Dos and Don'ts für Reisende

Survival fordert Touristen zum Boykott der indischen Andamanan-Inseln auf, bis die ‘Menschensafaris’ zu den Jarawa aufhören. © Ariberto De Blasoni/Survival

Tourismus und indigene Völker

Reisen ermöglicht es Menschen, andere Gesellschaften, Geschichten und Lebensweisen kennenzulernen. Doch mit dieser Freiheit kommt auch die Verantwortung der Reisenden zu entscheiden, wie sie dabei vorgehen. Diejenigen, die vorhaben indigene Gebiete zu bereisen, sollten sehr sorgfältig über die langfristigen Auswirkungen nachdenken, die ihr Besuch auf die dort lebenden Menschen und indigenen Gemeinden hat – und nicht nur über den kurzfristigen Kick oder den Glanz abenteuerlicher Geschichten nach der Rückkehr.

Wenn Tourist*innen nicht auf verantwortungsvolle Art und Weise in indigene Gebiete reisen, besteht die ernste Gefahr, dass der Tourismus das Leben indigener Völker zerstört.

Reisende, die einen Nationalpark besichtigen oder auf Safari gehen, müssen davon ausgehen, dass sie ein Naturschutzmodell unterstützen, dass Menschen ausschließt: Weltweit wurden Millionen Indigene für Schutzgebiete illegal aus ihren angestammten Gebieten vertrieben. Diese Vertreibungen und Rechtsverletzungen finden weiterhin statt und zerstören indigene Gemeinden.

Wir bitten euch dringend zu recherchieren, ob die “Wildnis”, die ihr besichtigt, früher das Zuhause indigener Völker war. Wurden sie vertrieben? Gegebenenfalls sprecht darüber. Parkwächtern, Offizielle, Reiseunternehmen, Touranbieter usw. darauf anzusprechen, ist das mindeste, was man tun kann.

“Reisende © Survival

Der Fall des Jarawa-Volkes in Indien ist ein extremes Beispiel dafür, wie Tourismus nicht betrieben werden sollte. Dort verkaufen Reiseveranstalter „Menschensafaris“ zu dem erst vor kurzem kontaktierten Volk der Jarawa. Die Jarawa zur Belustigung der Zuschauer zum Tanzen zu zwingen und ihnen dafür Süßigkeiten und Kekse anzubieten, zeigt, dass Indigene hier als minderwertig betrachtet werden.

Wenn Reisen zu indigenen Völkern mit abwertenden Begriffen wie „primitiv“ beworben werden oder die „Nacktheit“ der Indigenen hervorgehoben wir, ist dies ein Zeichen mangelnden Respektes. Reiseveranstalter haben kein Recht, indigene Völker wie die Jarawa als Teil eines touristischen Pakets zu verkaufen, bei dem ihre Privatsphäre und Lebensweise zum Fotoobjekt fremder Personen werden.

Leider sind die „Menschensafaris“ keine Einzelfälle, sondern wiederholen sich in anderen Teilen Indiens und auf der ganzen Welt. Nur wenn Reisende derart unmoralische „Attraktionen“ boykottieren, gibt es keine finanziellen Anreize mehr solch geschmacklose Praktiken anzubieten.

Reisen zu Völkern, die keinen regelmäßigen Kontakt zu Außenstehenden haben, sind niemals eine gute Idee, da sie eine Gefahr für alle Beteiligten darstellen. Unkontaktierte indigene Völker sind die am stärksten bedrohten Gesellschaften unseres Planeten. Sie haben keine Abwehrkräfte gegen Krankheiten wie Grippe oder Masern. Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Hälfte der Mitglieder eines Volkes innerhalb eines Jahres nach dem ersten Kontakt stirbt.

Dos and Don’ts für Reisende, die indigene Gebiete besuchen:

DO:
1. Informiere dich sorgfältig vor Reiseantritt und boykottiere unseriöse Touranbieter (leider hat Survival keine Ressourcen, um Anbieter zu überprüfen und Empfehlungen für unbedenkliche Touren aussprechen).
2. Unterstütze Firmen, die eng mit indigenen Gemeinden zusammenarbeiten und die Einnahmen fair mit diesen teilen.
3. Respektiere die Lebensweise und Gesellschaft des Volkes, das du besuchst.

DON’T:
1. Behandele indigene Völker nicht, als wären sie rückständig, dumm oder primitiv.
2. Besuche keine Gebiete, in denen indigene Gemeinden von ihrem angestammten Land vertrieben wurden. Dazu zählen auch viele beliebte Nationalparks weltweit.
3. Mache keine Fotos oder Videos von indigenen Völkern, solange du nicht wirklich sicher bist, dass die Menschen von sich aus damit einverstanden sind. Bitte beachte hierzu auch unsere Richtlinien zum Filmen indigener Völker.

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