Brasilien: Wo das Leben eines Indigenen kein Verkehrsschild wert ist
10 Juli 2014
Diese Seite wurde 2014 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.
Staatsanwälte in Brasilien haben die Regierung aufgefordert 1,4 Millionen Reais (460.000 €) Entschädigung an Guarani-Indigene zu zahlen und Verkehrsschilder aufzustellen, nachdem in einer Guarani-Gemeinde acht Personen von Fahrzeugen erfasst und getötet wurden.
Seit Jahrzehnten müssen die Guarani aus der Gemeinde Apy Ka’y in einem Lager neben einer vielbefahrenen Straße leben, weil sie für den Anbau von Zuckerrohr von ihrem angestammten Land vertrieben wurde. Im letzten Jahr besetzten die Guarani wieder einen Teil ihres Gebietes, doch die Straße bleibt eine große Gefahr.
Fünf der an der Straße getöteten Guarani waren Familienangehörige der Gemeinde-Anführerin Damiana Cavanha, die sich für die Rückgabe des Landes ihrer Gemeinde einsetzt. Die Fahrzeugführer begangen in allen Fällen Fahrerflucht. Das jüngste Opfer war vier Jahre alt.
Damiana glaubt, dass sie absichtlich angefahren werden von Fahrzeugen, die zu der Ranch gehören, welche ihr angestammtes Land belegt.
Der Staatsanwalt Marco Antonio Delfino de Almeida hat versuchte die Regierung gerichtlich zur Aufstellung von Verkehrsschildern und Geschwindigkeitswarnungen an der Straße zu bewegen. Das Gericht lehnte seine Bitte jedoch ab und die Regierung erklärte die Straße als „sicher“. „Indigene sind in diesem Staat nicht einmal ein Verkehrsschild wert“, erklärte Delfino.
Die Staatsanwaltschaft hat auch empfohlen, dass Brasiliens Indianerschutzbehörde FUNAI 1,7 Millionen Reais (560.000 €) Strafe zahlen sollte, weil sie das Land der Apy Ka’y und vieler anderer Guarani-Gemeinden nicht kartiert hat, wie es die Verfassung und ein offizielles Abkommen über die Landrechte der Guarani von 2007 vorsehen.
Weil sie gezwungen sind in überfüllten Reservaten oder in Straßenlagern zu leben, sind Mangelernährung, Krankheiten und Selbstmord unter den Guarani weit verbreitet. Guarani-Anführer werden regelmäßig von „Sicherheitskräften“ der Farmer angegriffen und ermordet.
Delfino de Almeida erklärte: „Das ist wie das Einsperren von Menschen. (…) Die Guarani leben unter schrecklichen Bedingungen, die ihren wertvollsten Besitz zu zerstören drohen: das Leben selbst.“
Damiana Cavanha erklärte gegenüber Survival International, der globalen Bewegung für die Rechte indigener Völker: „Wir sind Flüchtlinge in unserem eigenen Land. (…) Wir haben alles verloren, nur nicht unsere Hoffnung, auf unser angestammtes Land zurückkehren zu können.“