50 spannende Fakten über indigene Völker weltweit

© Survival

Survival International wurde 1969 gegründet, um an der Seite von indigenen Völkern für die Verteidigung ihres Landes und ihrer Leben zu kämpfen. Es gibt nichts „Primitives“ an ihnen, sie leben einfach anders. Indigene Völker sind außerordentlich vielfältig und es gibt viel von ihnen zu lernen. Um ein halbes Jahrhundert der globalen Bewegung für die Rechte indigener Völker zu feiern, haben wir hier 50 Fakten für 50 Jahre zusammengetragen.

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Zwei indigene Karo-Jungen in der Nähe des Omo-Flusses in Äthiopien. © Survival

Indigene Völker schätzen den Gemeinschaftsgeist und legen Wert auf das Teilen von Gütern, Gegenständen und Lebensmitteln.

1. Geld ist nicht der Schlüssel zum Glück. Man hat herausgefunden, dass eine Gruppe von Massai aus Ostafrika ihre Lebenszufriedenheit ähnlich hoch bewertet, wie die (laut Forbes-Liste) 400 reichsten Amerikaner*innen. 

2. Indigene Völker, die jagen und sammeln, arbeiten viel weniger als wir. Die Cuiva in Kolumbien und Venezuela arbeiten 15 bis 20 Stunden pro Woche und verbringen täglich viele Stunden in ihren großen Hängematten, damit Zeit für Partner*innen und Kinder ist.

3. Frieden kommt von der Abkehr von Konzepten des Eigentums, der Konkurrenz, der Eitelkeit und der Gier, sagen die Piarora in Venezuela. Sie lehnen Gewalt ab, halten Männer und Frauen für gleichwertig und bestrafen Kinder niemals körperlich.

4. Die Hadzabe schätzen Gleichheit und Gleichberechtigung. Sie haben keine offiziellen Anführer*innen. Außerdem ist es eine moralische Pflicht zu geben, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Wenn man mehr Besitz hat, als man unmittelbar braucht, sollte man teilen.

5. Yanomami-Jäger*innen essen niemals ihre eigene Beute. Sie geben sie an andere weiter und essen wiederum nur das, was ihnen andere Jäger*innen gegeben haben. Jede*r isst etwas, das jemand anderes ihnen gibt. Das fördert den Gemeinschaftsgeist und den Zusammenhalt.

Indigene Völker verfügen über ein unvergleichliches Wissen über die Tiere und Ökosysteme der Welt.

6. Indigene Völker haben eine einzigartige Beziehung zu Tieren. Das Volk der Baka im Kongobecken hat mehr als 15 verschiedene Wörter für „Elefant“ in Abhängigkeit ihres Alters, Geschlechts und Temperaments. Sie glauben, ihre Vorfahr*innen ziehen mit den Tieren durch den Wald.

Ein Baka-Mädchen in der Republik Kongo. © Survival

7. Es gibt ungefähr 100 unkontaktierte Völker im Amazonas-Regenwald. Als Jäger*innen und Sammler*innen sind sie eng an die Natur gebunden und verfügen über eine umfangreiche Expertise über Pflanzen und Tiere. Ihr Land zu schützen ist die beste Hürde gegen Abholzung.

8. Wenn die Soliga Honig aus Bienenstöcken sammeln, hinterlegen sie auch immer etwas Honig für die Tiger auf dem Boden, weil Tiger nicht auf die Bäume klettern können um selbst Honig zu ernten. Tiger werden als Teil der Familie betrachtet. 

9. Die Nabelschnur eines Neugeborenen vergraben die Orang Rimba in Indonesien unter einem Sentubung-Baum. Das Kind hat für den Rest seines Lebens eine heilige Bindung zu diesen Baum. Das Abholzen eines „Geburtsbaumes“ ist gleichbedeutend mit Mord. 

10. Land zu pflügen ist wie „die Brust von Mutter Erde zu kratzen“. – Die Baiga glauben, dass Gott den Wald schuf, damit der Mensch alles hat. Und er gab den Baiga das Wissen, um dort zu leben. Nur Menschen, denen dieses Wissen fehlt, müssen Landwirtschaft betreiben.

11. Indiens Niyamgiri-Hügel saugen den Regen des Monsuns auf. Die Hügel speisen mehr als hundert Bäche und Flüsse, einschließlich des Vamshadhara-Flusses. Die Dongria Kondh, die das Gebiet bewohnen, nennen sich „Jharnia“, was „Beschützer*innen der Bäche“ bedeutet. 

