Aufgedeckt: „Pygmäen“-Kinder werden mit Klebstoff und Alkohol bezahlt

20 Januar 2016

Aus ihrer Heimat dem Regenwald vertrieben droht vielen zentralafrikanischen Jäger-und-Sammler-Völkern die Ausbeutung am Rande der Mehrheitsgesellschaft © C. Fornellino Romero/Survival

Diese Seite wurde 2016 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.

Indigene Kinder, die in den tropischen Regenwäldern Zentralafrikas leben, wurden für ihre Hilfsarbeiten mit Klebstoff zum Schnüffeln und Alkohol bezahlt. Dies deckte ein neuer Bericht von Survival International auf.

Der Bericht belegt, dass 2013 Markthändler Kinder des Bayaka-Volkes in der Republik Kongo in einigen Fällen mit Klebstoff für das Putzen von Latrinen bezahlt hatten.

In Kamerun werden die indigenen Baka, welche illegal von ihrem angestammten Land vertrieben wurden, oftmals mit fünf Gläsern schwarzgebrannten Spirituosen im Tausch für ihre halbtägige Tätigkeit als Handlanger bezahlt. Eine Mischung aus Armut und Depression – verursacht durch den Diebstahl ihres Landes – zwingt viele zu übermäßigem Alkoholkonsum. Dieser stellt oft den einzigen Ausweg dar, um ihrem Leid zu entfliehen.

In vielen Teilen des südlichen Afrikas ist es weit verbreitet, enteignete Jäger-und-Sammler-Völker mit Rauschmitteln wie selbst hergestelltem Alkohol zu bezahlen.

Atono, ein Baka-Mann, welcher von seinem Land zwangsvertrieben wurde, sagte: „Nun erkranken wir wegen der Veränderung unserer Ernährung. Unsere Haut mag die Sonne und das Leben in den Dörfern nicht. Im Wald sind wir gesund und nehmen zu. Jetzt hat keiner von uns mehr Muskeln, alle sehen krank aus. Wir sind gezwungen zu trinken, um unsere Probleme zu vergessen.“

Die Baka sowie andere Jäger-und-Sammler-Völker leben seit Generationen nachhaltig in den tropischen Regenwäldern Zentralafrikas © Edmond Dounias/Survival

Suchtprobleme und Drogenmissbrauch kommen bei indigenen Völkern, deren Land gestohlen wurde, häufig vor. Entwurzelte Innu-Kinder in Kanada, deren Volk gezwungen wurde, seine nomadische Lebensweise aufzugeben, begannen Benzin aus Plastiktüten zu schnüffeln. Ähnlich sieht es in Australien aus, hier ist die Alkoholismusrate bei den Aborigines weitaus höher als bei der Mehrheitsbevölkerung.

Boniface Alimankinni, ein Aborigine-Tiwi-Insulaner, sagte: „Wir hatten keine Selbstachtung und unseren Söhnen nichts zu geben, außer Gewalt und Alkoholismus. Unsere Kinder stecken irgendwo fest zwischen einer Vergangenheit, die sie nicht verstehen, und einer Zukunft, die ihnen nichts bietet.“

Alkoholismus und Drogenabhängigkeit sind nicht unvermeidbar für indigene Völker. Sie sind das Ergebnis von gescheiterter Politik, aufgezwungenem „Fortschritt“ und „Entwicklung“ an Völkern, die andernfalls weitgehend autark leben. Industrialisierte Gesellschaften setzen indigene Völker Rassismus, Sklaverei und Völkermord aus, damit sie deren Land, Ressourcen und Arbeitskraft rauben können. Diese Verbrechen werden oftmals im Namen von Fortschritt und Entwicklung begangen.

Survival-Direktor Stephen Corry sagte: „Survivals Bericht ‚Fortschritt kann töten‘ zeigt auf, dass auferlegter ‚Fortschritt‘ bei indigenen Völkern einfach nicht funktioniert. Selbst die Gesundheitsvorsorge ist niemals hinreichend, verglichen mit der durch den Landraub verursachten Zerstörung. Aufgezwungene Entwicklung bringt indigenen Völkern niemals ein längeres, glücklicheres Leben, sondern vielmehr eine kürzere, trostlosere Existenz – aus welcher der Tod die einzige Rettung ist. ‚Fortschritt‘ hat viele Völker zerstört und bedroht viele mehr. Deshalb fordern wir die Vereinten Nationen auf, sich gegen aufgezwungene Entwicklung auf indigenem Land auszusprechen.“

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