Äthiopien: Regierung verstärkt Repression im Omo-Tal

6 November 2011

Die Mursi sind eines der Völker, die von dem
Staudamm bedroht sind. © Magda Rakita/ Survival

Diese Seite wurde 2011 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.

Survival hat beunruhigende Nachrichten erhalten: Die äthiopische Regierung setzt Angehörige indigener Völker in der Omo-Region, die eine Umsiedlung durch die Regierung ablehnen, massiv unter Druck.

Die Behörden haben Gemeindeversammlungen organisiert, um die Bevölkerung über ihre Pläne zu informieren, indigenes Land an staatliche und private Unternehmen zu verpachten. Auf dem Land sollen großflächig Zuckerrohr, Baumwolle und Biokraftstoffe angepflanzt werden.

Nach einer dieser Versammlungen wurde einer Gruppe von Bodi und Chirim Indigenen gezeigt, wohin sie umgesiedelt werden sollen. Nachdem sie den Ort besichtigt hatten, lehnten sie eine Umsiedlung jedoch ab. Die Behörden reagierten darauf, indem sie Sicherheitskräfte zu einer Folgeversammlung schickten. Vier junge Männern, die sich weiterhin weigerten umzusiedeln, wurden festgenommen.

Einige Bodi waren daraufhin so eingeschüchtert, dass sie sagten, die Regierung könnte das Land für Zuckerplantagen nehmen, denn sie “sahen, dass der Tod sehr nahe war, wenn sie sich weiterhin weigerten”.

Auch in der Stadt Tum wurden einige Angehörige des Suri-Volkes festgenommen. Sie hatten sich der Plantage eines malaysischen Unternehmens widersetzt, die einen wesentlichen Teil des Landes einnimmt, das die Suri zum Weiden ihres Viehs nutzen.

Viele Suri sagen, dass die Festnahmen nur dazu dienen sollen, sie einzuschüchtern und zu verhindern, dass sie den Plantagen im Wege stehen. “Wir lebten dort in Frieden und ungestört, inmitten des Suri-Landes, der Stelle auf der das gesamte Suri-Vieh in der Trocken- und Regenzeit weidet. Jetzt befindet sich an dieser Stelle die Plantage, die einem reichen malaysischen Unternehmen gehört”, sagte ein junger Suri.

“Die malaysischen Investoren und die Regierung haben 130 Soldaten trainiert, die 130 Maschinengewehre bekommen haben. Wenn die Suri aggressiv auf die Landwirtschaftsbetriebe reagieren, sollen die Soldaten die Suri-Männer, unsere Söhne, töten”, sagte eine Suri.

In der Zwischenzeit ist ein Teil des Mursi-Landes geräumt worden, um Platz für die Unterkunft der Plantagen-Arbeiter zu schaffen. Ein zweites Lager wird gerade gebaut. Beamten haben den Mursi gesagt, dass sie bald nach den Ältesten und nach jungen Männern suchen werden, die sich gegen die Plantagen wehren, und sie verhaften würden.

Schätzungen zufolge sitzen derzeit bis zu 200 Bodi, 28 Mursi und 20 Suri im Gefängnis.

Viele fürchten jetzt, dass die Sicherheitskräfte beginnen Menschen zu töten.

Indigenes Land und Nationalparks auf einer Fläche von bis zu 300.000 Hektar sind im unteren Omo-Tal für Plantagen gekennzeichnet worden.

Die Karte zeigt indigenes Land, auf dem Zuckerrohrplantagen entstehen sollen (anklicken zum Vergrößern) © Survival

Die Plantagen werden nur deshalb ertragsreich sein, weil der kontroverse Gibe III-Staudamm, der gerade gebaut wird, den Omo-Fluss regulieren und die Bewässerung der Plantagen ermöglichen wird. Der Damm wird allerdings auch die jährliche und natürliche Überschwemmung des Flusses beenden, auf die alle Völker des Unteren Omo-Tals für ihr Überleben angewiesen sind.

Ein Bodi hat folgende Botschaft an Survivals Unterstützer gerichtet: “Bitte helft diesen Menschen. Dieses Plantagenprojekt bringt den Menschen keinen Frieden.”

Ein Angehöriger eines anderen Volkes sagte: “Bitte haltet diese Regierung davon ab, die indigene Bevölkerung zu terrorisieren.”

Indigene Völker im Omo-Tal
Indigenes Volk

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