Zwei Mädchen vom indigenen Volk der Dongria Kondh, Indien. © Jason Taylor/Survival

12. Die Arhuaco in der kolumbianischen Sierra Nevada übernehmen eine große Verantwortung für das Wohlergehen des Planeten. Sie sehen menschliches Versagen, die Welt im Gleichgewicht zu halten, als Ursache von Dürren und Hungersnöten. 

Viele indigene Völker respektieren die Gleichstellung der Geschlechter; sie zeigen uns, dass die Geschlechternormen in unserer Gesellschaft nicht „natürlich“, sondern kulturell konstruiert sind. 

13. Frauen waren die Versorgerinnen bei den Chambri in Papua-Neuguinea. Sie fischten und handelten mit anderen Völkern. Kein Geschlecht wird bei den Chambri als dominant angesehen.

14. Bayaka-Väter verbringen schätzungsweise den halben Tag in der Nähe ihrer Babys. Sie bieten ihren weinenden Kindern sogar die Brust an, um daran zu saugen, wenn die Mutter oder eine andere Frau nicht verfügbar ist. Es ist nicht ungewöhnlich, dass man Väter in der Nacht für ihre Kinder singen hört.

15. Monogamie ist keine universelle menschliche Eigenschaft. Die Zo'é aus dem Amazonasgebiet sind polygam. Männer und Frauen können beide mehr als eine*n Partner*in haben. Jede*r ist gleichberechtigt in der Gemeinschaft der Zo'é und traditionell gab es keine Anführer*innen.

Eine Familie der Zo'é entspannt sich in einer Hängematte aus Pflanzenfasern. © Fiona Watson/Survival

16. In vielen Gemeinden der Native Americans wurden drei Geschlechter anerkannt. Das dritte Geschlecht, „Two Spirit“, wurde als gesegnet angesehen; es verfügt über einzigartige Einsichten, weil es sowohl männliche als auch weibliche Perspektiven versteht.

17. Frauen in Industriestaaten kämpfen noch immer um Gleichberechtigung. Die Gleichstellung der Geschlechter ist bei den Awá im brasilianischen Amazonasgebiet normal. Awá-Frauen nehmen gleichermaßen an Jagdreisen teil. Sie können sogar mehrere Ehemänner haben. 

18. Das Maß an Macht und Unabhängigkeit, das die Innu-Frauen Kanadas genossen, verärgerte katholische Missionar*innen, die bis Mitte des 20. Jahrhunderts versuchten, europäische Standards durchzusetzen und Innu-Frauen ihren Ehemännern unterwürfig zu machen.

19. Nicht jede*r hält die Brust der Frau für unanständig: Für viele indigene Völker sind sie unauffällig – aber andere Körperteile sind stattdessen tabu. Emberá-Frauen in Kolumbien können oben ohne sein, sollten jedoch immer die Seiten der Oberschenkel verdecken. 

20. Die Wodaabe aus dem nördlichen Niger veranstalten jedes Jahr nach Ende der Regenzeit einen Schönheitswettbewerb. Junge Männer tragen Make-up, Schmuck und ihre schönsten Kleider. Sie treten an, um die Aufmerksamkeit der Frauen zu erlangen. 

Indigene Völker haben außergewöhnliches Wissen und einzigartige Technologien entwickelt, um in einigen der schwierigsten Umgebungen der Erde nachhaltig zu leben.

21. Die Penan aus Sarawak sind nachhaltige Fischer*innen. Sie verwenden Pflanzengifte, um die Fische zu betäuben, die dann an die Oberfläche treiben. Die Penan nehmen nur das, was sie brauchen und erlauben es kleineren Fischen sich zu erholen und wegzuschwimmen, damit die Fischbestände nicht aufgebraucht werden. 

22. Die Chenchu in Indien benutzen spezielle Honigwaben, um bei Knochenbrüchen Gips herzustellen. Außerdem sagen sie, dass sie bei Regen keinen Honig sammeln, weil die Bienen es aufgrund der rutschigen Felsen schwer hätten, ein neues Zuhause aufzubauen. 

Frau aus dem indigenen Volk der Chenchu, Indien. © Survival

23. Sirius ist der hellste Stern am Himmel. Er hat einen versteckten Partner: Sirius B ist mit dem bloßen Auge nicht sichtbar und wurde von westlichen Forschenden im 19. Jahrhundert entdeckt. Aber das Volk der Dogon aus Mali kannte ihn wohl bereits und verstand seine 50-jährige Umlaufperiode.

24. Himba-Frauen aus Namibia und Angola bedecken ihren Körper mit Otjize-Paste, eine Mixtur aus Fett und Ocker, die Haut und Haar ohne Wasser reinigt. Otjize schützt ebenfalls vor Sonne und Mücken, aber die Frauen sagen, sie tragen sie nur um gut auszusehen.

