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Die Mashco Piro

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Die Mashco Piro, die tief in den Regenwäldern im Südosten Perus Zuhause sind, sind mit mehr als 750 Menschen vermutlich das größte unkontaktierte Volk der Erde.

Mitte 2024 teilte Survival Fotos und Videos von Dutzenden Mashco Piro, die an einem Flussufer in ihrem Gebiet auftauchten, das unter massivem Druck durch Abholzung steht.

Sie haben eine traumatische Geschichte von Massakern und Versklavung überlebt und ihre Entschlossenheit, ihr angestammtes Land zu verteidigen, sehr deutlich gemacht.

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Mashco Piro: Die peruanische Regierung muss jetzt handeln!

Kautschukbarone drangen in den 1880er Jahren in ihr Gebiet ein, als der berüchtigte „Kautschukbooms“ das westliche Amazonasgebiet überrollte. Sie versklavten Tausende von Indigenen – töteten sie, peitschten sie aus, ketteten sie an, jagten sie, vergewaltigten sie und raubten ihnen ihr Land, ihren Wald, ihr Zuhause. Doch einige entkamen: Die Mashco Piro verschmolzen förmlich mit dem Wald, suchten die abgelegenen Quellgebiete der Flüsse auf und blieben im Verborgenen, versteckt, unkontaktiert. Heute sehen sich ihre Nachkommen, die weiterhin isoliert leben, erneut mit einer Invasion ihres Landes konfrontiert: Ein wichtiger Teil ihres Territoriums wurde für die Abholzung freigegeben, und das Dröhnen der Kettensägen erfüllt nun die Luft.
© W Hardenburg

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Im Jahr 2002 errichtete die peruanische Regierung nach Lobbyarbeit der lokalen Indigenen-Organisation FENAMAD das Reserva Territorial Madre de Dios, um den Wald der Mashco Piro zu schützen. Das üppige und artenreiche Gebiet erstreckt sich über mehrere Flussbecken nahe der brasilianischen Grenze.

Die Mashco Piro haben manchmal den Fluss zu einer nahe gelegenen Yine-Siedlung überquert. © Ministerio de Cultura de Perú

Das Schutzgebiet umfasst jedoch nur ein Drittel der Fläche, die FENAMAD vorgeschlagen hatte. Große Teile des Mashco-Piro-Gebiets blieben außerhalb des Reservats und ungeschützt. Erschwerend kommt hinzu, dass die Regierung in einem Großteil dieses Gebiets Lizenzen zur Abholzung erteilt hat, so dass die Holzunternehmen dort jahrzehntelang Mahagoni und andere wertvolle Harthölzer fällen dürfen.

Eines der größten Abholzungs-Gebiete wird von einem Unternehmen namens Canales Tahuamanu SAC betrieben. Seine Aktivitäten sind vom Gütesiegel Forest Stewardship Council (FSC) als nachhaltig und ethisch anerkannt. Allerdings verstößt dies klar gegen die FSC-Regeln, die den Holzeinschlag auf indigenem Gebiet eigentlich verbieten.

In dem Gebiet, in dem Canales Tahuamanu tätig ist, verlieren die Mashco Piro große Teile ihres Landes und werden zunehmend aus ihrem Wald vertrieben. In den letzten Jahren sind sie an gegenüberliegenden Flussufern, bei den Siedlungen eines verwandten, aber kontaktierten Volkes, der Yine, aufgetaucht. Gelegentlich nehmen sie Bananen und Yucca aus den Gemüsegärten der Yine mit oder bitten um Macheten und Kochtöpfe.

Die Sprache der Yine ist eng mit der Sprache der Mashco Piro verwandt, und sie können sich manchmal verständigen, wenn die Mashco Piro auftauchen, um Nahrung und Vorräte zu suchen.

Die Yine hören die Mashco Piro oft, bevor sie sie sehen – sie pfeifen, bevor sie aus dem Wald kommen, und ahmen dabei den hohen, dünnen Triller eines Tinamou-Vogels nach. Es ist eine Warnung, sich fernzuhalten, während die Mashco Piro Schildkröteneier am Flussufer sammeln oder sich an Obst und Gemüse bedienen.

Auch wenn sie gemeinsame Vorfahren haben, ist der Kontakt zwischen den Yine und den Mashco Piro für beide Seiten gefährlich. Unkontaktierte Mashco Piro haben keine Immunität gegen gängige Krankheiten, was eine tödliche Epidemie unter ihnen auslösen könnte. Sie haben auch gelegentlich Dorfbewohner*innen in der Nähe angegriffen, aus Gründen, die unklar bleiben. Es wird jedoch angenommen, dass dies mit dem anhaltenden Eindringen in ihr Gebiet zusammenhängt.

