Die Menschen des Rentiers
Survival International setzt sich seit Jahrzehnten für die Rechte der indigenen Rentierhirten in Sibirien und der Innu im Nordosten Kanadas ein.
In dieser Bildergalerie enthüllt Survival 12 der außergewöhnlichsten Geschichten rund um das Rentier.
In der Mythologie der Innu zog ein Innu-Mann fort, um mit Karibu zu leben, heiratete eine Karibukuh aus der Herde und verwandelte sich schließlich selbst in eines der Tiere, um der Karibu-Meister zu werden, der die Innu mit Rentieren versorgt.
© Alex Andrew
Rentiere können ihre Körpertemperatur regulieren, indem sie die Bluttemperatur in den Beinen reduzieren und die Wärme in den Oberkörper ziehen. Ihr Geweih, das jedes Jahr abgeworfen wird und neu wächst, ist mit Ausnahme von Krebsgeschwüren das am schnellsten wachsende Gewebe, das Wissenschaftlern bisher bekannt ist.
© Raipon/Survival
Der Auserwählte: Jeder Nenze hat ein heiliges Rentier, das niemals vor den Schlitten gespannt wird und nicht geschlachtet wird, solange seine Beine es noch tragen.
Eine Sámi betrachtet ihre Rentierherde.
Im Jahre 1898, während eines Wintersturms in einem Hafen im nördlichen Norwegen, setzen etwa 100 Rentierhirten vom Volk der Sámi Segel. Ihr Schiff, die Manitoban, hatte über 500 Rentiere und genug Moos an Bord, um die Tiere bei ihrer Fahrt über den Atlantik nach New York City satt zu bekommen.
Drei Wochen später, nachdem sie in New York angedockt waren, reisten die Tiere und ihre Hirten nach Westen, über die Rocky Mountains bis nach Alaska.
Sie waren Teil des „Rentier-Projektes“, der historischen Einführung von Rentierzucht und -haltung bei den Inupiat in Alaska, die die sibirischen Tschuktschen-Indigenen wenige Jahre zuvor maßgeblich unterstützt hatten.
© Jason Roberts
Der Fettgehalt von Rentiermilch liegt bei 22 Prozent, ungefähr sechsmal höher als bei Kuhmilch.
© Raipon/Survival
Die indigenen Ewenen glauben, dass der Himmelsgott Hövki die Rentiere geschaffen hat. Die Tiere sollen nicht nur auf Erden Nahrungsquelle und Transportmittel sein, sondern auch die menschliche Seele zur Sonne tragen.
Die Ewenen haben mehr als 1.500 Worte um Körperteile, Krankheiten, Futter und Launen der Rentiere zu beschreiben.
© Subhankar Banerjee/Survival
Rentiere haben indigenen Völkern in Europa und Asien für Jahrtausende ein Überleben gesichert. Doch Stalin steckte ihre Schamanen ins Gefängnis oder ließ sie töten. Heute zerstört die Ölindustrie die Flechten von denen die Tiere und somit die Indigenen leben.
© Jon Spaull
Epische Reise: Die Nenzen der Jamal-Halbinseln in Sibirien wandern mit ihren Rentieren jedes Jahr bis zu 1.000 Kilometer und überqueren dabei auch den gefrorenen Ob-Fluss.
Auch wenn die meisten bei der Vorstellung fliegender Rentiere am Winterhimmel an den Weihnachtsmann denken, wird Rentieren die Kunst des Fliegens schon viel länger zugeschrieben.
In der Mongolei zum Beispiel gibt es die freistehenden „Hirschsteine“, einige von ihnen sollen bis zu 3.000 Jahre alt sein, die mit fliegenden Hirschen und schwebenden Geweihen verziert sind.
© Brian Dearth
Die Nenzen fertigen auch ihre Kleidung aus der Haut der Rentiere: Ein Mann trägt eine „Malitsa“ die aus etwa vier Rentierhäuten gefertigt wird, während eine Frau eine „Yagushka“ trägt, die aus acht Häuten besteht. Frauen und Männer tragen zudem hüfthohe Stiefel aus Rentierhaut, die sie zusätzlich mit Torfgras füttern.
Kein Teil der Karibu (so werden Rentiere in Nordamerika genannt) wird verschwendet: Die Innu im Nordosten Kanadas leben seit schätzungsweise 8.000 Jahren auf ihrem Land, immer den Rentieren folgend, die auch ihre Jagdtiere sind.
Sie teilen das Fleisch der Karibu und bewahren die Beinknochen vorsichtig auf: Sie wegzuwerfen wäre respektlos gegenüber Kanipinikat Sikueu, dem Meister über die Seelen der Rentiere.
Als Zeichen des Respekts werden die Geweihe hoch in die Bäume gehängt.
© Joanna Eede/Survival
Jeden Herbst kämpfen sich Hunderte Sámi-Rentiere ihren Weg durch die eiskalten Gewässer von Norwegens Kågsundet-Fjord.
Auf ihrer jährlichen Wanderung schwimmt die ganze Herde von den Sommerweidegründen der Arnøy-Insel zu ihrem Winterlager auf dem Festland. Die Durchquerung des Fjords kann bis zu einer Woche in Anspruch nehmen.
© Jason Roberts/Jason Roberts productions