25. Der Hof des Mondes – ein heller Kranz um den Mond, wenn Wassertropfen in der Luft sind – wurde von indigenen Völkern in ganz Australien als Wetterbericht genutzt. Australien war einst von bis zu einer Million Menschen bewohnt, die über 250 Sprachen sprachen.

26. Das spektakuläre Baliem-Tal in West-Papua ist die Heimat der Dani, die Berichten zufolge bereits vor mindestens 9.000 Jahren, also wahrscheinlich lange vor Europa, Landwirtschaft betrieben haben. 

27. Die Guugu Ymithirr in Australien hatten keine Worte für links und rechts und benutzten nur Nord, Süd, Ost und West als Richtungsangabe. Sie orientierten sich instinktiv und konnten jede Himmelsrichtung in Bezug zu ihrem Standort verwenden.

28. Die Jumma aus Bangladesch schonen den Boden: Nahrung wird nur in einem kleinen Teil ihres Territoriums angebaut, den sie öfter wechseln. In jedes Saatloch streuen sie einen Mix aus Samen, die zu unterschiedlichen Zeiten wachsen.

Frau und Kind vom indigenen Volk der Jumma, Bangladesch. © Mark McEvoy/Survival

29. Frauen waren die Versorgerinnen bei den Chambri in Papua-Neuguinea. Sie fischten und handelten mit anderen Völkern. Kein Geschlecht wird bei den Chambri als dominant angesehen.

30. Malaria ist eine der tödlichsten Krankheiten der Welt. Chinin, welches aus dem Chinarindenbaum gewonnen wird, ist essentiell im Kampf gegen die Krankheit. Es wurde medizinisch als erstes von den Völkern der Quechua in Peru, Bolivien und Ecuador als Mittel zur Muskelentspannung genutzt.

31. Ihre Kenntnis über die Natur und die Fähigkeit Naturphänomene zu deuten, schützte die indigenen Völker der Andamanen-Inseln vor der Zerstörung des Tsunamis von 2004. Sie retteten sich in höheres Gebiet. 

Sie zeigen uns, dass das Spektrum menschlicher Fähigkeiten, Wahrnehmungen und Erfahrungen viel breiter ist als in unserer Gesellschaft.

32. Die Shipibo aus Peru stellen komplexe geometrische Kunst her, die als Musik gelesen werden kann. Angehörige können das Lied „hören“, indem sie die Muster wie Noten betrachten. Die Muster stellen Gesänge dar, die mit Ayahuasca-Heilungszeremonien verbunden sind.

33. Die seefahrenden Bajau aus Malaysia können laut einer Studie bis zu 8 Minuten die Luft anhalten und bis zu 70m tief frei tauchen. Wissenschaftler*innen fanden außerdem heraus, dass die Bajau bis zu 60 % ihrer Zeit im Wasser verbringen, fast so lang wie Seeotter.

34. Englisch ist eine Sprache, die man leicht lernen kann: Sie benutzt nur ca. 42 verschiedene Töne. ǃXóõ, eine Sprache die vom Volk der Buschleute gesprochen wird, hat hingegen über 160. Dies beinhaltet 5 verschiedene „klick“-Laute, die nur in ihrer Sprache vorkommen.

Junge auf einem Esel, Kua, indigenes Volk der Kalahari, Botswana. © Forest Woodward / Survival, 2015

35. Viele indigene Völker nutzen natürliche psychoaktive Substanzen, um geistige und körperliche Fähigkeiten zu verbessern. Matsés-Männer und -Frauen nehmen vor der Jagd oft Froschgift, um ein Gefühl von Klarheit und Kraft zu erzeugen, das für Tage anhalten kann. 

36. Im harschen Klima, mit Temperaturen um den Gefrierpunkt, trugen die indigenen Bewohner*innen Feuerlands, am südlichsten Ende Argentiniens, oft keine Kleidung, schliefen im Freien und schwammen in Wasser, das kalt genug war, um Europäer*innen umzubringen. 

37. Die Zukunft liegt hinter dir und die Vergangenheit vor dir, sagen die Aymara aus den Anden. Sie können die Vergangenheit „sehen", aber die Zukunft nicht. Das Aymara-Wort für „Vergangenheit“ bedeutet Auge, Sicht oder Vorderseite und „Zukunft“ bedeutet hinter oder hinten. 

38. Bist du um 0 Uhr in geistiger Topform? Nicht alle schlafen die ganze Nacht. Die Pirahã aus dem Amazonasgebiet fallen nicht einfach abends ins Bett, um 8 Stunden zu schlafen. Sie machen stattdessen immer wieder kleine Nickerchen am Tag und in der Nacht. 

