Kolonialer Naturschutz ist zum Scheitern verurteilt

© Fiona Watson/Survival

14. September 2018 Grüner Kolonialismus schadet der Umwelt und macht indigene Völker und lokale Anwohner*innen zu seinen Feinden.


„Festungsnaturschutz“ – auch bekannt als „kolonialer“ Naturschutz oder „grüner Kolonialismus“ – schadet der Umwelt, denn er beinhaltet die Vertreibung von Menschen aus Schutzgebieten, die auf ihrem angestammten Land entstehen.

Obwohl sie ihr Land seit Generationen gehütet haben und die biologische Vielfalt auf eine Weise erhalten, die für Außenstehende kaum zu verstehen oder zu erlernen ist, müssen die einstigen Bewohner*innen gehen. Touristische Infrastruktur wird dann in diesen Gebieten konzipiert, auf eine Weise, die bestimmte Arten – in aller Regel große Säugetiere – bevorzugt. Auch auf Kosten der Biodiversität. Hinzukommen weitere „Nebeneffekte“: Reisegruppen (meist in großen Fahrzeugen) stressen die Tiere und gewöhnen sie an die regelmäßige Nähe von Menschen (was wiederum Wilderei vereinfacht); das Anbringen von Überwachungsgeräten oder die Umsiedlung von Tieren endet oft tödlich; Pflanzenfresser können ohne natürliche Feinde leben, was wiederum andere Arten gefährdet und letztendlich auch sie selbst, wenn die Belastungsgrenze des Ökosystem um sie herum erreicht ist.

Neben Tourismus folgen auch andere profitorientierte Projekte in Schutzgebieten, darunter Bergbau, Trophäenjagd oder Holzwirtschaft.

Zu oft passiert dies mit Einverständnis großer Naturschutzorganisationen, die von eben diesen Branchen finanzielle Unterstützung erhalten. Die ursprünglichen Bewohner*innen des Landes werden hingegen schlecht behandelt, oft auch misshandelt, wenn sie versuchen dieses Gebiet zu betreten – selbst bei harmlosen „Vergehen“, wie der Suche nach Heilpflanzen. Manchmal reicht es auch, nur in der Nähe von Schutzgebieten zu sein, um misshandelt zu werden.

Dies entfremdet Anwohner*innen weiter von dem Interesse, ihre frühere Umgebung aufrechtzuerhalten. Vertrieben von ihrem Land, ihrer Lebensgrundlage und Existenz beraubt, wird es für korrupte Wildhüter oder Beamte leichter, sie zu Kompliz*innen zu machen oder dazu zu zwingen, bei illegaler Wilderei zu helfen. Es ist ein Teufelskreis. Es folgt mehr Gewalt. Gleichzeitig wird mehr Geld benötigt, um die einstigen Bewohner*innen draußen zu halten.

Vielerorts erheben die Menschen ihre demokratische Stimme gegen dieses Modell des kolonialen Naturschutzes und stellen sich ihm entgegen. Sofern das Modell seinen Ansatz nicht ändert und die Rechte der Menschen zur Priorität macht, wird es nicht überleben. Geschützte Gebiete in Afrika wurden errichtet, um zu scheitern. Sie werden übermannt von der gleichen öffentlichen Ablehnung, die den Rückzug des Kolonialismus erreicht hat.

Die Tatsache, dass lokale und indigene Anwohner*innen die besten Wächter*innen der Natur sind, darf nicht weiter als Märchen vom „edlen Wilden“ abgetan werden. Studien haben diesen Fakt wieder und wieder belegt. Große Naturschutzorganisationen müssen damit beginnen, der lokalen Bevölkerung demütig und fair zu begegnen und das überlegene Wissen dieser Wächter*innen über ihre eigene Natur anerkennen. Sie müssen ihnen Hilfe anbieten, mit der sie ihr Land unter eigener Kontrolle halten können. Es wäre ein sehr viel günstigeres und bei weitem effektiveres Modell des Naturschutzes; und auch wenn viele Organisationen behaupten, sie würden dies befolgen, zeigen unsere Nachforschungen, dass sie das in Wirklichkeit nicht tun.

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