Fortschritt kann töten: HIV-„Epidemie“ breitet sich unter Indigenen in Venezuela aus
14 Januar 2016
Diese Seite wurde 2016 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.
Expert*innen haben gezigt, dass eine HIV-„Epidemie“ unter den indigenen Warao in Venezuela um sich greift. Diese Nachrichten illustrieren auf schockierende Weise die Folgen, die Landraub und Autonomieverlust für indigene Völker haben können. Auf die Gefahren von aufgezwungener „Entwicklung“ machte Survival erst kürzlich mit dem aktualisierten Bericht „Fortschritt kann töten“ aufmerksam.
Noch vor einigen Jahren war die Krankheit den Warao gänzlich unbekannt – die ersten Infizierungen wurden erst 2007 registriert. Heute verbreitet sich der Virus mit hoher Geschwindigkeit in dutzenden Warao-Gemeinden.
Eine Studie unter acht Gemeinden zeigte, dass sich 10 % der Warao mit dem Virus infiziert haben. Dies entspricht dem 20-fachen des venezolanischen Durchschnitts und dem doppelten des Durchschnitts in Subsahara-Afrika.
Die Infektionsrate unter neugeborenen Warao ist ebenfalls alarmierend hoch. Ein Angehöriger der Warao sagte: „Es tötet uns, einen nach dem anderen.“
*innen sagen, dass HIV durch illegale Bergarbeiter eingeschleppt wurde. Zudem waren durch die zunehmende Verschmutzung ihrer Flüsse viele Warao gezwungen, in naheliegende Städte zu ziehen, wo viele sich bei Nicht-Indigenen mit dem Virus angesteckt haben. Die Verschmutzung der Flüsse in den Gebieten der Warao ist hauptsächlich auf die Förderung von Öl zurückzuführen.
Bergbau und Erdölgewinnung sind in Venezuela weit verbreitet und bedrohen die Existenz einiger indigener Völker in der Region. Diese haben sich in den vergangenen Jahren mit Protesten gegen die Zerstörung ihres Landes gewehrt.
Die Warao leiden auch unter erhöhten Infektionsraten mit Hepatitis, Tuberkulose sowie unter weiteren Gesundheitsproblemen. Trotz wiederholter Forderungen an die Regierung bleibt der Zugang zu Gesundheitsversorgung für die Warao begrenzt.
Die Warao leben in der Orinoco-Delta-Region im Osten Venezuelas. Viele von ihnen leben in Häusern, die auf Pfählen über dem Wasser gebaut sind. Die Warao haben eine enge Verbindung zu den Flüssen, die sie für ihre Versorgung mit Trinkwasser, Nahrung und für den Transport benötigen.
Survival fordert die Vereinten Nationen auf, einen besseren Schutz von angestammtem Land zu gewährleisten. Weiterhin ist es die Pflicht der Vereinten Nationen, die venezolanischen Behörden an ihre Verpflichtungen gegenüber ihren indigenen Bürger*innen zu erinnern.