Botswana: Hubschrauber stürzt nach Schüssen auf Buschleute ab
11 August 2016
Diese Seite wurde 2016 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.
Eine Gruppe von Buschleuten, die auf der Jagd nach Antilopen war, um ihre Familien zu ernähren, ist von einem Polizei-Hubschrauber aus beschossen worden. Der Hubschrauber stürzte später ab, sechs Beamte erlitten Verletzungen. Sie waren damit beauftragt, Botswanas Jagdverbot durchzusetzen. Neun Buschleute wurden festgenommen, nackt ausgezogen und geschlagen.
Botswanas Oberster Gerichtshof hat das Recht der Buschleute anerkannt, auf dem Land ihrer Vorfahren im Central Kalahari Game Reserve zu leben und nach Nahrung zu jagen.
Dennoch werden sie von der Regierung weiterhin als „Wilderer“ verleumdet und mit militärischen Mitteln für ihre Lebensweise verfolgt. Bei dieser Militarisierung des Naturschutzes handelt es sich um einen weltweit zu beobachtenden Trend, der Menschenrechtsaktivist*innen beunruhigt.
Die Buschleute werden des „Wilderns“ beschuldigt, da sie auf die Jagd gehen, um ihre Familien zu ernähren. Ihnen drohen Festnahme, Prügel, Folter und sogar Tod. Zahlende Großwildjäger*innen hingegen werden bestärkt.
Botswana setzt gegen die Buschleute neben Hubschraubern auch Flugzeuge ein, die mit modernen Wärmesensoren ausgerüstet sind. Bewaffnete Wildhüter haben den Auftrag, gegen angebliche Wilderer hart durchzugreifen. Doch das Land der Buschleute ist keine Wildnis, und in dem Schutzgebet leben keine Elefanten oder Nashörner. Ursprünglich war es sogar eingerichtet worden, damit die Buschleute weiterhin auf die Jagd gehen können.
Naturschutz-Experte Phil Marshall stellt klar: „Es gibt im südlichen [Teil des Schutzgebietes] keine wilden Tiere die selten wären oder einen besonderen Wert hätten.“ Dennoch besteht Botswanas Regierung auf ihrer strengen Naturschutz-Taktik, um Land zu „schützen“, von dem die Buschleute seit Jahrtausenden abhängig sind, und das sie bewirtschaften.
Botswana hatte 2014 ein „landesweites Jagdverbot“ verkündet. Während aber gegen die Buschleute, die für ihren eigenen Bedarf auf die Jagd gehen, hart durchgegriffen wird, dürfen wohlhabende Reisende weiterhin auf Großwild schießen.
Jumanda Gakelebone, ein Sprecher der Buschleute, ist verzweifelt: „Jetzt wo sie Flugzeuge einsetzen, ist es für jeden schwierig geworden zu überleben.“
Ein anderer Indigener, der anonym bleiben möchte, erklärt: „Die Leute sind sehr wütend auf die Regierung. Sie haben entschieden, dass sie alles Mögliche tun und vor Gericht gehen werden. Wir vertrauen der Regierung nicht…Wir verurteilen diesen jüngsten Zwischenfall scharf und rufen die internationale Gemeinschaft dazu auf einzugreifen. Die Regierung bekämpft noch immer die Buschleute, trotz ihrer Ansprüche.“
Die neue Taktik ähnelt jener, die im Kaziranga-Nationalpark in Indien angewendet wird. Dort wurden innerhalb von neun Jahren 62 Menschen von Parkwächtern erschossen; kürzlich wurde ein 7-jähriger Junge angeschossen.
Survival hat Dutzende von Menschenrechtsverletzungen gegen die Buschleute dokumentiert, die von Wildhütern in der Kalahari begangen wurden. Untersuchungen lege nahe, dass der Fokus auf die indigenen Jäger von den wahren Wilderern ablenkt – bei diesen handelt es sich um Kriminelle, die mit korrupten Beamten unter einer Decke stecken.
Den Buschleuten darf nicht länger im Namen des Naturschutzes der Zugang zu ihrem Land verwehrt werden. Es gibt zahlreiche Beweis dafür, dass indigene Völker besser auf ihre Umwelt achten als irgendjemand sonst. Indigene sind die besten Naturschützer*innen und Hüter*innen der Natur.
Zahlreiche Prominente, darunter Dominic West, Gillian Anderson, Sophie Okonedo, Mark Rylance, Julian Lennon und Quentin Blake haben ihre Unterstützung für die Buschleute erklärt.
Stephen Corry, Direktor von Survival International, prangert an: „ Als ob die Buschleute nicht schon genug gelitten hätten, so droht ihnen nun auch noch der Beschuss aus Hubschraubern! Präsident Khama und seine Regierung sollten sich schämen, dass sie mit einer Brutalität vorgehen, die sich über das Gesetz stellt. Schämen sollten sich aber auch die großen Naturschutzorganisationen, die gegen diese Taktik nicht ihre Stimme erheben. „Schießen bei Sichtung“ ist unmoralisch und es schadet auch dem Naturschutz. Wer indigene Jäger ins Visier nimmt, fügt dem Naturschutz Schaden zu. Wie viele Menschen müssen denn noch ohne jeden Grund sterben, bis Naturschützer dies endlich begreifen?“