Es gibt eine Vielzahl von Begriffen, mit denen Völker beschrieben werden, die den meisten Menschen als “Stammesvölker” oder “indigene Völker” bekannt sind. All diese Begriffe sind problematisch und keiner von ihnen ist wirklich zufriedenstellend.
Eine Auswahl findest du hier. Weitere Begriffe, die im Zusammenhang mit Naturschutz und Klimawandel genutzt werden und problematisch für indigene Völker sind, kannst du hier nachlesen.
Volk
Der Schlüssel zur Beschreibung von ➝ “indigenen” oder ➝ “in Stämmen lebenden” Völkern ist zunächst ein Verständnis dessen, was “ein Volk” ist. Das Wort “Volk” kann eine Ansammlung von Personen bezeichnen, heute wird es jedoch vor allem genutzt, um eine eindeutig unterscheidbare Gesellschaft zu beschreiben.
Oft leben innerhalb eines Staates viele verschiedene Völker. Die Weltbevölkerung ist in unzählige Völker unterteilt. Jedes davon hat seine spezifischen Eigenschaften oder Kennzeichen, die Zugehörigkeit signalisieren. Zwei der offensichtlichsten Kennzeichen sind gemeinsame Sprache und Identität.
Die Vereinten Nationen verwenden den Ausdruck “Volk” in bestimmten Erklärungen und Abkommen. Darin werden “Völkern” – im Gegensatz zu Gruppen von Einzelpersonen – zusätzliche Rechte zugeschrieben.
Indigene und in Stämmen lebende Völker
Das entscheidende internationale Abkommen, die ILO-Konvention 169, trifft eine wichtige Unterscheidung zwischen zwei Kategorien von Völkern: indigene und in Stämmen lebende Völker. Survival International arbeitet mit der zweiten Gruppe von Völkern, benutzt aber aufgrund der inzwischen negativen Konnotation des Wortes “Stamm” in der deutschen Sprache soweit möglich den Ausdruck “indigen”.
Auf die Frage, ob es in Deutschland indigene Völker gibt und ob Survival sie vertritt, gehen wir hier genauer ein.
Indigen
Das Wort „indigen“ hat denselben lateinischen Ursprung wie die Wörter “Gender”, “Genitalien”, “Generation” und “Genesis”. Es ist also verbunden mit Geburt, Reproduktion und Abstammung. “Indigen” meint dasselbe wie ➝ “Eingeborener” oder ➝ “Ureinwohner”, aber in den meisten Ländern werden diese Ausdrücke heute nicht mehr gebraucht, weil viele negative Erinnerungen an die Kolonialzeit damit verbunden sind.
Indigene Völker werden oft als die Nachfahren derer definiert, die bereits dort waren, bevor andere – die jetzt die etablierte und dominierende Gesellschaft bilden – kamen. Es besteht in diesem Sinne eine historische Kontinuität mit Gesellschaften, die vor der Invasion und vor der Kolonialisierung auf ihrem Territorium entstanden. Indigene Völker definieren sich teilweise über ihre Herkunft, teilweise über ihre spezifischen Eigenschaften (wie Sprache oder Lebensweise) und teilweise über ihre Selbstwahrnehmung.
Keine Definition von indigenen Völkern ist absolut oder unproblematisch. Die Ausnahme bildet wohl der Faktor der “Kontrolle”, der in der Definition indigener Völker eine entscheidende Rolle spielt. Der Begriff “indigene Völker” wird in diesem Sinne heutzutage hauptsächlich genutzt, um Gruppen zu beschreiben, denen die ultimative Kontrolle über ihr Land und ihre Ressourcen durch später Gekommene genommen wurde. Sie haben damit Erfahrung von Unterdrückung, Rassismus, Ausgrenzung und Enteignung bis hin zu Genozid gemacht bzw. machen diese gerade. Wenn die Bezeichnung in dieser Weise genutzt wird, ist das Kriterium der Herkunft weniger entscheidend als die politische Wahrnehmung.
