Naturschutzgebiete und indigene Völker
Die ersten Naturschützer
Viele der artenreichsten Gebiete der Erde sind gleichzeitig die Heimat von indigenen Gemeinden, die dort oft schon seit Jahrtausenden leben. Das ist kein Zufall: Indigene Völker haben die Artenvielfalt die sie umgibt erhalten, indem sie lernten, nachhaltig auf dem Land zu leben, welches sie verehren.
Die Errichtung von Naturschutzgebieten hat dazu geführt, dass Hunderttausende Angehörige indigener Völker von ihrem Land vertrieben wurden. Sie zählen zu den mehreren Millionen „Naturschutzflüchtlingen“ weltweit.
Aber es geht auch anders
Viele indigene Völker betrachten sich als Wächter des Landes ihrer Kinder und Kindeskinder. Dieser Ansatz ist mit Naturschutz leicht zu vereinbaren. Im Amazonasgebiet bedecken Indianer-Schutzgebiete fünfmal so viel Fläche wie Naturschutzgebiete und sie bieten dort effektiven Schutz gegen Abholzung.
Wissenschaftliche Studien auf Basis von Satellitenbildern haben beispielsweise gezeigt, dass indigene Territorien höchst effektiv und unersetzlich sind, um Abholzung und Waldbrände aufzuhalten.
Waffen und Wächter
Die weltweit circa 100.000 Nationalparks oder Naturschutzgebiete bedecken 13% der gesamten Erdoberfläche. Sie haben auch geschätzten 130 Millionen Menschen ihre Heimat und Lebensgrundlage genommen und sie zu Naturschutzflüchtlingen gemacht.
Viele indigene Völker erfahren erst, dass ihre Heimat ein Naturschutzgebiet werden soll, wenn Beamte ihnen Jagd und Feldbau untersagen oder sie gleich ganz aus dem Gebiet ausweisen.
Parkwächter – und ihre Waffen – üben eine große Macht über die Anwohner aus und können ihr alltägliches Verhalten kriminalisieren.
Der erste Nationalpark – ein Modell für die Zukunft?
Der Yellowstone-Nationalpark in den USA war der erste Nationalpark in der Geschichte der Menschheit.
Seine Errichtung kostete vielen Schoschonen, Blackfoot und Crow-Indianern, die dort ihre Heimat hatten, das Leben. Dieses Modell, das auf Vertreibung im Namen des Naturschutzes basierte, wurde weltweit übernommen – mit gravierenden Folgen.
Ein Beispiel ist der Bwindi-Nationalpark in Uganda. Das Gebiet war einst das Zuhause zahlreicher Batwa-Pygmäen, bevor die Ausweisung aus dem Park das Leben vieler Batwa zerstörte.
Ngorongoro
Der atemberaubende Landstrich Ngorongoro in Tansania ist eines der bekanntesten Naturschutzgebiete der Welt.
Leider wissen nur wenige Besucher, dass in den 70er Jahren die indigenen Massai und ihre Tiere aus dem Serengeti-Nationalpark, Teil des Ngorongoro, vertrieben wurden und im restlichen Ngorongoro-Naturschutzgebiet zusammengepfercht wurden.
Anschließend wurde den Massai auch das Grasen ihrer Herden auf dem berühmten Ngorongoro-Krater untersagt, auf den satten Weiden und Wasserquellen, auf die alle Massai aus der Umgebung angewiesen waren.
Ohne Vorwarnung marschierten eines Morgens paramilitärische Truppen ein, um die Massai-Familien vom Krater zu vertreiben. Ihr Hab und Gut wurde abtransportiert und am Straßenrand abgeladen.
Der berühmte Krater ist inzwischen stark angeschlagen. Die UNESCO hat sogar angedroht, den Krater von der Liste des Weltkulturerbes zu streichen. Anfang 2010 reagierte die Regierung, indem sie forderte, dass Tausende Maasai, die den Krater inzwischen teilweise wieder nutzen dürfen, vertrieben werden sollten. Ihr Schicksal ist ungewiss.Hauptseite: Eure Wildnis, Unser Zuhause
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