Einschüchterung und Missbrauch: Sorge um Beschönigung bei Untersuchung von Prinz Harrys Naturschutzorganisation
19 November 2024
Survival äußert die Befürchtung, dass eine Untersuchung der Naturschutzorganisation African Parks, deren Vorstand Prinz Harry angehört, zu einer Schönfärberei der Situation der Baka führen könnte.
Die Untersuchung von Omnia Strategy, einer bekannten Anwaltskanzlei, wurde 2023 von African Parks in Auftrag gegeben, nachdem Survival gegenüber African Parks, Prinz Harry und Geldgebern wie der deutschen Bundesregierung schreckliche Misshandlungen im kongolesischen Odzala-Kokoua-Nationalpark kritisiert hatte. Survival hatte bereits Jahre zuvor Menschenrechtsverletzungen gegenüber Mitarbeitenden von African Parks zur Sprache gebracht. Die Naturschutzorganisation hat die jüngsten Vorfälle offiziell bestätigt.
Die Übergriffe gegen die indigenen Baka, darunter Schläge, Folter und Vergewaltigungen, wurden durch Parkwächter*innen von African Parks (AP) begangen. Der von AP verwaltete Nationalpark liegt auf dem angestammten Land der Baka. Die Gewalt löste einen weltweiten Aufschrei in den Medienaus.
Entwicklungen der letzten Monate:
- Survival hat Berichte über die Einschüchterung von indigenen Baka durch Parkwächter*innen erhalten, kurz bevor die Untersuchung vor Ort begann. Mindestens zwei Baka, die über Misshandlungen durch Ranger*innen berichtet haben, beschreiben, dass sie von Parkwächter*innen konfrontiert wurden, die ihre Motive für die Beschwerden über die Misshandlungen in Frage stellten und sie bedrohten.
- Die Ermittelnden der Kanzlei waren in einem Fahrzeug von African Parks unterwegs, um Angehörige der Baka, die Opfer des Missbrauchs waren, zu befragen. Sie wurden dabei auch von einem kongolesischen Regierungsbeamten begleitet. Dieses Vorgehen könnte eine abschreckende Wirkung auf die Baka und ihre Bereitschaft gehabt haben, offen zu sprechen.
- Survival hat schockierende Berichte über einen weiteren Angriff auf eine Gruppe von Baka-Frauen und -Kindern durch Parkwächter*innen erhalten, der dazu führte, dass eine Baka-Frau ihr ungeborenes Kind verlor. Dies geschah während der laufenden Untersuchung und legt nahe, dass die Parkwächter*innen immer noch glauben, ungestraft handeln zu können.
Trotz Aufforderungen von Survival hat African Parks sich noch nicht dazu verpflichtet, die Ergebnisse der Omnia-Untersuchung zu veröffentlichen oder deren Empfehlungen umzusetzen.
Während der laufenden Untersuchung sind auch neue Details darüber aufgetaucht, wie African Parks mit der Verwaltung des Odzala-Kokoua-Nationalparks und anderen Schutzgebieten Geld verdienen will: Durch den Verkauf von Biodiversitäts-Zertifikaten, von African Parks „Verifiable Nature Units“ (VNUs) genannt, und CO2-Zertifikaten, sollen Millionen von Dollar eingenommen werden. African Parks sagt, dass seine Pilotprojekte, einschließlich Odzala, „darauf abzielen, VNUs für 2024 und 2025 auszugeben“.
Das kürzlich erschienene Buch „Im Namen der Tiere“ des Enthüllungsjournalisten Olivier van Beemen hat ebenfalls Bedenken hinsichtlich der Bereitschaft von African Parks geweckt, „unabhängige Untersuchungen“ zuzulassen. Van Beemen zitiert eine Quelle, die bisherige Erfahrungen mit Evaluierungen beschreibt: „Es herrscht so viel Angst vor AP, dass manche, die ich als sehr professionelle Fachleute kenne, Wischiwaschi-Berichte schreiben, in denen sie die Wirklichkeit beschönigen […] Man beißt nicht die Hand, die einen füttert.“
Die Direktorin von Survival International, Caroline Pearce, sagte heute: „Survival teilte der Kanzlei Omnia unsere Bedenken bezüglich des Umfangs und der Methodik ihrer Untersuchung mit und forderte das Untersuchungsteam auf, das rassistische und koloniale Festungsnaturschutz-Modell, das der Verwaltung von Odzala durch African Parks zugrunde liegt, genauer zu untersuchen.“
„Unsere Bedenken bestehen weiterhin, und da die gesamte Grundlage, durch die African Parks die Kontrolle über so viel indigenes Land erlangt hat, unangefochten bleibt, bedeutet dies, dass das Ergebnis der Untersuchung den Baka nicht helfen wird, ihr Land zurückzubekommen – und das ist für ihren Lebensunterhalt, ihr Wohlergehen und ihre Existenz als indigenes Volk absolut entscheidend.“
„Frühere Untersuchungen von Misshandlungen, die von Naturschutzorganisationen wie dem WWF bezahlt wurden, haben gezeigt, dass die Naturschutzindustrie mehr als bereit ist, die Ergebnisse solcher Studien zu ignorieren oder zu beschönigen, und zwar völlig ungestraft, wenn es keine klaren Regeln oder eine Verpflichtung zu grundlegenden Veränderungen gibt.“
„Und nicht nur das: Während sich die Ermittlungen hinziehen, gehen die Übergriffe offenbar unvermindert weiter. Survival wird weiterhin an der Seite der Opfer von African Parks und der Naturschutzindustrie dafür kämpfen, dass ihnen Gerechtigkeit widerfährt.“
Hinweis an die Redaktion:
Das Zitat von Olivier van Beemen stammt aus der deutschen Version seines Buches Im Namen der Tiere (Niederländischer Originaltitel: Ondernemers in het wild).
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Niklas Ennen
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