Indigenes Volk fürchtet brutale Vertreibung aus „Dschungelbuch-Land“

8 Februar 2017

Diese Baiga-Frauen wurden 2014 illegale aus dem Tigerschutzgebiet Kanha in Indien vertrieben. © Survival

Diese Seite wurde 2017 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.

Indigene Dorfbewohner*innen in Zentralindien haben angesichts drohender illegaler Vertreibung durch die Forstbehörde ein verzweifeltes Plädoyer für ihre Landrechte gehalten. Die Region ist bekannt als Inspiration für „Das Dschungelbuch“.

Angehörigen der Baiga aus dem Dorf Rajak wurde mitgeteilt, dass sie ihr angestammtes Land im Tigerschutzgebiet Achanakmar verlassen müssen, auf das sie seit Generationen angewiesen sind – obwohl es keine Beweise gibt, dass ihre Anwesenheit dort die Umwelt beeinträchtigt. Nach indischem und internationalem Recht ist ihnen erlaubt zu bleiben.

Indische Aktivist*innen hatten in der Vergangenheit erklärt, dass „korrupte Beamte … Geld abschöpfen“, welches die Behörden für Umsiedlungen zur Verfügung stellen.

In anderen Fällen wurden indigene Gemeinden in mangelhafte staatliche Siedlungen „umgesiedelt“ oder in ein Leben in Armut am Rande der indischen Gesellschaft gezwungen.

Diese Indigenen wurden 2013 illegal aus dem Similipal-Tigerreservat vertrieben und lebten danach in Armut unter Plastikplanen. © Survival

Ein Baiga-Mann sagte: „Wenn mich jemand aus dem Dschungel in die Stadt bringt, dann ist es, als ob sie mich umbringen.“

In einem Brief an die Forstabteilung schrieben die Baiga: „In Rajak ist das Land sehr fruchtbar und wir leben hier seit Generationen. Aber weil das Dorf im Kerngebiet [des Tigerreservates] liegt, sind wir ständig unter Druck. Wir werden aufgefordert in das Dorf Bharatpur zu gehen. Wir haben das Land dort gesehen, es ist voll von Steinen und es wird unsere Bedürfnisse nicht erfüllen. Es ist nicht geeignet, um unsere Kinder dort zu erziehen und es wird ihre Zukunft ruinieren.“

Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte: „Indiens Wälder werden weiterhin durch industrielle ‚Entwicklung’ zerstört und Tiger noch immer gewildert. Aber Forstbeamt*innen entscheiden sich dafür, indigene Waldbewohner*innen zu tyrannisieren und vertreiben sie von ihrem Land. Es ist ein Schwindel und es wird der Umwelt schaden. Es ist an der Zeit, dass die großen Naturschutzorganisationen diese angeblich „freiwilligen“ Umsiedlungen verurteilen und eingestehen, dass es in Wirklichkeit illegale Vertreibungen sind, die direkt zur Zerstörung ganzer Völker führen."

Der verheerende Rückgang der indischen Tigerzahlen war vor allem auf die Jagd durch koloniale Eliten zurückzuführen – und nicht auf indigene Völker, die seit Jahrtausenden mit Tigern leben. © Sandip Dey

Hintergrundinformationen

- „Umsiedlungen“ müssen nach indischem Recht freiwillig statfinden. Trotzdem werden Indigene häufig bestochen, eingeschüchtert und in einigen Fällen drohen ihnen Haft, Schläge, Folter und sogar Tod.

- Achanakmar wurde ursprünglich als Wildreservat gegründet und 2009 zum Tigerreservat erklärt. Auf 914 km2 leben Tiger, Leoparden, Faultiere, Elefanten und gestreifte Hyänen.

- Baiga bedeutet „Medizinmann“. Die Baiga sind für ihre unverwechselbaren Tätowierungen und für ihre sehr enge Beziehung zu ihrer Umgebung bekannt.

- 2013 wurden Angehörige indigener Völker illegal aus dem Similipal-Tigerreservat vertrieben und lebten danach in Armut unter Plastikplanen.

- Viele Baiga wurden 2014 aus dem nahe gelegenen Kanha-Tigerreservat vertrieben. Sie erhielten weder Land noch Unterkünfte oder andere Unterstützung, sondern sollten selbst Land suchen und dies mit ihrer Ausgleichszahlung erwerben. Für Personen, die ihr ganzes Leben im Wald gelebt hatten, war dies ein unbekanntes Konzept. Sie erklärten gegenüber Survival International: „Wir haben etwas Geld, aber wir sind verloren – wandern auf der Suche nach Land. Hier gibt es nur Traurigkeit. Wir brauchen den Dschungel.“

- In einem Tigerreservat in Südindien, wo Soliga-Indigene das Recht auf ihr Land durchsetzten, hat sich die Anzahl der Tiger weit über den nationalen Durchschnitt erhöht.

Die Infrastruktur in den neuen Regierungssiedlungen ist unzureichend. Dieses Gebäude sollte als eine Schule für indigene Kinder dienen, die vor mehr als sieben Jahren umgesiedelt wurden. © Survival

Das Land indigener Völker ist keine „Wildnis“. Es gibt Beweise dafür, dass sich indigene Völker so gut um ihre Umwelt kümmern wie niemand sonst. Sie sind die besten Umweltschützer und Wächter der Natur. Sie sollten die Naturschutzbewegung anführen.

Dennoch werden indigene Völker unrechtmäßig im Namen des „Naturschutzes” von ihrem angestammten Land vertrieben. Führende Naturschutzorganisationen unterstützen dies, indem sie sich nicht gegen die Vertreibung indigener Völker aussprechen.

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