EU suspendiert Gelder für WWF-Vorzeigeprojekt nach anhaltenden Missbräuchen

13 Mai 2020

Angehörige der indigenen Baka, Gebiet von Messok Dja. © Fiore Longo/Survival

Diese Seite wurde 2020 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.

EU will die Unterstützung für andere Schutzgebiete im Kongobecken nach wiederholten Forderungen von Survival überprüfen.

Die Europäische Union hat die Finanzierung eines umstrittenen WWF-Projekts zur Schaffung eines Schutzgebiets im Kongobecken suspendiert, nachdem mehrere Untersuchungen ein anhaltendes Muster von Misshandlungen und Rechtsverletzungen an den dort lebenden indigenen Baka bestätigt haben.

Die Baka waren Schlägen, Folter, sexuellem Missbrauch, unrechtmäßigen Verhaftungen und Tötungen durch Ranger ausgesetzt, die vom WWF finanziert und unterstützt werden.

Der WWF ist seit über 20 Jahren im Kongobecken tätig und unterstützt Einheiten, die gewalttätige Übergriffe gegen indigene Völker begangen haben. © WWF

Survival traf sich im Februar 2020 mit dem Team der Europäischen Kommission, das für das Messok-Dja-Projekt verantwortlich ist, und legte dar, dass das Vorhaben niemals die Zustimmung der lokalen Bevölkerung gehabt hat – und es daher gegen die Bestimmungen der Europäischen Kommission sei, das Projekt weiterzuführen.

Die bisher beispiellose Einstellung der EU-Unterstützung für das Projekt ist ein großer Erfolg für den Widerstand der Baka gegen das Vorhaben und für die Unterstützer*innen von Survival, die sich zusammen mit den Baka dafür eingesetzt haben, dass das Projekt gestoppt wird.

Fiore Longo, Leiterin der Kampagne #DecolonizeConservation von Survival, sagte heute: „Die Baka leben seit Menschengedenken auf diesem Land. Sie haben nie zugestimmt, einen Teil davon für das WWF-Projekt aufzugeben, sind aber dennoch jahrelang von der Nutzung ausgeschlossen und eingeschüchtert worden.”

Lokale Anwohner halten ein Schild mit der Aufschrift 'Nein zum Messok Dja-Park'. © Survival

„Das hat bereits dazu geführt, dass ihre Gemeinschaften und ihre Lebensweisen zerstört werden. Diese Tatsache bedeutet auch, dass es viel zu spät ist, ihre vorherige Zustimmung einzuholen und es somit unmöglich ist, das Projekt weiterzuführen oder Fördermittel dafür zu erhalten, ohne die Bestimmungen der Europäischen Kommission und die Menschenrechtsnormen und -erklärungen der UNO zu verletzen.”

„Wir freuen uns, dass die EU endlich die fatalen Missstände in diesem schrecklichen Projekt erkannt hat. Sie muss das Projekt nun vollständig einstellen. Es war ein Produkt der schlimmsten Art von kolonialem Naturschutz, den Baka ihr Land zu stehlen und sie von dort zu vertreiben und ihnen dann das Leben zur Qual zu machen. Die Wälder des Kongobeckens können nur geschützt werden, wenn mit den Baka zusammengearbeitet und ihnen wirklich zugehört wird, anstatt sich wie eine Kolonialmacht des 19. Jahrhunderts zu verhalten.”

„Seit 100 Jahren wird Naturschutz in Afrika den Menschen vor Ort von Europäern aufgezwungen, die in arroganter Gewissheit davon ausgehen, dass sie am besten wissen, wie man sich um die Natur kümmert. Das war immer ein Trugschluss, aber erst jetzt, unter dem Druck einer intensiven öffentlichen Kampagne, beginnt man, dies zu erkennen und hoffentlich anzugehen. Wir hoffen, dass diese Entscheidung ein Präzedenzfall für die zahllosen ähnlichen Vorhaben sein wird, die lokalen Gemeinschaften von westlichen Naturschutzorganisationen aufgezwungen werden.”

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