Venezuelas Militär schießt auf Gruppe von Pemon
1 März 2019
Diese Seite wurde 2019 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.
In Venezuela haben Soldaten auf eine Gruppe von Indigenen des Pemon-Volkes das Feuer eröffnet. Eine Frau wurde getötet, es gab mindestens 25 Verletzte. In der Folge erlagen vier weitere Indigene ihren Verletzungen, die sie durch den Angriff erlitten hatten. Berichten zufolge wurden mehrere Pemon festgenommen und von den Behörden inhaftiert.
Der Beschuss ereignete sich am 22. Februar nahe der Grenze Venezuelas zu Brasilien. Die Pemon der Gemeinde Kumarakapay, die auch unter dem Namen San Francisco de Yuruaní bekannt ist, hatten eine Straßenblockade errichtet, um das Militär daran zu hindern, bis zur Grenze vorzudringen. Venezuelas Präsident Nicolás Maduro hatte die Schließung der Grenze angeordnet, um zu verhindern, dass humanitäre Hilfe aus Brasilien ins Land gelangt.
Hunderte Pemon-Familien haben Zuflucht im umliegenden Wald und in den Bergen gesucht. Einer Anführerin der Pemon gelang es, auf der Flucht eine Tonaufnahme zu schicken, in der sie erklärte: „Hier findet gerade ein Krieg statt. Sie haben Befehle, auf jeden zu schießen. Die Verfolgung der Capitanes Generales (der Rat der Pemon-Anführer) hat begonnen. Sie kamen durch meine Gemeinde und schossen mit Gewehren.“
In Reaktion auf eine Petition der venezolanischen Nichtregierungsorganisation Foro Penal hat die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) an Venezuelas Regierung geschrieben und ihre tiefe Sorge wegen der Situation zum Ausdruck gebracht. Sie hat die Regierung dazu aufgefordert, die Rechte der Pemon zu achten und ihre Sicherheit zu gewährleisten.
Infolge der zunehmenden Militarisierung des Gebiets kam es in den vergangenen Monaten zu Spannungen zwischen den Pemon und Venezuelas Militär. Im Dezember 2018 wurde ein Pemon-Mann erschossen und zwei weitere Pemon verletzt als Spionageabwehrtruppen des Militärs gegen illegal tätige Goldschürfer in der Region vorgingen. Die Operation verfolgte das Ziel, den Weg für das Großprojekt Arco Minero Orinoco freizumachen. Dieses würde die Gebiete der Pemon und anderer indigener Völker im großen Stil für den Bergbau öffnen. Viele indigene Gemeinden stehen dem Projekt klar ablehnend gegenüber, nachdem sie bereits die verheerenden Auswirkungen anderer, großer und kleiner, Bergbauprojekte zu spüren bekommen haben.
In Venezuela leben über 30.000 Pemon – überwiegend im Hochland der Gran Sabana, eine spektakuläre natürliche Savanne, sowie im oberen Beckengebiet des Río Caroní und dem Imataca-Regenwald im Flachland. Außerdem leben mehrere Tausend Pemon in den Nachbarländern Guyana und Brasilien, wo sie zumeist unter den Namen Arekuna und Taulipang bekannt sind.
Ein Großteil der Gran Sabana befindet sich innerhalb des Canaima-Nationalparks, der mit 24.000 Quadratkilometern etwa so groß ist wie Mecklenburg-Vorpommern. Der im Juni 1962 zum Schutz einer einzigartigen Natur geschaffene Nationalpark zählt seit 1994 zum UNESCO Weltkulturerbe.
Für die Pemon ist die spektakuläre Landschaft mit ihren Tafelbergen und Wasserfällen wie den Angel Falls, den höchsten der Welt, heilig. Viele der Pflanzen, die auf den Berggipfeln wachsen, gibt es nirgends sonst auf der Erde. Der Nationalpark weist einen hohen Grad an Biodiversität auf und in ihm leben eine Reihe gefährdeter Arten wie der Große Ameisenbär, der Riesenotter und der Jaguar.
Die Pemon bauen Maniok und andere Sorten Wurzelgemüse wie Süßkartoffeln und Yams an. Auch Bananen, Kochbananen und Ananas werden angepflanzt. Dazu kommen Jagd und Fischfang. Palmen liefern Material für den Hausbau sowie Früchte. Einige auf der Savanne gelegene Pemon-Dörfer betreiben in kleinerem Umfang Tourismus, um ein Einkommen zu erzielen.
Immer wieder haben venezolanische Regierungen Land der Pemon ins Visier genommen für Bergbau und Holzeinschlag. Goldschürfer waren hier jahrelang illegal tätig. All dies hatte verheerende Auswirkungen auf die Umwelt.
In den 1990-er Jahren leisteten die Pemon mit Unterstützung von Survival Widerstand gegen den Bau einer riesigen Stromleitung und das Aufstellen von Masten, die mitten durch ihr Gebiet schnitten, um Strom nach Brasilien zu liefern. Trotz einer massiven Kampagne drückte Venezuelas Regierung das Projekt durch.