Nicht alle indigenen Völker sind auch ➝ “in Stämmen lebende Völker”: Die Quechua und Aymara in den Anden etwa bilden eine Gruppe, die man am besten als indigener Bauernstand bezeichnen kann. Sie bilden die bäuerlich-ländliche geprägte Mehrheitsbevölkerung in Ecuador, Peru und Bolivien und sind oft in die nationale Ökonomie integriert.
Stamm oder in Stämmen lebend
Ein “Stamm” ist ein ➝ Volk, das zum Überleben auf sein Land angewiesen ist, größtenteils autark lebt und nicht in die nationale Mehrheitsgesellschaft integriert ist.
Nach dieser Definition gibt es weltweit geschätzte 150 Millionen Menschen, die in “Stammesgesellschaften” leben. Sie stellen rund 40 Prozent der indigenen Menschen dar. Doch nicht alle Stammesvölker sind auch ➝ indigen: einige von ihnen sind nicht in den Gebieten einheimisch, in denen sie heute leben.
Trotz der negativen Besetzung des Wortes “Stamm” wird zwischen “in Stämmen lebend” und “indigen” unterschieden, denn Stammesvölkern wird im Völkerrecht ein besonderer Status zuerkannt (ILO-Konvention 169), auch wenn die Begriffe im UN-System heute oft synonym verwendet werden. Außerdem stehen Stammesvölker im Vergleich zu indigenen Völkern zusätzlichen Problemen gegenüber.
Naturvolk
Mit dem Begriff „Naturvölker“ werden im deutschsprachigen Raum nicht-industrialisierte Gesellschaften bezeichnet. Survival nutzt diese Bezeichnung nicht, weil er suggeriert, dass diese Völker sich über Generationen hinweg nicht verändert haben und daher “rückständig” sind. Der Begriff Naturvolk stellt dem Begriff der „Natur“ zudem den der „Kultur“ gegenüber.
Unkontaktierte Völker
Völker, die keinen dauerhaften friedlichen Kontakt mit Angehörigen der Mehrheitsgesellschaft haben. Weltweit gibt es über 100 unkontaktierte Völker. Weitere Informationen findest du hier.
Unkontaktierte Völker als solche zu bezeichnen, ist verkürzt und wie andere Fremdzuschreibungen auch mindestens problematisch. Besonders die Auswirkungen von Landraub oder früherer Gewalt und Kolonisierung finden sich in dem Begriff nicht wieder. Wir versuchen dies „auszugleichen“, indem wir sehr deutlich auf diesen Zusammenhang und aktuelle Gewalt und Landraub hinweisen. Bei alternativen Begriffen, die für diese Gruppen geläufig sind, wie „in freiwilliger Isolation lebende“ indigene Völker sehen wir diese Probleme allerdings auch.
Ortsspezifische Bezeichnungen:
Aborigine, autochthon, Ureinwohner oder Eingeborene
All diese Bezeichnungen sind synonym mit “indigen”.
“Aborigine” wird in der Regel als Sammelbegriff genutzt, um die indigenen Völker Australiens zu bezeichnen. Im englischen Sprachgebrauch ist Aboriginal üblicher, auch wenn manche Indigene in Australien weiterhin Aborigine bevorzugen.
“Autochthon” bezeichnet in Indien insbesondere Völker auf den Andamanen und Nicobaren. International wird er als Synonym für "indigen" benutzt.
“Ureinwohner” oder “Eingeborene” ist in vielen Orten nicht mehr im Gebrauch. In Kanada und den USA ist das englische Wort Native hingegen noch weit verbreitet, wenn über indigene Völker gesprochen wird. In beiden Ländern wird Native auch von Indigenen selbst gebraucht. Auch die Vereinten Nationen sprechen in der ILO-Konvention 169, die die Rechte indigener Völker schützt, von “eingeborenen Völkern”.
Adivasi
Die größte Zahl an Indigenen findet sich in Indien, wo sie fast 9% der Gesamtbevölkerung ausmachen. “Adivasi” bedeutet “erste Bewohner*innen” und bezeichnet als Sammelbegriff viele Hunderte indigene Völker in Indien.
Autochthon
siehe ➝ Aborigine, autochthon, Ureinwohner oder Eingeborene
Basarwa
In Botswana ein Ausdruck für ➝ “Buschleute” in der dortigen Amtssprache Setswana. Der Ausdruck ➝ “San” ist in Botswana nicht gebräuchlich. “Basarwa” ist abschätzig.
