Meilenstein in Indien: Vertriebenes indigenes Volk nimmt sein Zuhause in berühmtem Tigerreservat wieder in Besitz

6 Mai 2025

Die Jenu Kuruba-Familien beginnen mit der lang ersehnten Rücknahme ihres angestammten Zuhauses im Nagarhole-Nationalpark. Sie zeigten Fotos von geliebten Menschen, die nach der Vertreibung gestorben waren, damit auch sie in den Wald zurückkehren können.

Eine Gruppe Indigener, die vor 40 Jahren aus ihrem angestammten Dorf im Nagarhole-Tigerreservat in Südindien vertrieben wurde, ist in ihr früheres Zuhause zurückgekehrt.

Es ist vermutlich das erste Mal, dass indigene Völker in Indien ihre Rechte auf diese Weise einfordern und in großer Zahl in ihr Zuhause zurückkehren, nachdem sie aus einem Naturschutzgebiet vertrieben wurden.

Mehr als 50 Familien der Jenu Kuruba haben sich an der seit langem geplanten Aktion beteiligt und mit dem Bau von Häusern unter Verwendung ihrer traditionellen Materialien und Techniken begonnen. Die Jenu Kuruba sagen, dass sie sich zur Rückkehr entschlossen haben, weil ihre heiligen Geister wütend darüber sind, dass sie im Stich und alleine gelassen wurden, als die Gemeinschaft in den 1980er Jahren aus dem Wald vertrieben wurde.

Angestellte der Forstbehörde, unterstützt von der Polizei, warnten die Jenu Kuruba davor, ihre Häuser wieder zu beziehen. Die indigene Bevölkerung hingegen warf ihnen vor, die Anerkennung ihrer Rechte an ihrem Wald seit Jahren zu verzögern, und setzte ihre Rücknahme fort.

Heute waren rund 130 Polizist*innen und Ranger*innen vor Ort und hinderten Journalist*innen daran, das Gebiet zu betreten.

Angestellte der Forstbehörde, unterstützt von der Polizei, warnten die Jenu Kuruba davor, ihre Häuser wieder zu beziehen. Die Indigenen werfen den Behörden jedoch vor, die Anerkennung der Rechte an ihrem Wald seit Jahren zu verzögern, und setzten ihre Rücknahme fort.

Rund 130 Polizeikräfte und Ranger*innen waren vor Ort und hinderten Journalist*innen daran, das Gebiet zu betreten.

Shivu, ein junger Anführer der Jenu Kuruba, sagte heute: „Die historische Ungerechtigkeit gegenüber uns geht weiter, indem uns unser Recht auf unser Land, unsere Wälder und den Zugang zu heiligen Stätten verweigert wird. Der Tigerschutz ist ein Plan des Forstamts und einiger Naturschutz-NGOs, sich indigenes Land anzueignen, indem sie uns gewaltsam vertreiben. Das gleiche Land machen sie dann unter dem Vorwand des Tourismus zugänglich, um Geld zu verdienen. Wir sind heute in unser Zuhause und in unsere Wälder zurückgekehrt. Wir bleiben hier. Unsere heiligen Geister sind mit uns.“

Angehörige der Jenu Kuruba beginnen mit dem Bau eines Hauses für ihre Vorfahren, während sie ihr altes Dorf im Nagarhole-Nationalpark wieder aufbauen. © Sartaz Ali Barkat/ Survival

In einer Erklärung sagten die Jenu Kuruba von Nagarhole: „Genug ist genug! Wir können nicht weiter getrennt von unserem Land leben. Wir wollen, dass unsere Kinder und unsere Jugend ein Leben führen können, wie es unsere Vorfahren einst getan haben. Tiger, Elefanten, Pfaue, Wildschweine und Wildhunde sind unsere Gottheiten. Wir verehren sie seit Generationen als unsere Ahnengeister. Diesen bewussten Versuch, uns von unserem Land, unseren Wäldern und unseren heiligen Plätzen zu trennen, werden wir nicht tolerieren. Wir glauben, dass unsere Wälder, Menschen und Tiere gleichwertig sind. Wir wehren uns gegen das derzeitige Naturschutzmodell, das auf der falschen Vorstellung beruht, dass Wälder, Wildtiere und Menschen nicht koexistieren können.“

Seit Jahrzehnten verfolgt Indien – wie viele andere Länder – eine offizielle Politik der Vertreibung indigener Völker, deren Land zu Schutzgebieten gemacht wird. Diese Praxis ist als Festungsnaturschutz bekannt.

Schätzungsweise 20.000 Jenu Kuruba wurden illegal aus Nagarhole vertrieben. Weitere 6.000 konnten sich wehren und im Park bleiben.

Das Glaubenssystem der Jenu Kuruba stützt sich auf ihre Verbindung zum Wald, der Tierwelt und ihren Gottheiten – dazu zählen auch die dort lebenden Tiger. Dennoch werden sie von den Mitarbeitenden der Forstbehörde schikaniert, bedroht und einige Angehörige des indigenen Volkes wurden sogar beschossen.

Die Jenu Kuruba sind Expert*innen für ihre Umwelt. Sie sammeln Medizin, Honig, Früchte, Gemüse, Knollen und das für den Bau ihrer Häuser benötigte Reet und Bambus.

Sie sind berühmt für ihre Fähigkeiten beim Aufspüren und Sammeln von Honig – Jenu Kuruba bedeutet „Honigsammler“ – und werden von der Geburt bis zum Tod von der Philosophie „Nanga Kadu Ajjayya... Nanga Kadina Jenu Ajjayya“ geleitet: Unsere Wälder sind heilig... Der Honig aus unseren Wäldern ist heilig.

Diese Überzeugungen untermauern den sorgfältigen Umgang des indigenen Volkes mit seiner Umwelt und haben das Überleben des Tigers sichergestellt. Erst die gesunde Tigerpopulation in ihrem Wald hat die indische Regierung dazu veranlasst, das Gebiet zu einem Tigerreservat zu machen. Es beherbergt eine der höchsten Konzentrationen von Tigern in ganz Indien.

Caroline Pearce, Direktorin von Survival International, sagte heute: „Die Wiederbesetzung des angestammten Landes durch das Volk der Jenu Kuruba ist ein starker Akt der Rückeroberung. Sie fordern zurück, was ihnen gehört, und trotzen damit einer mächtigen Naturschutz- und Tourismusindustrie, die sich auf ihre Kosten bereichert.“

„Wenn der indischen Regierung der Schutz des Tigers wirklich am Herzen liegt, wird sie dem indigenen Volk der Jenu Kuruba nicht nur die Rückkehr erlauben, sondern sie dazu ermutigen – denn die Wissenschaft belegt eindeutig, dass Tiger an der Seite der indigenen Völker gedeihen, in deren Wäldern sie leben.“

 

An die Redaktion:

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