Europäischer Lederhersteller kündigt Boykott aus Sorge um unkontaktiertes Volk in Paraguay an

20 Dezember 2023

Guireja, eine Ayoreo-Frau, an dem Tag, an dem sie 2014 zum ersten Mal kontaktiert wurde. Ihr Verwandten befinden sich noch immer im Wald. © GAT/ Survival

Pasubio, einer der führenden europäischen Lederhersteller, hat heute angekündigt, dass er sich weigern wird, Leder zu kaufen, das aus Wäldern stammt, die von den unkontaktierten Ayoreo in Paraguay bewohnt werden.

Der Entscheidung von Pasubio ging ein intensiver Dialog mit Survival International voraus. Survival Italien hatte Ende 2022 eine formelle Beschwerde gegen das Unternehmen gemäß den OECD-Leitsätzen für multinationale Unternehmen eingereicht.

Diese Ayoreo sind die letzten Angehörigen eines unkontaktierten Volkes in Südamerika außerhalb des Amazonasgebiets, und Farmen sowie Abholzung bedrohen ihr angestammtes Land und ihr Überleben.

In seiner Ankündigung sagte Pasubio: „[Unser Unternehmen] kündigt heute seine Verpflichtung an, das angestammte Gebiet des indigenen Volkes der Ayoreo-Totobiegosode zu verteidigen …“

„Dank der Aufklärungsarbeit, die Survival International, die globale Bewegung für die Rechte indigener Völker, und die Nichtregierungsorganisation Earthsight in den vergangenen Jahren geleistet haben, hat die Pasubio-Gruppe von der Bedrohung des Ayoreo-Totobiegosode-Volkes in der paraguayischen Region Gran Chaco erfahren, insbesondere von den Ayoreo-Gruppen, die unkontaktiert im Wald leben.“

„Die Pasubio-Gruppe kündigt daher ihre Entscheidung an, von ihren Lieferant*innen jegliches Leder auszuschließen, das mit der Abholzung des [Ayoreo-Territoriums] in Verbindung steht; ab heute wird die Pasubio-Gruppe alle Geschäftsbeziehungen mit allen paraguayischen Lieferant*innen einstellen, die nicht in der Lage sind, angemessene Garantien dafür zu geben, dass sie weder direkt noch indirekt mit den Viehzuchtbetrieben im [Ayoreo-Territorium] in Verbindung stehen.“

Das Ayoreo-Territorium ist heute eine Waldinsel, die von einem Meer von Abholzung umgeben ist, da das Land um sie herum (und teilweise innerhalb) für die Viehzucht gerodet wurde. In diesem Jahr haben zahllose Brände, die von Viehzüchter*innen gelegt wurden, einen großen Teil des Waldes der Ayoreo vernichtet.

Eine unbekannte Zahl von Ayoreo lebt unkontaktiert im Wald. Viele weitere wurden aus dem Wald vertrieben und leben jetzt in sesshaften Gemeinschaften.

Caroline Pearce, Direktorin von Survival International, sagte heute: „Wir sind erfreut, dass Pasubio sich verpflichtet hat, Leder von Lieferant*innen zu boykottieren, die das Land und Leben der Ayoreo in Paraguay bedrohen. Und wir freuen uns darauf, wenn andere Unternehmen dasselbe tun. Wir werden natürlich genau hinsehen, um sicherzustellen, dass die Verpflichtung vollständig umgesetzt wird.“

„Die mächtigen Akteur*innen hinter der paraguayischen Lederindustrie müssen wissen, dass die Welt die illegale Zerstörung des Waldes und seiner Bewohner*innen im Namen des Profits nicht hinnehmen wird. Wir hoffen, dass diese Nachricht dazu beiträgt, den entsetzlich langsamen Prozess der Anerkennung der Landrechte der Ayoreo zu beschleunigen, der bereits seit dreißig Jahren andauert. Die Behörden in Paraguay sollten endlich nationales und internationales Recht respektieren, sowie alle Viehzüchter*innen aus dem Gebiet der Ayoreo vertreiben und ihnen ihr Land zurückgeben.“

 


Hinweise an die Redaktion:

  • Die OECD-Beschwerde wurde mit Unterstützung der Anwält*innen Veronica Dini und Luca Saltalamacchia eingereicht.
  • Das Leder von Pasubio wird hauptsächlich in der Autoindustrie verwendet. BMW, Jaguar Land Rover, Porsche und viele andere haben das Leder des Unternehmens für die Herstellung von Innenausstattungen, Sitzen und Lenkrädern gekauft.
Ayoreo
Indigenes Volk

Teilen