Wir teilen seit vielen Jahren ein Gebiet mit den unkontaktierten Völkern, seit ich ein Kind war. Mein Vater hat mir immer gesagt, wenn sie schreien oder einen Pfeil abschießen, soll man nicht vorwärts gehen, sondern zurück, denn so sagen sie 'Hier bin ich'. Wir haben unser Gebiet immer mit ihnen geteilt, und sie haben uns nie etwas Böses getan. Sie sehen uns zwar, aber sie belästigen uns nicht. Aber das ist Jahre her. Seitdem es Lizenzen für den Holzeinschlag gibt, fühlen sie sich zunehmend unter Druck gesetzt und sind verärgert, weil sie von den Unternehmen angegriffen werden.
Enrique, ein Yine-Mann, beschreibt die Beziehung zu den Mashco Piro

Viele Yine-Angehörige verteidigen die Mashco Piro. Sie legen am Rande ihres Dorfes einen zusätzlichen Garten – eine „chacra“ – an, in dem sich die Unkontaktierten mit Lebensmitteln versorgen können, bevor sie wieder im Wald verschwinden.

Die Angestellten, die für Canales Tahuamanu das Gebiet abholzen, dringen nicht nur tief in den Wald ein, sie haben auch rund 200 Kilometer Straßen gebaut. Solche Straßen waren im Amazonasgebiet seit jeher katastrophal, da sie einen einfachen Weg in den zuvor unzugänglichen Regenwald bieten und die Kolonisierung und Besiedlung ermöglichen.

Die Holzfäller*innen in dem Gebiet melden nicht, wenn sie die Mashco Piro sehen, da sie befürchten, dass ihre Betriebe sonst geschlossen werden. Ein Mashco Piro-Mann sagte zu einem Yine-Dorfbewohner: „Die Männer, die orange tragen, sind schlechte Menschen.“ Die Holzfäller*innen tragen orangefarbene Overalls.

Canales Tahuamanu versucht vor Gericht aggressiv, seine Abholzungs-Aktivitäten zu verteidigen. In einem besonders frustrierenden Fall haben sie sogar geklagt, um die Yine daran zu hindern, den Regenwald zu betreten, den sie sich mit den Mashco Piro teilen. Sie behaupten, dass die Yine unerlaubt in den unter Naturschutz stehenden Wald eingedrungen sind.

Nachdem FENAMAD das Unternehmen dafür kritisiert hatte, während der Corona-Pandemie auf indigenem Land abgeholzt zu haben, verklagte das Unternehmen FENAMAD. Es erwirkte eine Verfügung, die FENAMAD zwang, einen Brief zu veröffentlichen, in dem die Handlungen und Richtlinien des Unternehmens gebilligt wurden. Dadurch wurde eine starke indigene Stimme in der Region effektiv zum Schweigen gebracht.

Der UN-Sonderberichterstatter für die Rechte indigener Völker wurde auf das aggressive Verhalten des Unternehmens aufmerksam und äußerte seine Besorgnis über das Wohlergehen der Mashco Piro, sowie über die Auswirkungen der Klage, die das Unternehmen gegen FENAMAD eingereicht hat. Er sagte: „Angriffe und Verleumdungen gegen Menschenrechtsverteidiger im Umweltbereich und indigene Führungspersonen, zielen darauf ab, ihre Arbeit zu delegitimieren und Missverständnisse über ihre Arbeit zu schaffen.“

 

Die Mashco Piro werden manchmal von Reisenden auf dem Weg zum Manu-Nationalpark gesichtet. © Gabriella Galli/Survival

Indigene Organisationen in Peru haben lange dafür gekämpft, dass die Behörden das Reservat der Mashco Piro erweitern. Im Jahr 2016 haben alle zuständigen Regierungsstellen der Erweiterung zugestimmt, und das offizielle Verfahren dazu hatte die letzte Stufe, ein Präsidialdekret („Decreto Supremo“), erreicht.

Doch das Dekret wurde noch immer nicht unterzeichnet, und die Abholzung geht weiter. Die riesigen Holzmengen, die im Gebiet der Mashco Piro gewonnen werden, tragen weiterhin das FSC-Gütesiegel, das Canales Tahuamanu zur Legitimierung seiner Aktivitäten verwendet.

Handle jetzt für die Rechte der Mashco Piro

Survival arbeitet mit den lokalen Indigenen-Organisationen FENAMAD und AIDESEP zusammen, um sicherzustellen, dass das Land der Mashco Piro angemessen geschützt wird. Wir setzen die peruanische Regierung unter Druck, das Madre De Dios Reservat für indigene Völker zu erweitern, um die Mashco Piro angemessen zu schützen, und alle Holzunternehmen aus ihrem Gebiet zu entfernen. Wir setzen uns auch dafür ein, dass der FSC seine Zertifizierung für das Holz von Canales Tahuamanu zurückzieht.

Auf den Druck unserer Kampagne und die Unterstützung von Tausenden von Menschen auf der ganzen Welt hin versprach FSC am 17. Juli, irgendwann in der Zukunft eine Überprüfung durchzuführen – und verwies auf eine frühere „Bewertung“ der Genehmigung des Holzunternehmens. Diese Antwort ist schwach und inakzeptabel. Deshalb hat Survival International FSC geantwortet.

© Jean-Paul Van Belle

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