Gemeinsame Erklärung zu grünem Kolonialismus im Kongo

© Survival International

Hier findest du die Übersetzung eines Briefes, der von zivilgesellschaftlichen Organisationen in der Republik Kongo und von Survival International verfasst wurde. Er beschreibt die Auswirkungen von kolonialem Naturschutz auf indigene Völker und auf die Natur.

© Freddie Weyman/Survival

Wir schreiben diesen Brief, um der Welt zu zeigen, was der Naturschutz für indigene Völker (wie die Baka) in der Republik Kongo bedeutet. Wir sind dazu verpflichtet, da die Opfer selbst ignoriert und ihre Stimmen zum Schweigen gebracht werden.

Wir arbeiten seit Jahren mit indigenen Völkern vor Ort und kennen den wahren Preis, den sie für Naturschutzprojekte zahlen.

Schutzgebiete werden in Büros in Brazzaville bei Treffen zwischen der Regierung und internationalen Nichtregierungsorganisationen (NGOs) geschaffen. Indigene Völker sowie örtliche Gemeinden werden zu Projekten, die in ihren Gebieten durchgeführt werden sollen, nicht konsultiert, und ihre freie, vorherige und informierte Zustimmung wird nicht eingeholt.

Nationalparks sind eine Quelle der Gewalt, des Hungers und eines sich verschlechternden Gesundheitszustandes der lokalen Bevölkerung. Indigene Völker sind aufgrund ihrer Marginalisierung und Anfälligkeit von dieser unmenschlichen Naturschutzpolitik stärker betroffen als andere Gemeinschaften.

Die von internationalen NGOs und der kongolesischen Regierung finanzierten Anti-Wilderer-Einheiten unterwerfen die örtliche Bevölkerung. Sie wird belästigt, geschlagen und gefoltert, wodurch ihr Leben gefährdet wird. Indigenen wird vorgeworfen „Wilderei“ zu betreiben, wenn sie jagen, um ihre Familien zu ernähren, oder sogar wenn sie in Schutzgebieten das Land ihrer Ahnen betreten, während Forstwirtschaft und Trophäenjagd als Möglichkeiten, die Natur zu schützen, gefeiert werden. Körperliche Gewalt ist nur ein Teil der begangenen Verstöße. Ranger*innen stehlen das Essen indigener Völker, zünden ihre Lager und Werkzeuge an und verbreiten Schrecken unter den Einwohner*innen. Indigene fühlen sich nicht frei, sich in ihrer Heimat zu bewegen oder zu leben.

Der Nationalpark Messok Dja, der sich noch in der Planung befindet, ist keine Ausnahme. Der WWF und die kongolesische Regierung beschlossen, Messok Dja zu gründen, bevor die lokale Bevölkerung konsultiert und einbezogen wurde. Das Recht der Baka und der Bakwele auf eine freie, vorherige und informierte Zustimmung wurde nicht respektiert. Die Gemeinden positionieren sich deutlich gegen das Projekt und sind verärgert, dass sie bei der Planung des Parks ignoriert wurden. Seit Jahren arbeiten WWF-finanzierte Wildhüter*innen in dieser Region und unterdrücken das Baka-Volk mit zahllosen Misshandlungen. Menschen, die bereits Angst davor haben, verfolgt und Gewalt ausgesetzt zu werden, sind nicht in der Lage, ihre Zustimmung zu erteilen.

Im Allgemeinen unterstützen die verschiedenen politischen Maßnahmen zur Bekämpfung von Wilderei, die in Schutzgebieten der Republik Kongo umgesetzt werden, eher Repression als Präventions- und Aufklärungsstrategien. Sie bieten indigenen Völkern keine Alternativen für den erschwerten Zugang zu Waldressourcen.

Wir verurteilen grünen Kolonialismus, der dazu führt, dass Völker von dem Land vertrieben werden, welches sie seit Generationen bewirtschaftet haben. Und wir fordern Sie dazu auf, diesen nicht weiter zu unterstützen.

Große Naturschutzorganisationen müssen das überlegene Wissen der lokalen Gemeinden als Hüter*innen ihrer eigenen Umwelt anerkennen und ihnen die Ressourcen zur Verfügung stellen, damit sie ihr eigenes Land selbstständig kontrollieren und erhalten können.

Ohne die Unterstützung und Beteiligung lokaler Gemeinden und indigener Völker ist der Naturschutz zum Scheitern verurteilt.

Wenn wir den Reichtum unserer Natur schützen wollen, müssen wir die indigenen Völker unterstützen.

Unterzeichnet von:

Association pour la défense des droits des populations autochtones (Verein zur Verteidigung der Rechte indigener Völker, ADPPA), Cercle des Droits de l’homme et de Développement, (Kreis der Menschenrechte und Entwicklung, CDHD), Forum pour la gouvernance et les droits de l’Homme (Forum für Governance und Menschenrechte, FGDH), Observatoire congolais des droits de l’Homme (Kongolesische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, OCDH), Survival International

November 2018

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