Indigener Anführer im Visier wegen Widerstand gegen Vertreibung aus Tigerreservat

27 März 2015

Telenga Hassa, ein Angehöriger der Munda, fürchtet um seine Sicherheit, nachdem ein Wildhüter Angriffe auf ihn anstiftete, weil er sich der Vertreibung seiner Gemeinde widersetzt hatte. © Survival International

Diese Seite wurde 2015 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.

Ein indigener Anführer in einem von Indiens Tigerreservaten fürchtet um seine Sicherheit, nachdem ein Wildhüter seine Gemeinde drängte, ihn zu verprügeln und fortzujagen, weil er ihr Recht verteidigt hatte, auf ihrem Land zu bleiben.

Telenga Hassa, ein Munda-Mann aus der Jamunagarh-Gemeinde innerhalb des heutigen Tigerreservates Similipal, hat den Widerstand seines Dorfes gegen offizielle Maßnahmen, die Dorfbewohner im Namen des „Tigerschutzes“ zu vertreiben, geführt.

Während eines Dorftreffens im Januar, an dem Telenga nicht teilgenommen hatte, drängte ein ehrenamtlicher Wildhüter nachweißlich die anwesenden Dorfbewohner dazu, ihn anzugreifen oder ihn aus dem Reservat zu jagen, sollte er sich nicht mit ihrer Umsiedlung einverstanden erklären. Telenga erzählte Survival International, der globalen Bewegung für die Rechte indigener Völker, dass derselbe Wildhüter während früherer Treffen ihn und sein Volk beleidigt hatte und eine Erklärung zur Schilderung ihres Widerstandes gegen die Zwangsumsiedlungen zerrissen hatte.

Indisches und internationales Recht schreiben vor, dass die freie, vorherige und informierte Zustimmung indigener Völker eingeholt werden muss, bevor man sie von ihrem angestammten Land umsiedelt; aber Dorfbewohner von Jamunagarh waren jahrelang Belästigungen ausgesetzt. Vergangenen September berichteten sie, dass sie „bedroht“ und „getäuscht “ wurden, damit sie einwilligen ihr Gebiet zu verlassen.

Telenga erzählte Surival: „Wir würden lieber sterben als das Dorf zu verlassen. Die Forstbehörde drängt uns zu gehen. Sie sprechen oft Drohungen gegen uns aus wie ‘Wenn ihr versucht zu bleiben, reichen wir bei der Polizei viele Fälle gegen euch ein, wir werden sagen, dass ihr Maoisten seid und wir werden euch festnehmen’.“

Tausende Baiga wurden gewaltsam aus dem Kanha-Tigerreservat, Vorbild für „Das Dschungelbuch“, vertrieben. © Survival International

In ganz Indien werden indigene Völker im Namen des Tigerschutzes illegal und gewaltsam von ihrem angestammten Land vertrieben. Im Dezember 2013 wurden 32 Familien des Khadia-Volkes aus Similipal ausgestoßen und gezwungen, in entsetzlichen Verhältnissen unter Plastikplanen zu leben.
Tausende Baiga wurden aus dem Kanha-Tigerreservat – Vorbild für „Das Dschungelbuch“ – vertrieben.

Telenga hat eine Beschwerde bei der Bezirkspolizei eingereicht, die den verbalen Missbrauch, Bedrohungen und die Anstiftung zum Angriff im Detail aufführt. Survival hat der Odisha Human Rights Commission bereits zweimal ihren Standpunkt zu diesem Vorfall dargelegt, jedoch noch keine Antwort erhalten.

Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte heute: „Das ist nur ein weiteres Beispiel dafür, wie indigene Völker in Indien eingeschüchtert und bedroht werden, damit sie „zustimmen“, ihr Land innerhalb von Indiens Tigerreservaten zu verlassen. Diejenigen, wie Telenga, die mutig genug sind, sich diesen sogenannten „freiwilligen“ Umsiedlungen entgegenzusetzen, sind entsetzlichen Belästigungen und Drohungen ausgesetzt. Indigene Völker sind die besten Naturschützer; sie haben sich über Generationen hinweg nachhaltig um ihr Land gekümmert. Sie von ihrem Land zu vertreiben verstößt gegen die Menschenrechte und rettet nicht den Tiger.“

Schreiben Sie eine Mail an Indiens Minister für Umwelt und Wälder»

Hinweise an die Redaktion:

- Die Regierung Indiens ernennt Privatpersonen zu ehrenamtlichen Wildhütern (Honorary Wildlife Wardens – HWWs), auf der Grundlage ihres Engagements für den Naturschutz. Diese Wildhüter arbeiten mit der staatlichen Forstbehörde zusammen und bringen ihr Fachwissen in die Naturschutzbemühungen der Regierung ein.

- Den Dorfbewohnern aus Jamunagarh wurde mitgeteilt, dass kein Agrarland zu den Rehabilitationsmaßnahmen gehören würde, da solches Land nicht zur Verfügung steht. Dies bedeutet, dass sie im Falle einer Vertreibung keine Lebensgrundlage und Möglichkeit haben würden, ihre Familien zu ernähren.

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