UN veröffentlicht richtungsweisende Leitlinien zur Bekämpfung von Menschenrechtsverletzungen im Naturschutz
9 Dezember 2024
Heute, am Vortag des Internationalen Tags der Menschenrechte, veröffentlicht das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) neue Leitlinien für die Achtung der Menschenrechte in Naturschutzprojekten.
Anlass für die Leitlinien waren zahlreiche Enthüllungen, wonach große Naturschutzorganisationen für schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen an indigenen Völkern verantwortlich sind, denen ihr Land für Naturschutzgebiete geraubt wird. John H. Knox, ehemaliger UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte und Umwelt, war maßgeblich an der Ausarbeitung der Grundsätze beteiligt, die einen Meilenstein im Kampf für die Dekolonisierung des Naturschutzes darstellen.
Zu den schockierenden Enthüllungen, die die Notwendigkeit der Leitlinien belegen, gehören die WWF-Recherchen des Portals Buzzfeed, Berichte über die Misshandlung indigener Völker im Kongo durch Ranger von African Parks sowie die neusten Enthüllungen um die Zoologische Gesellschaft Frankfurt (ZGF). Unzählige weitere Skandale wurden ebenfalls bekannt, viele von ihnen ausgelöst durch Untersuchungen von Survival International.
Die neuen „Core Human Rights Principles for Private Conservation Organizations and Funders“ listen Mindeststandards auf, an die sich Naturschutzverbände wie WWF, WCS, African Parks und ZGF halten sollten. Sie beinhalten:
- Alle Naturschutzorganisationen und Geldgebenden sollten sicherstellen, dass sie die Rechte indigener Völker respektieren, einschließlich ihres Rechts auf Selbstbestimmung und des Rechts auf das Land, die Territorien und die Ressourcen, die sie traditionell besessen, bewohnt oder anderweitig genutzt oder erworben haben.
- Naturschutzorganisationen und Geldgebende sollten niemals Maßnahmen ergreifen oder unterstützen, die die Rechte indigener Völker beeinträchtigen, ohne sie zuvor in gutem Glauben zu konsultieren und mit ihnen zusammenzuarbeiten sowie ihre freie, vorherige und informierte Zustimmung (FPIC) einzuholen und fortlaufend zu wahren.
- Alle Naturschutzorganisationen und Geldgebenden sollte potenzielle nachteilige Auswirkungen auf die Menschenrechte, die sie verursachen oder zu denen sie beitragen können, verhindern und alle tatsächlichen nachteiligen Auswirkungen, die sie verursachen oder zu denen sie beitragen, sofort einstellen.
- Jede Naturschutzorganisation und alle Geldgebenden sollten ihre Unterstützung für Maßnahmen zur Bekämpfung der Wilderei und zur Durchsetzung von Gesetzen davon abhängig machen, dass bei diesen Maßnahmen die internationalen Menschenrechtsnormen und -standards eingehalten werden. Wenn die Aktivitäten nicht mit solchen Menschenrechtsnormen und -standards übereinstimmen, sollte die Naturschutzorganisation oder die Geldgebenden die Unterstützung einschränken oder beenden.
Die Direktorin von Survival International, Caroline Pearce, sagte heute: „Es sollte ein Armutszeugnis für den derzeitigen Zustand des Naturschutzes sein, dass es diese Leitlinien, die die grundlegendsten Menschenrechtsprinzipien festlegen, im Jahr 2024 noch braucht. Aber es besteht kein Zweifel daran, dass sie notwendig sind. Die Naturschutzindustrie insgesamt und insbesondere die großen Naturschutzunternehmen kommen seit Jahrzehnten mit entsetzlichen Übergriffen auf indigene Völker davon und ändern ihr Verhalten nur, wenn sie durch den Druck ihrer Geldgebenden oder der Öffentlichkeit dazu gezwungen werden. Wenn diese Leitlinien, die die Mindeststandards für ethisches Verhalten festschreiben, dazu beitragen können, Misshandlungen zu verhindern, bevor sie geschehen, dann ist das zu begrüßen.“
„Dennoch ist viel mehr nötig. Was die Leitlinien nicht tun, ist, das ganze faule Modell des traditionellen ‚Festungsnaturschutzes' unter die Lupe zu nehmen, das nach so vielen Jahrzehnten immer noch darauf beruht, indigenen Völkern ihre Territorien zu rauben, ihr Land in Naturschutzgebiete umzuwandeln und diese Enteignung dann mit Gewalt durchzusetzen. Es ist ganz einfach: Naturschutz, der die Landrechte indigener Völker nicht respektiert, verletzt die international anerkannten Menschenrechte.“
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Niklas Ennen
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