Buschleute
Eine Sammelbezeichnung für Hunderte, vielleicht sogar Tausende, unterschiedlicher ➝ Völker, die die einzigen Bewohner*innen des südlichen Afrikas waren, bis zahlenmäßig stärkere Völker aus dem Norden die Region erreichten. Es gibt viele unterschiedliche "Buschleute-Gruppen", die ihre eigenen Sprachen und Selbstbezeichnungen haben. Dies hat auch dazu geführt, dass keine von allen Indigenen akzeptierte Sammelbezeichnung existiert. Es gibt zudem keinen akzeptierten Ausdruck für die Gesamtheit der Völker, der nicht abwertend ist.
Die Bezeichnung “Buschleute” selbst stammt vom niederländischen/afrikaansen Wort “Bosjemans” oder “Bossiesmans”, was so viel wie “Gesetzloser” oder “Bandit” bedeutet und seit den 1680er Jahren gebraucht wird. Erst viel später wurde die Bezeichnung auf jene Indigenen beschränkt, die heute als "Buschleute" bezeichnet werden.
Survival nutzt den Ausdruck “Buschleute” gelegentlich als Sammelbezeichung. Wir haben uns aus zwei Gründen für "Buschleute" entschieden. Als wir Angehörige dieser Gruppen fragten, antworten die allermeisten, dass sie, wenn sie nicht in ihrer Sprache sprechen, den Ausdruck “Buschleute” gegenüber ➝ Basarwa oder ➝ San vorziehen. Darüber hinaus wird der Ausdruck von der Öffentlichkeit verstanden, was für Survivals Anliegen, über den Kampf für ihre Rechte zu informieren, ebenfalls ins Gewicht fällt.
First Nations
Eine in Kanada gebräuchliche Sammelbezeichnung für die indigenen Völker des Landes.
Indianer
Bezeichnete die indigenen Völker Nord-, Mittel- und Südamerikas. Der Ausdruck entstand aus der fälschlichen Annahme von Christoph Kolumbus, dass er bis nach Ostasien gesegelt wäre anstatt nach Amerika. Auch wenn viele Menschen die Bezeichnung für generell abschätzig halten, wird sie von einigen Indigenen in Teilen Amerikas, etwa in Brasilien, als Selbstbezeichnung benutzt. Survival nutzt "Indianer" seit einigen Jahren nicht mehr. Hier haben wir kurz erklärt warum.
Inuit
Inuit ist heute die am weitesten verbreitete Bezeichnung für Völker, die früher als “Eskimos” bekannt waren. Inuit ist im Großteil der Arktis auch die Bezeichnung, die die betroffenen Völker für sich selbst nutzen. In Alaska und Sibirien wird “Inuit” nicht so häufig genutzt, größtenteils, weil eine genauere Definition des Wortes einige Indigene in Alaska ausschließt.
Pygmäen
Ein Sammelbegriff, der normalerweise unterschiedliche ➝ Jäger und Sammler-Völker aus dem Kongobecken und Zentralafrika bezeichnete. Sie werden in der Regel als die indigene Bevölkerung dieses Gebietes angesehen. Auch wenn einige Indigene den Begriff als abschätzig ansehen und ihn vermeiden, nutzen ihn andere aus praktischen Gründen und als einfache Art, um sich selbst zu beschreiben. Ähnlich wie bei ➝ “Buschleuten” existiert kein anderer Sammelbegriff für die vielen unterschiedlichen Völker. Survival nutzt diesen Begriff nicht mehr.
Roma
Die Roma führen ihren Ursprung, zumindest teilweise, auf Bevölkerungsgruppen zurück, die vor einigen Jahrhunderten aus Indien in Richtung Naher Osten auswanderten, bis sie um 1400 in Westeuropa ankamen. Die Roma sind keine indigene Bevölkerung Europas und können auch nicht als ➝ “Stamm” gelten, auch wenn sie oft in Debatten um indigene Völker herangezogen werden, weil die Probleme, denen sie gegenüberstehen, denen indigener und in Stämmen lebender Völker ähneln.
