Indien: Indigener Aktivist stirbt in Haft; sein Volk kritisiert Einschüchterungen
28 Juni 2017
Diese Seite wurde 2017 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.
Der Anführer eines indigenen Volkes in Indien ist in Polizeigewahrsam gestorben. Sein Volk hatte weltweit für Schlagzeilen gesorgt, nachdem es einen David-gegen-Goliath-Kampf gegen ein britisches Bergbau-Unternehmen gewonnen hatte. Zuletzt hatte die Polizei eine brutale Einschüchterungs-Kampagnen gegen die indigenen Aktivist*innen begonnen.
Bari Pidikaka vom Volk der Dongria Kondh, wurde im Oktober 2015, während er von einem Protest zurückkehrte, festgenommen und inhaftiert. Er starb diese Woche in Haft.
Die Dongria aus Zentral-Indien berichten über systematische Einschüchterungen, Entführungen und unrechtmäßigen Festnahmen ihrer Anführer*innen durch die Polizei. Die Dongria behaupten, dass die Sicherheitskräfte im Interesse von Vedanta Resources handeln, ein in Großbritannien ansässiges Bergbau-Unternehmen.
Die lokale Polizei hatte auch Kuni Sikaka, eine 20-jährige Dongria-Aktivistin und Familienangehörige zweier prominenter Dongria-Sprecher festgenommen. Obwohl die Polizei keinen Haftbefehl hatte, wurde sie um Mitternacht aus ihrem Haus geschleppt.
Anschließend wurde sie vor Beamten und lokalen Medien als eine “kapitulierte Maoistin [Angehörige einer bewaffneten Widerstandsgruppe]” zur Schau gestellt, obwohl es dafür keine Beweise gibt.
Auch andere Dongria-Sprecher*innen haben brutale Einschüchterung erlebt. Dasuru Kadraka wurde ohne Verfahren für 12 Monte inhaftiert. Andere Dongria wurden geschlagen und mit Elektrokabeln gefoltert, um ihren Einsatz für ihre Rechte zu brechen.
Mit Unterstützung von lokalen Behörden hatte Vedanta versucht das indigene Volk dazu zu drängen, eine Bauxit-Mine auf ihrem angestammten Land in den Niyamgiri-Bergen zu akzeptieren. In einem historischen Referendum lehnte das Volk den Vorschlag 2013 jedoch einstimmig ab.
Aber die Dongria befürchten, dass die Bedrohung durch das Bergwerk bestehen bleibt, solange Vedantas Raffinerie am Fuß der Berge noch in Betrieb bleibt. Festgenomme Aktivist*innen erklärten, dass die Polizei sie aufgefordert habe, ihren Widerstand gegen die Mine aufzugeben.
In einem offenen Brief an den Präsidenten Indiens erklärten über 100 unabhängige indische Organisationen: “In den vergangenen 2 bis 3 Jahren wurden Jugendliche und Älteste der Dongria Kondh festgenommen, eingeschüchtert oder getötet. Einer hat Selbstmord begangen, nachdem er wiederholt Festnahmen und möglicherweise Folter durch Sicherheitskräfte erlebt hatte. In keinem dieser Fälle konnten sie Beweise dafür erbringen, dass die Betroffenen mit sogenannten Maoisten in Verbindung standen."
Dasuru Kadraka erklärte: “Ich wurde festgenommen und zum Leiter der Polizeistation gebracht. Dort wurde ich gefoltert mit festgebundenen Händen und (…) Elektroschocks, um mich zu zwingen aufzugeben, (…) und mich dazu zu bringen, die Save Niyamgiri-Bewegung zu verlassen. Aber ich weigerte mich (…) Die Bewegung ist mein Leben. Ich werde niemals aufhören die Niyamgiri-Berge und die Wälder zu schützen.”
Das Recht der Dongria Kondh auf ihr angestammtes Land ist im indischen und internationalen Recht anerkannt. Survival International ist führend an der globalen Kampagne zum Schutz ihres Landes beteiligt und wird weiterhin dafür kämpfen, dass die Dongria ihre eigene Zukunft ohne Einschüchterungen bestimmen können.
Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte: “Es ist jetzt glasklar, dass es eine brutale Kampagne gegen die Dongria Kondh gibt, bei der sie eingeschüchtert, belästigt und sogar ermordet werden, um ihren Widerstand gegen die Ausbeutung ihres Landes zu schwächen. Doch die Dongria sind absolut entschlossen ihre Berge zu schützen, die ihnen nicht nur Essen, Heimat und Kleidung geben, sondern die auch die Basis ihrer Identität und Zugehörigkeit sind.”