Brasilien: Unkontaktierte schutzlos Holzfällern und Farmern ausgesetzt
28 April 2017
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Nach Informationen von Survival International, könnten alle Einheiten der brasilianischen Regierung, die derzeit unkontaktierte Völker und ihr Land vor Holzfällern und Farmern schützen, aufgelöst werden. Dies wäre die größte Bedrohung für unkontaktierte Amazonas-Völker seit Jahrzehnten.
Mitarbeiter*innen der brasilianischen Indigenenbehörde FUNAI spielen eine entscheidende Rolle beim Schutz der Gebiete unkontaktierter Völker vor Holzfällern, Farmern, Goldgräbern und anderen Eindringlingen. Einige Teams werden bereits abgezogen, weitere sollen demnächst folgen. Sobald der Schutz wegfällt, dürften Tausenden von Eindringlingen in die indigenen Territorien kommen.
Schätzungen zufolge leben in Brasilien mehr als 100 unkontaktierte Völker, und damit gut zwei Drittel der unkontaktierten Völker weltweit. Viele von ihnen leben in indigenen Territorien, die mit einer Gesamtgröße von mehr als 543.000 km2 geschützten Regenwaldes größer als Spanien sind.
Diese riesigen Gebiete werden von gerade einmal 19 FUNAI-Teams überwacht. Aufgrund von Haushaltskürzungen steht jetzt die Existenz sämtlicher Teams auf dem Spiel. Dabei kosten sie nur so viel wie zwei brasilianische Kongressmitglieder in einem Jahr durchschnittlich an Gehalt und Zusatzleistungen beziehen.
Die jüngsten Vorschläge stehen in einer langen Reihe von Maßnahmen der Regierung Temer, die katastrophale Auswirkungen auf Brasiliens indigene Völker haben könnte.
Die indigene Aktivistin Sonia Guajajara erklärt: „Mit der Kürzung des FUNAI-Budgets verkündet Brasiliens Regierung die Auslöschung der indigenen Völker.“
Der Indigene Paulo Marubo aus dem Javari-Tal im äußersten Westen von Brasiliens Amazonasgebiet erklärte: „Wenn die Schutzteams zurückgezogen werden, herrschen wieder Zustände wie früher, als viele Indigene massakriert wurden und infolge von eingeschleppten Krankheiten starben. Wenn die Holzfäller kommen, dann werden sie in Kontakt mit den Unkontaktierten treten, sie werden für die Ausbreitung von Krankheiten sorgen und die Indigenen sogar umbringen.“
Aktivist*innen vermuten, dass für die Haushaltskürzungen auch die engen Verbindungen der brasilianischen Regierung zur mächtigen Farmer- und Agrarlobby verantwortlich sind, die indigene Gebiete als ein Hindernis für ihre Expansion ansieht.
In der Hauptstadt Brasília fanden in dieser Woche große Demonstrationen indigener Völker gegen diese und ähnliche Regierungspläne statt.
Unkontaktierte Völker sind die bedrohtesten Gesellschaften unseres Planeten. Ganze Gemeinden werden durch die völkermörderische Gewalt Außenstehender ausgelöscht, die ihr Land und ihre Ressourcen rauben und Krankheiten wie Grippe oder Masern einschleppen, gegen die Unkontaktierte keine Abwehrkräfte besitzen.
Survival International steht an der Spitze des weltweiten Kampfes für das Recht unkontaktierter Völker auf ihr Land und Selbstbestimmung.
Stephen Corry, Direktor von Survival International, prangert an: „Die Kürzungen beim Schutz unkontaktierter Völker haben eindeutig nichts mit Geld zu tun, denn die Beträge, um die es geht, sind winzig. Es handelt sich um einen politischen Schritt im Sinne der Agroindustrie, die in unkontaktierten Völkern ein Hindernis für ihren Profit sieht und ein Auge auf den Regenwald wirft, der bislang tabu war. Fakt ist, dass die Budgetkürzungen eine Beihilfe zur Auslöschung dieser Völker darstellen könnten.“