San
Ein Ausdruck, der vor allem von Wissenschaftler*innen seit den 1970er Jahren genutzt wird, um die implizierte Geringschätzung und den Sexismus von “Buschmann” zu vermeiden. Bedauerlicherweise gilt San ebenfalls als abwertend. Siehe auch ➝ "Buschleute"
Ureinwohner
siehe ➝ Aborigine, autochthon, Ureinwohner oder Eingeborene
Lebensweisen:
Brandrodung
siehe ➝ Wanderfeldbau
Jäger und Sammler
Jäger und Sammler-Völker finden Essen, indem sie Wildtiere jagen, Fische fangen und Pflanzen sammeln. Doch keine Definition einer Lebensweise ist absolut: Auch Jäger*innen und Sammler*innen fördern und kultivieren oft das Wachstum nützlicher Pflanzen in ihrer Umgebung und einige halten auch Nutztiere oder legen Gärten an.
Nomaden / Halbnomaden
Bei Nomaden und Halbnomaden handelt es sich um nicht-sesshafte Völker. Die Bezeichnungen “nomadisch” und “halbnomadisch” definieren den Zeitraum genauer, den eine Gemeinschaft an einem Ort verbringt, bevor sie weiterzieht: halbnomadische Völker bewegen sich seltener als nomadische. Die Routen (halb)nomadischer Völker mögen Außenstehenden wahllos erscheinen, doch sie ziehen keinesfalls ziellos umher. Alte Lagerstätten werden immer wieder aufgesucht und oft gibt es einen jahreszeitlichen Kreislauf ihrer Wanderungen, durch den sie die Verfügbarkeit unterschiedlicher Ressourcen zu unterschiedlichen Jahreszeiten nutzen. Die Völker wissen genau, wo sie sich in Bezug auf natürliche Markierungen und Grenzsteine befinden.
Wanderfeldbau
Wanderfeldbau beschreibt eine rotierende Anbaumethode, bei der Land für die Bepflanzung gerodet wird (normalerweise durch Feuer) und nach ein paar Jahren wieder zur Regeneration ruhen gelassen wird. Regierungen ud Naturschützer*innen weltweit haben lange versucht, Wanderfeldbau zu stoppen, der oft als “Brandrodung” geschmäht wird, weil sie darin irrtümlich einen Verursacher von Entwaldung sahen.
Sonstige:
Archaisch
Indigene Völker werden oft als “archaisch” beschrieben, manchmal sogar von ihren Unterstützer*innen. “Archaisch” bedeutet soviel wie “altertümlich” oder “der Vorzeit angehörend oder aus ihr kommend” und legt deshalb fälschlicherweise nahe, dass ➝ in Stämmen lebende und ➝ indigene Völker sich nicht entwickelt haben. In Wirklichkeit entwickeln und verändern sich jedoch alle Gesellschaften, auch wenn offensichtlich nicht immer auf die gleiche Weise. Natürlich existieren auch indigene Völker in der gleichen Zeit wie alle anderen und sind nicht “rückständig”. Dies zu behaupten, unterfüttert rassistische und entwürdigende Stereotype, die schon lange dazu dienen, die Zerstörung dieser Völker zu rechtfertigen (siehe auch ➝ Steinzeit).
Der Edle Wilde
Der Mythos des “Edlen Wilden” ist ein Stereotyp, das oft auf indigene Völker und Stammesgesellschaften angewendet wird. Er ist eine idealisierte Sichtweise auf indigene Völker, die annimmt, dass sie nicht von der ➝ Zivilisation “verdorben” wurden. Der Mythos basiert damit auf der Idee, dass der Mensch ursprünglich frei von Sünde geboren wurde und macht die falsche Annahme, dass indigene Völker unseren Vorfahren in ihrem ursprünglichen, ➝ “primitiven” Zustand ähnlich sind.
Der Brutale Wilde
Im Gegensatz zum ➝ “Edlen Wilden” basiert der Mythos vom “Brutalen Wilden” auf der falschen Annahme, dass indigene Völker gefährlich sind und in einem chronischen Zustand der Gewalt und des "Krieges mit anderen Stämmen" leben. Diese Annahme wurde von vielen führenden Anthropolog*innen und anderen Expert*innen kritisiert und widerlegt. Weitere Informationen zum Mythos des Brutalen Wilden findest du hier.
