssel für ihren den ökologischen Wert als auch für ihre ökonomische Bedeutung für die Wanniyala Aetto.

Viele der weltweiten „Primärwälder“ wurden historisch betrachtet durch Wanderfeldbau bearbeitet. Viele „Sekundärwälder“, bei denen der Wald nachgewachsen ist, sind reich an Vielfalt, nachdem die Rodung das Wachstum anderer Pflanzen ermöglichte, die wiederum eine Vielfalt von Vögeln und Tieren anlockt.

In den brachliegenden Perioden bieten die regenerierenden Felder einiges für die Gemeinschaften – von Tieren zum Jagen bis zu einer Reihe von Waldprodukten wie Medizinpflanzen, Fasern und Öl. In diesen Gemeinschaften gilt der Wald als ein wertvoller Teil der eigenen Existenz und nicht als ein Stück Land, das für den Feldbau gerodet werden muss.

Die Jumma und der Jhum-Landbau

Die Jumma, eine Gruppe von mehreren Gemeinschaften in den Chittagong Hill Tracts im Norden Bangladeschs, wurden nach Jhum benannt, ihrer Art des Wanderfeldbaus. Das Jumma-Volk hat eine Landwirtschaft entwickelt, die an die felsige, hügelige Landschaft, in der sie leben, angepasst ist.

Die Jhum-Methode ist ein effektives, nachhaltiges System, dass alles zur Verfügung stellt, was die Jumma-Völker seit Generationen benötigten. Aber seit einigen Jahren werden die Jumma in ein immer kleiner werdendes Gebiet gedrängt. Zuerst durch die Überflutung ihres Landes durch den Bau eines Staudamms am Karnafuli-Fluss, dann durch die Besiedelung ihres Gebietes durch Tausenden Bengali, die von der Regierung unterstützt wurden, sich in dem Gebiet der Hills niederzulassen.

Die Jumma und ihre Jhum-Anbautechnik sind bedroht durch die Besiedlung und die Armee. Verschärft wird die Lage zudem von den vielen Restriktionen darüber, wie die Jumma ihren Wald nutzen und betreten dürfen. Sie sind gezwungen ihre Perioden der Brache zu verkürzen, wodurch ihre Ernteeinnahmen sinken und dies zu Nahrungsmittelmangel und ökonomischer Belastung führt.

Erträge aus dem Brandrodungsfeldbau

Ein Argument, das gegen den Brandrodungsfeldbau spricht, ist, dass er eine wachsende Bevölkerung nicht ausreichend ernähren kann. Trotzdem sind die Qualität und die Vielfalt der Nahrungsmittel, die auf den brandgerodeten Feldern entstehen, normalerweise höher als auf landwirtschaftlich intensiv genutzten Flächen. Untersuchungen in einem Teil des Amazonasgebietes zeigen, dass weniger als fünf Prozent des Waldes zur selben Zeit kultiviert sind, der Rest befindet sich in verschiedenen Phasen der Regeneration.

Viele der Gegenden, in denen Brandrodungsfeldbau angewandt wird, sind ungeeignet für dauerhafte Bewirtschaftung, da der Boden zu nährstoffarm ist. Durch den Wanderfeldbau erhalten indigene Völker ein vielfältigeres und nachhaltigeres Angebot an Nahrung, im Gegensatz zu hohen, aber kurzzeitigen Erträgen.

Neue Landwirtschaft und Anbaugebiete für Biotreibstoffe, die normalerweise deutlich weniger Vielfalt aufweisen, nehmen mit dem Rückgang von Wanderfeldbau zu. Diese Systeme sind der lokalen Bevölkerung oft fremd und liegen außerhalb ihrer Kontrolle. Zudem können diese Techniken lokale Gemeinschaften kaum unterstützen – weder in Bezug auf die gegenwärtige Sicherung ihrer Lebensgrundlage und Ernährung noch nachhaltig. Diese Form von „Fortschritt“ bringt indigene Gemeinschaften in Gefahr.

Indigene Völker sind die besten Umweltschützer und Wächter der Natur. Sie sollten die Naturschutzbewegung anführen. Dennoch werden sie unrechtmäßig im Namen des „Naturschutzes” von ihrem angestammten Land vertrieben. Dieser Ansatz ist falsch. Und er schadet dem Naturschutz. Wir bekämpfen diese Misshandlungen – für indigene Völker, für die Natur, für unsere gesamte Menschheit. Seien Sie dabei.h2. Erfahren Sie mehr:

*Hauptseite: Indigener Naturschutz


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