Gesundheitskrise bei kürzlich kontaktierten Indigenen in Brasilien

15 April 2015

Der Gesundheitszustand der Awá-Frau Jakarewyj hat sich dramatisch verschlechtert, seit sie vergangenen Dezember kontaktiert wurde. © Madalena Borges/CIMI-MA/Survival

Diese Seite wurde 2015 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.

Eine indigene Frau, Angehörige der bedrohten Awá-Indianer, kämpft um ihr Leben, nachdem sie vor wenigen Monaten im Nordosten des brasilianischen Amazonasgebietes kontaktiert wurde.

Die Awá-Frau Jakarewyj leidet unter Grippe und schweren Atemwegserkrankungen, nachdem sie – „umzingelt von Holzfällern“ – gemeinsam mit einer Gruppe anderer Awá im Dezember 2014 kontaktiert wurde. Seit dem Kontakt hat sich ihr Gesundheitszustand rapide verschlechtert. Sie ist abgemagert und ernsthaft erkrankt.

Carlos Travassos, Leiter der Abteilung für unkontaktierte Völker bei der brasilianischen Indianerschutz-Behörde, warnte, dass den Awá durch die Abholzung auf ihrem Gebiet ein „Genozid“ droht

Nach Angaben von anderen Awá-Indianern, die mit Jakarewyj im gleichen Dorf leben, starben in der Vergangenheit bereits Jakarewyjs Ehemann und andere Angehörige im Wald durch Grippe.

„Sie waren von Holzfällern umzingelt. Wir hörten viel Lärm von den nahen Kettensägen und den Lastern, die Straßen zum Abtransport des Holzes gruben. Und es gab Markierungen, mit denen die Bäume zum Abholzen gekennzeichnet wurden“, erklärte ein Angehöriger der Awá gegenüber der brasilianischen Organisation CIMI.

Der Wald der Awá ist durch illegale Holzfäller, Viehzüchter und Siedler bedroht, seit das Gebiet mit Unterstützung der Europäischen Union und der Weltbank in den 1980er Jahren für das Bergbauprojekt Grande Carajás erschlossen wurde.

Nach einer zweijährigen Kampagne von Survival International, der globalen Bewegung für die Rechte indigener Völker, wies die brasilianische Regierung im Januar 2014 die illegalen Eindringlinge aus dem Awá-Territorium aus. Nach Medienberichten wurden kürzlich 173 Sägewerke in der Nähe des Awá-Gebietes geschlossen.

Nach einer Kampagne von Survival wies die brasilianische Regierung die meisten illegalen Holzfäller und Siedler aus dem wichtigsten Awá-Territorium aus. Doch in anderen Gebieten, in denen Awá leben, geht die Abholzung weiter. © Sarah Shenker/Survival

Anfang der Woche begann der Bergbau-Riese Vale mit der Ausweitung der Bahnstrecke, die direkt entlang des Waldes der Awá zur Carajás-Mine führt. Die Awá lehnen die Ausweitung ab, weil diese ihrer Ansicht nach ihr Jagdwild vertreibt und weiteren Lärm und neue Eindringlinge in ihren Wald bringt.

Die brasilianischen Behörden haben es bisher nicht geschafft, einen langfristigen Schutzplan umzusetzen, um die Rückkehr der Holzfäller in das Awá-Territorium zu verhindern. Auch in anderen Gebieten, in denen Awá-Indianer leben, gibt es noch immer Eindringlinge.

Die Awá und Survival International fordern von den Behörden die Entsendung eines Spezial-Gesundheitsteams, um die Versorgung von Jakarewyj zu gewährleisten, bevor es zu spät ist.

Unkontaktierte Völker zählen zu den bedrohtesten Gesellschaften unseres Planeten. Der erste Kontakt mit Außenstehenden führt oft zum Ausbruch verheerender Epidemien, die zur Dezimierung ganzer indigener Völker führen können.

Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte heute: „Die schreckliche Lage zeigt, dass die Regierung unbedingt ein angemessenes Gesundheitsprogramm für unkontaktierte Völker auf die Beine stellen muss. Auch würden derartige Tragödien nie geschehen, wenn die Gesetze eingehalten und das Land unkontaktierter Völker von vornherein geschützt werden würden. Brasilien muss jetzt schnell handeln, um den Tod noch weiterer unschuldiger Awá zu verhindern.“

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