Bislang unkontaktierte Indianer in Gefahr

31 August 2002

Diese Seite wurde 2002 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.

"Wir wollen unser angestammtes Land nicht verlieren, denn unsere Vorfahren lebten hier." Gabide, Stammesführer der Totobiegosode

Die letzten, noch nicht in Kontakt mit der Außenwelt stehen Indianer südlich des Amazonas-Beckens werden von allen Seiten eingeschlossen. Dadurch wird ihre letzte Zufluchtsstätte nach und nach eingenommen. Eine weitere Rückzugsmöglichkeit haben sie nicht. Doch wenn die paraguayanische Regierung handelt, können die Indianer ihr Land behalten und den Krankheiten entgehen, die ihre Bevölkerung zu dezimieren drohen.

Diese Indianer gehören zum 5000 Mitglieder zählenden Stamm der Ayoreo, welchem einstmals ein großer Teil Nordparaguays und Südostboliviens gehörte. Diese Region ist Teil des Chaco, einer weiten, spärlich besiedelten Fläche von Waldland, Grasland und Sumpf. Die Ayoreo sind Wildbeuter, die von der Fülle der natürlichen Ressourcen ihrer Heimat leben; sie jagen Wildschweine und Gürteltiere, sammeln wilden Honig und bauen in der Regenzeit Kürbisse, Getreide und Bohnen an.

Während des letzten Jahrhunderts wurde das meiste Land der Ayoreo von Fremden in Besitz genommen. In Paraguay rodeten Viehzüchter wertvolles Nutzholz und erbauten riesige Ranches. Ab den 1920er Jahren gründeten europäische Mennoniten Kolonien im Chaco; ihre Ranches und Milchfarmen zogen wiederum Landspekulanten an, deren Firmen heute Rechtsanspruch auf große Teile des Landes der Ayoreo geltend machen.

Eher jüngeren Datums ist die Ankunft der fundamentalistischen Missionare der amerikanischen New Tribes Mission (NTM) im Land der Ayoreo. Die NTM versuchte viele der Ayoreo zu bekehren und errichtete eine Station in Campo Loro.

1979 und 1986 gingen "christianisierte" Indianer mit Unterstützung der NTM in den Wald, um noch unkontaktierte Ayoreo einer Gruppe mit dem Namen Totobiegosode ("Leute vom Ort des Wildschweines") herauszuholen. Mindestens fünf der "missionierten" Ayoreo starben während dieser Unternehmung, als die unkontaktierten Indianer versuchten, sich gegen ihre Gefangennahme zu wehren. Einige dieser gefangen genommenen Indianer , die nach Campo Loro gebracht wurden, wurden so krank, dass sie wenig später starben. Kampagnen von Survival und anderen stoppten diese "Menschenjagden."

Eine unbekannte Zahl von Ayoreo-Totobiegosode lebt noch im Wald und widersetzt sich aktiv dem Kontakt zu Außenstehenden. Indizien wie Fußspuren und verlassene Hütten weisen auf einige unterschiedliche Familien hin, die innerhalb eines großen Gebiets leben.

1993 traten die Ayoreo-Totobiegosode, die aus dem Wald getrieben worden waren, in Landforderungsverhandlungen mit der Regierung, zugunsten ihrer noch im Wald lebenden Verwandten. Mit Unterstützung einer ortsansässigen NGO, der Totobiegosode Support Group, beantragten die Indianer das Recht auf – oder die Souveränität über – 550.000 Hektar ihres Landes – weniger als ein Fünftel ihres angestammten Gebietes von 2,8 Millionen Hektar.

Seit die Landforderungen gestellt wurden, übertrug die Regierung den Indianern das Recht auf 67.400 Hektar Land und versprach weitere 116.000 Hektar. Rechtliche Verfügungen wurden auf die gesamten 550.000 Hektar erlassen, die Landbesitzer, Viehzüchter und andere Siedler davon abhalten Wald zu roden oder Arbeiten anderer Art auf diesem Land durchzuführen. Aber trotz dieser Verfügungen gab es kürzlich eine beängstigende Welle von Eingriffen, von denen einige die Totobiegosode zwangen, in den Wald zu fliehen und ihre Häuser zu verlassen, welche man leer gefunden hat.

Im Juni 2002 bahnten Bulldozer Wege in den Wald im Südosten des Indianer-Territoriums auf Land, das den Firmen Veragilma und Falabella gehört. Diese Wege schaffen Zugang zu Standorten von palo santo, einem wertvollen Hartholz. Zur selben Zeit bemühen sich die lokalen Regierungsbeamte um eine neue Kolonisierung dieser Ländereien. Eine riesige Schneise wurde auch von mennonitischen Siedlern eines Grundbesitzes mit dem Namen Yvy Pora geschlagen: dies störte die Totobiegosode in dieser Gegend auf, die die Flucht ergriffen. Weitere Wege wurden gebahnt auf den Ländereien der Nieto und Gorostiaga Viehzuchten im Süden und Westen des Gebietes der Ayoreo.

Seit Jahrzehnten fliehen die Ayoreo-Totobiegosode vor dem Vorstoßen in ihr Land und haben unmissverständlich klar gemacht, dass sie keinen Kontakt zu Außenstehenden wünschen: 1994 und 1998 wurden Pfeile auf Bulldozer geschossen, die auf ihrem Land arbeiteten. Die Rodung ihres Landes ist illegal – und wenn sie weitergeht, stehen die Ayoreo in großer Gefahr, in gewalttätige Konflikte zu geraten oder abermals Opfer von Krankheiten zu werden.

Mehr Informationen erhalten Sie von Survival Deutschland; per Tel.: ++49 (0)30 29002372 oder per Email: [email protected]

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Ayoreo
Indigenes Volk

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