Missionarin erklärt John Chau keine Bedrohung für Sentinelesen gewesen, Survival reagiert

29 November 2018

John Allen Chaus Kontaktversuch hätte die Sentinelesen auslöschen können © Survival International

Diese Seite wurde 2018 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.

Mary Ho, die Leiterin der Missionsorganisation All Nations, die John Chau unterstützte, hat erklärt, dass Chau keine Gefahr für das unkontaktierte Volk gewesen sei. Sie sagte: „Wir reden hier über eine andere Zeit. Wir reden hier über eine Zeit, in der es moderne Medizin gibt, in der es Antibiotika gibt.“

Stephen Corry, Direktor von Survival International, erklärte:

“Dies zeigt ein außergewöhnliches Maß an Unkenntnis, das deutlich macht, warum es für solche Menschen so gefährlich ist, in der Nähe von unkontaktierten Völkern zu sein. All Nations hat fast zwei Wochen gebraucht, um eine Antwort vorzubereiten, aber schauen wir uns an, was sie tatsächlich behaupten.

Sie sagen, Chau sei medizinisch ausgebildet worden. Tatsächlich hatte er einen Abschluss in Gesundheits- und Sportmedizin und anscheinend eine Ausbildung für Notfallbehandlungen. Er war nicht als Arzt qualifiziert. Als die brasilianische Behörde für indigene Völker (FUNAI) in den 70er und 80er Jahren „Erstkontakt“ -Expeditionen durchführte, hatten sie spezialisierte Ärzte dabei. Selbst diese konnten zahllose Tote durch Krankheit nicht verhindern. Die Expeditionen wurden schließlich aufgegeben.

Einer der damals Hauptverantwortlichen, Sydney Possuelo, sagte: „Ich dachte es wäre möglich, ohne Schmerzen oder Tod Kontakt aufzunehmen. Ich organisierte eines der am besten ausgerüsteten Teams, das FUNAI jemals hatte. Ich habe alles vorbereitet … Ich habe ein System mit Ärzten und Krankenpflegern eingerichtet. Ich hatte Medikamente dabei gegen die normalerweise folgenden Epidemien. Ich hatte Fahrzeuge, einen Hubschrauber, Funkgeräte und erfahrenes Personal. ‘Ich werde keinen einzigen Indianer sterben lassen’, dachte ich. Und der Kontakt kam, die Krankheiten kamen, die Indianer starben.“

Die Missionare sagen, Chau habe „ versucht, 13 Impfungen zu erhalten“ (Hervorhebung durch Survival). Es ist völlig unklar, was das bedeutet. Es ist keine Immunisierung gegen eine normale Erkältung verfügbar, die eines der Hauptprobleme für unkontaktierte Völkern ist. Die anfängliche Virusinfektion (gegen die Antibiotika unbrauchbar sind) führt häufig zu Sekundärinfektionen, die sich als tödlich erweisen.

Sie sagen, er habe sich „viele Tage unter Quarantäne gestellt.“ Wir wissen nicht, was genau „viele“ meint – und vermutlich die Organisation auch nicht, sonst hätte sie eine Zahl genannt. Eine Quarantäne von mehr als einer Woche vor einer Kontaktexpedition ist selbst in Notfällen erforderlich. Es ist das Minimum. Auf jeden Fall hatte Chau Kontakt zu den Fischern, die ihn trotz Verbots auf die Insel brachten, wodurch die Vorteile einer früheren, selbst auferlegten Quarantäne aufgehoben waren.

John Chau wurde wahrscheinlich am 16. November getötet. Wenn Angehörige der Sentinelesen von einem der Erreger, die er trug, befallen wären, hätte sich dies wahrscheinlich bereits gezeigt. Natürlich wissen wir nicht, wie sie reagieren würden, wenn sie krank wären. Würden sie an den Strand kommen und um Hilfe bitten? In diesem Fall sollten die indischen Behörden Spezialistenteams vor der Küste in Bereitschaft haben. Oder würden sie sich einfach in das Innere der Insel zurückziehen – was wahrscheinlicher erscheint – und somit außer Reichweite sein? Wir wissen es nicht, wir müssen warten.

Die Vorstellung, dass Todesfälle unter kürzlich kontaktierten Völkern eine Sache der Vergangenheit sind, lässt sich leicht widerlegen. In den letzten Jahrzehnten gab es viele Fälle, in denen dies vor allem in Brasilien und Peru erfasst wurde. Bei den Nahua in Peru beispielsweise, starben 50% des Volkes nach Kontakt in den 1980ern."

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