39. Die mexikanischen Rarámuri entwickelten eine Tradition des Langstreckenlaufs von jeweils bis zu 200 Kilometern für Kommunikation, Transport und Jagd zwischen den Dörfern. Sie leben in anspruchsvollem bergigem Gelände mit großen Entfernungen zwischen den Siedlungen. 

40. Die Sprache der Guarani hat zwei verschiedene Wörter für „wir“. Ein „wir “ beinhaltet die Menschen mit denen man gerade spricht, ein bisschen als ob man sagt „du und ich“. Das andere nutzt man, wenn man über einer Gruppe von Menschen redet, die nicht da ist: Als ob man sagt „ich und sie“. 

Die Guarani verwenden Urucum, um ihre Gesichter und Körper bei Festen zu bemalen, Brasilien. © Fiona Watson/Survival

41. Die Moken haben bemerkenswerte visuelle Fähigkeiten entwickelt. Sie können unter Wasser scharf sehen, was das Fischen erleichtert. Ihre Sehkraft ist um 50 % besser als die von Europäer*innen. 

42. Warst du schonmal so aufgeregt, endlich jemanden zu treffen, dass du immer wieder nach draußen gegangen bist, um zu sehen, ob die Person schon da ist? Die Inuktitut-Sprache der Inuit hat ein Wort dafür: „Iktsuarpok“, ausgesprochen eekt-soo-ahh-pohk.

Indigene Völker sind ein sehr wichtiger Teil der menschlichen Vielfalt.

43. Der vielfältigste Ort der Erde ist die Insel Neuguinea, die von rund 1.000 verschiedenen Völkern bewohnt wird. Obwohl nur etwa 0,1 % der Weltbevölkerung hier lebt, beherbergt die Insel etwa ein Siebtel der 7.000 Sprachen der Welt. 

44. In Südamerika gibt es etwa 100 unkontaktierte Völker die alle im Amazonasgebiet leben ... bis auf eines. Die Totobiegosode aus Paraguay sind eine Untergruppe der Ayoreo. Einige von ihnen haben sich entschieden, keinen Kontakt mit der Mehrheitsgesellschaft aufzunehmen.

45. Unkontaktierte Völker wollen nicht unbedingt „unsere“ Lebensweise. 2014 erlebten drei Awá die Mehrheitsgesellschaft. Unbeeindruckt kehrten zwei von ihnen in ihren Wald zurück und verdeckten ihre Spuren, sodass sie nicht verfolgt werden konnten.

46. Die Nukak, ein kleines indigenes Volk in Kolumbien, benutzten Zähne von Piranhas, um ihre Haare zu schneiden. Die Nukak lebten bis 1988 unkontaktiert im Regenwald, als sie unerwartet in einer neu gegründeten Stadt im Nukak-Gebiet auftauchten.

Frau vom indigenen Volk der Nukak, Kolumbien. © Survival International

47. Sprichst du mit deinen Haustieren? Das Volk der Bodi in Äthiopien singt besondere Gedichte für seine Lieblingskühe. Sie sind Viehhirt*innen, deren Lebensraum und Kultur sich um ihr Rinder dreht.

48. Die Sentinelesen leben wahrscheinlich seit Jahrhunderten fast vollständig isoliert. Ihre nächsten Nachbar*innen, die Jarawa, können die Sentinelese-Sprache nicht verstehen, was darauf hinweist, dass diese verwandten Gruppen seit Jahrhunderten getrennt sein müssen.

49. Die brasilianischen Enawene-Nawe führen eine der längsten Ritualfeiern der Erde aus, die über 4 Monate dauert. Sie bauen Holzdämme über Flüsse, um Fische zu fangen, die von ihren Laichplätzen fortziehen. Nach dem Ende des Rituals werden die Dämme zerstört. 

50. Soweit wir wissen, lebten die Vorfahr*innen der Buschleute in südlichen Afrika Zehntausende Jahre auf ihrem Land, bevor andere Menschen dort hinkamen. Sie haben wahrscheinlich länger auf ihrem Land gelebt, als irgendjemand irgendwo anders.

 

Die Welt braucht indigene Völker. Unsere Arbeit verhindert ihre Vernichtung. Wir arbeiten in Partnerschaft mit ihnen und geben ihnen eine Plattform, um sich an die internationale Öffentlichkeit zu wenden. 

Wir brauchen deine Unterstützung, um einen radikalen Wandel der öffentlichen Meinung zu bewirken. So können wir sicherstellen, dass sie eine Zukunft haben. Hilf uns, eine der dringendsten und entsetzlichsten humanitären Krisen unserer Zeit zu bekämpfen. Indigene Völker brauchen dich. Lass uns für ihr Überleben kämpfen, gemeinsam.

 

 

 

 

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