Brasilien: Fachleute warnen vor Landraub und Eindringlingen, nach Auftauchen eines unkontaktierten Mannes
17 Februar 2025
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© Anon
Das Auftauchen eines unkontaktierten indigenen Mannes in der letzten Woche beweist laut Fachleuten, wie groß der akute Druck durch Landräuber*innen und die Entnahme von Waldprodukten in diesem Teil des brasilianischen Amazonasgebietes ist.
Der junge Mann, der einer indigenen Gruppe angehört, die als „Unkontaktiertes Volk von Mamoriá Grande“ bekannt ist, suchte letzte Woche eine Siedlung von lokalen Arbeiter*innen auf. Am folgenden Tag kehrte er in den Wald zurück.
Die brasilianische Behörde für indigene Angelegenheiten (FUNAI) erließ im Dezember letzten Jahres zum Schutz der indigenen Gruppe eine vorläufige Landschutzverordnung für das Gebiet, Jahrzehnte nachdem die lokale indigene Bevölkerung auf ihre Existenz hingewiesen hatte. Das Gebiet ist jedoch noch immer nicht offiziell demarkiert und geschützt. Einige Lokalpolitiker*innen haben die Anordnung angefochten.
In der Region nimmt der Druck auf den Wald durch illegale Jagd, Fischerei und Landraub zu.
Zé Bajaga Apurinã, Koordinator der lokalen Indigenen-Organisation FOCIMP (Federação das Organizações das Comunidades do Médio Rio Purus), sagte: „Wir fordern schon seit langem, dass dieses Gebiet geschützt wird. Sie haben es vorübergehend unter Schutz gestellt, aber das löst das Problem nicht. Was das Problem wirklich löst, ist eine offizielle Demarkierung. Diese Menschen können nirgendwo anders hin. Eindringlinge reißen den Reichtum des Landes an sich, fällen Holz, fischen und jagen alles, was es dort gibt. Den Indigenen bleibt keine Luft zum Atmen, sie sind bedroht. Wir müssen sofort einen Gesundheits-Korridor einrichten und das Land dringend demarkieren.“
Staatsanwalt Daniel Luis Dalberto setzt sich für die Belange unkontaktierter Völker ein. Er war letzte Woche in dem Gebiet und sagte gegenüber dem brasilianischen Medium A Publica: „Ich habe mit eigenen Augen gesehen, welchen Gefahren diese Völker ausgesetzt sind. Das Risiko eines Völkermordes oder der Auslöschung ist sehr hoch.“
Carlos Travassos, ehemaliger Leiter der FUNAI-Abteilung für unkontaktierte und kürzlich kontaktierte Völker und des FUNAI-Stützpunktes in dem betroffenen Gebiet, sagte gegenüber A Publica: „[Einige Teile dieser Region] sind nicht gesetzlich geschützt und waren Ziel von Landspekulationen, wie z.B. Landraub. Die Landschutzverordnung der FUNAI war sehr wichtig. Dies ist das Ende der ‘Sichel der Entwaldung’, der am stärksten entwaldeten Region des Amazonas-Gebiets. Es ist eine Region, in der der Druck auf das Land sehr groß ist.“
Survival hat bereits früher auf die Gefährdung des Gebiets und der dort lebenden indigene Menschen aufmerksam gemacht, die bis vor kurzem nicht einmal den grundlegendsten Schutz hatten.
Die Direktorin von Survival International, Caroline Pearce, sagte heute: „Diese alarmierende Entwicklung zeigt, wie wichtig es ist, dass dieses Gebiet, wie alle Gebiete unkontaktierter indigener Völker, dringend festgelegt und geschützt wird. Die Regierung hat Jahre gebraucht, nur um eine vorläufige Landschutzverordnung zu erlassen, obwohl die Existenz der Indigenen in diesem Gebiet seit Jahrzehnten bekannt und Landraub nun an der Tagesordnung ist.“
Hinweis an die Redaktion:
Priscilla Oliveira, Wissenschaftlerin des brasilianischen Survival Büros, war kurz vor dem Auftauchen des jungen Mannes gemeinsam mit FUNAI in dem Gebiet und steht für Interviews zur Verfügung.
Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte:
Niklas Ennen
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