Zivilisation
Dieser Begriff stammt aus dem Lateinischen für „Stadt“. Heute wird er jedoch als ein „relativ hohes Niveau der kulturellen und technischen Entwicklung“ definiert und impliziert unvermeidlich, dass städtische, industrialisierte Gesellschaften „fortschrittlicher“ als autarke, ländliche Gesellschaften seien. Dies verunglimpft letztere und untermauert die Mythen über „Fortschritt“. Survival teilt die Ansicht nicht, dass Völker und ihre Lebensweisen auf einer hierarchischen Skala eingestuft werden können, und vermeidet daher die Verwendung des Begriffs.
Kultur
Die Begriffe “Kultur” und “Tradition” sind häufig mit Vorurteilen belastet. Oft glaubt man, dass sie etwas statisches und unveränderliches bedeuten und somit in die Vergangenheit weisen. Obwohl Kultur oft als etwas Rückwärtsgewandtes und Oberflächliches charakterisiert wird, ist es doch nur das Verhalten, dass durch die Eigenschaften entsteht, die ein ➝ Volk von einem anderen unterscheiden. Genauso wie ein Volk sich ständig wandelt, tun es auch Kultur und Tradition. Manchmal sind diese Veränderungen sichtbar und schnell, manchmal sind die Änderungen versteckter und langsamer.
Modern(e)
“Moderne” oder “modern” bedeutet “die neue oder neuste Zeit” oder ihr zurechenbar. Im allgemeinen Sprachgebraucht verschmilzt “Moderne” in der Regel mit “Industrialisierung”. Zeitgenössische ➝ indigene und ➝ in Stämmen lebende Völker existieren aber ebenso im Hier und Jetzt und sind daher genauso “modern” wie industrialisierte Gesellschaften. Aussagen wie “die Ayoreo leben parallel zu unserer modernen Welt” sind daher falsch, denn die Ayoreo sind selbst Teil der modernen Welt. Wie auch die journalistischen Richtlinien der BBC fordern: Sorgfalt ist notwendig, um zu vermeiden, dass ein Volk, das nicht industrialisiert ist, mit einem Volk verwechselt wird, das nicht Teil der modernen Welt oder des 21. Jahrhunderts ist.
Primitiv
Es ist nicht mehr vertretbar, ein Volk als “primitiv” zu beschreiben. Der Begriff gilt als rassistisch und wurde in der Kolonialzeit für ➝ indigene und ➝ in Stämmen lebende Völker benutzt. Völker als “primitiv” zu beschreiben impliziert, dass sie “rückständig” sind, was wiederum sehr reale und bedrohliche Folgen für ihr Wohlbefinden hat. Regierungen nutzen regelmäßig die Vorstellung aus, dass indigene Völker “primitiv” seien, um sie zu “entwickeln”, von ihren angestammten Gebieten zu vertreiben und Außenstehenden den Zugang zu dessen natürlichen Ressourcen zu gewähren.
Steinzeit
“Steinzeit” ist ein Ausdruck, den Historiker*innen zur Beschreibung der prähistorischen Periode vor der Bronzezeit nutzen. Daher suggeriert die Betitelung zeitgenössischer Gesellschaften als “steinzeitlich”, dass sie lebende Vertreter einer früheren Entwicklungsstufe sind. Das ist falsch, da sich alle Gesellschaften verändern und anpassen. Es ist auch gefährlich (siehe auch ➝ primitiv).
Auch wenn der Ausdruck darauf beschränkt wird, dass ein Volk “Steinzeit-Werkzeuge” benutzen würde, ist er unpassend. Kein Volk auf der Welt hängt heute noch vollständig von Steinwerkzeugen ab. Alle haben Zugang zu Metallwaren, zum Beispiel durch Handel mit benachbarten indigenen und nicht-indigenen Gemeinschaften.
Es leben keine Steinzeitvölker mehr im 21. Jahrhundert.
Tradition(ell)
siehe ➝ Kultur