One Planet Summit: Survival kritisiert deutsche Unterstützung für 30-Prozent-Ziel
12 Januar 2021
Diese Seite wurde 2021 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.
Am Montag erklärte Bundeskanzlerin Merkel bei dem One Planet Summit den Beitritt Deutschlands zur „High Ambition Coalition for Nature and People”. Deutschland fordert damit bis 2030 die Umwandlung von 30% der Erde in Naturschutzgebiete.
Survival International, die globale Bewegung für indigene Völker, kritisiert das 30-Prozent-Ziel als „große grüne Lüge”.
Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte: „In den letzten Jahren sind Landraub und schwere Menschenrechtsverletzungen in Naturschutzgebieten in Afrika und Asien an die internationale Öffentlichkeit gedrungen. Große Organisationen wie der WWF, aber auch die deutsche Bundesregierung, sind daran gescheitert, diese zu verhindern. Mehr noch, sie fördern und fordern ein Naturschutzmodell, das stumpfsinniger kaum sein könnte: Lokale Bewohner*innen raus, bewaffnete Ranger rein – und dann ruhigen Gewissens sagen, man hätte etwas für den Planeten getan. Es ist und bleibt eine große grüne Lüge.
„Die deutsche Bundesregierung ist mit Scheuklappen unterwegs. Sie sieht weder, wie zerstörerisch diese Projekte für indigene Völker sind, die vermeintliche ‘Wildnisse’ seit Generationen bewohnen und managen – aber für den Naturschutz weichen sollen. Noch erkennt sie, wie überheblich und rassistisch es ist, zu glauben, dass ‘wir’ einen besseren Weg finden, diese einzigartigen Gebiete zu verwalten. Sie folgt nicht einmal mehr der Wissenschaft, die im letzten Jahrzehnt deutlich gemacht hat, dass Landrechte indigener Völker der Schlüssel zum Erhalt der Biodiversität sind.”
Hinweise an die Redaktion
- Das 30-Prozent-Ziel soll bei der nächsten Konferenz der Vertragsstaaten zur Konvention der Biologischen Vielfalt beschlossen werden. Bereits im Herbst 2020 hatte Deutschland mehr Gelder für Naturschutzgebiete weltweit angekündigt.
- Fast 200 Organisationen und Expert*innen warnten 2020 vor schweren Folgen für lokale Anwohner*innen von Schutzgebieten, sollten keine verbindlichen Menschenrechtsstandards etabliert und die Landrechte indigener Völker ins Zentrum der Bemühungen gestellt werden.
- Deutschland will mehr Schutzgebiete schaffen, auch wenn in den bereits geförderten Gebieten Menschenrechtsverletzungen auftreten und zahlreiche Untersuchungen bestätigt haben, dass es keine funktionierende Kontrolle der Gelder gibt.
- Im November hatte das Deutsche Menschenrechtsinstitut (DIMR) Empfehlungen ausgesprochen, wie die Regierung Menschenrechtsverletzungen in Schutzgebieten entgegenwirken kann, die sie weltweit finanziert. Eine Kleine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Eva-Maria Schreiber (Die Linke) hat nun jedoch ergeben, dass die Bundesregierung viele Empfehlungen wohl nicht umsetzen will.