Der „Letzte seines Volkes“ in Brasilien gestorben: Symbol für Völkermord an Indigenen
29 August 2022
Ein indigener Mann, der als „Letzter seines Volkes“ bekannt war, ist in Brasilien gestorben. Er war der letzte Angehörige seines indigenen Volkes und der einzige Bewohner des indigenen Territoriums Tanaru im Bundesstaat Rondônia im westlichen Amazonasgebiet.
Die verbleibenden Angehörigen seines Volkes wurden vermutlich seit den 1970er Jahren bei einer Reihe von Angriffen massakriert. Dennoch war wenig über das indigene Volk bekannt, da es den Kontakt stets verweigerte. Außenstehenden ist er auch als „Mann aus dem Loch“ bekannt, weil er tiefe Löcher grub, in denen sich zum Teil angespitzte Pfähle befanden. 2018 wurde er von einem Team der brasilianischen Regierung bei einer zufälligen Begegnung gefilmt.
Das Tanaru-Territorium wirkt wie eine kleine bewaldete Insel in einem Meer von riesigen Rinderfarmen, die sich in einer der gewalttätigsten und gefährlichsten Regionen Brasiliens befindet. Survival hat sich gemeinsam mit Organisationen aus Brasilien jahrelang für den Schutz des Territoriums eingesetzt.
Fiona Watson, Survivals Direktorin für Forschung und Advocacy, besuchte das Gebiet im Jahr 2004 mit einer Beobachtungsmission der brasilianischen Regierung und schrieb einen Bericht über diesen Besuch.
Sie sagte heute: „Kein Außenstehender kannte den Namen dieses Mannes oder wusste viel über seine Verwandten – und mit seinem Tod nimmt der Völkermord an ihnen ein tragisches Ende. Dies ist ein Völkermord – die vorsätzliche Auslöschung eines ganzen Volkes durch Viehzüchter*innen, die nach Land und Reichtum gieren.“
„Er symbolisierte sowohl die entsetzliche Gewalt und Grausamkeit, die den indigenen Völkern weltweit im Namen des Kolonialismus und des Profits angetan wird, aber auch ihren Widerstand. Wir können nur erahnen, welche Schrecken er in seinem Leben erlebt hat und wie einsam er war, nachdem der Rest seines Volkes getötet wurde. Trotz dessen widersetzte er sich entschlossen allen Versuchen der Kontaktaufnahme – und machte deutlich, dass er einfach nur in Ruhe gelassen werden wollte.“
„Wenn Präsident Bolsonaro und seine Verbündeten aus der Agrarindustrie ihren Willen bekommen, wird sich diese Geschichte immer und immer wieder wiederholen, bis alle indigenen Völker in Brasilien ausgelöscht sind. Die indigene Bewegung in Brasilien und Survival werden alles tun, um sicherzustellen, dass das nicht passiert.“
OPI, die Beobachtungsstelle für die Menschenrechte unkontaktierter und kürzlich kontaktierter Völker, hat dazu aufgerufen, das indigene Territorium Tanaru dauerhaft als Mahnmal für den Völkermord an den Indigenen zu schützen. Survival schließt sich dieser Forderung an.
Fiona Watson steht für Interviews auf Englisch oder Portugiesisch zur Verfügung. Survival verfügt über Fotos und Videos, die bereitgestellt werden können.
Hinweise an die Redaktion:
Das 8.000 Hektar große Tanaru-Gebiet ist eines von sieben indigenen Territorien in Brasilien, die durch sogenannte Landschutzverordnungen temporär geschützt sind. Präsident Bolsonaro und seine Verbündeten setzen sich seit langem für die Abschaffung bzw. gegen die Verlängerung dieser Notfalldekrete ein.
Für weitere Informationen und Bildmaterial kontaktieren Sie bitte:
Niklas Ennen
+49 (0)157 516 035 72
[email protected]