Erster internationaler Kongress zur Dekolonisierung von Naturschutz prangert den „größten Landraub der Geschichte“ an
8 Juli 2021
Diese Seite wurde 2021 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.
Der weltweit erste internationale Kongress zur Dekolonisierung von Naturschutz „Our land, our nature“, wird am 2. September 2021 in der französischen Stadt Marseille stattfinden. Der Kongress versteht sich als Alternative zu dem im Anschluss an gleicher Stelle stattfindendem IUCN World Conservation Congress.
Der Kongress bietet indigenen Vertreter*innen und Vortragenden aus rund 18 Ländern die Möglichkeit, über ihre Erfahrungen mit dem derzeit verbreiteten und dominierenden Festungsnaturschutz zu sprechen. Sie werden aus erster Hand Beweise und Berichte über Gräueltaten und Landraub im Namen des Naturschutzes teilen und ein Modell für einen alternativen Naturschutz vorstellen.
„Our land, our nature“ wird unter anderem von der Minority Rights Group, der Rainforest Foundation UK und Survival International unterstützt und soll den globalen Widerstand in den Fokus rücken, der sich gegen die Versuche von Regierungen, Unternehmen und Naturschutz-Organisationen richtet, 30% des Planeten in „Schutzgebiete“ umzuwandeln. Auch die sogenannten Nature-Based Solutions („naturbasierte Lösungen“) werden kritisch hinterfragt, da sie den Wert der Natur nur einseitig betrachten und keine Lösung zur Bekämpfung der Klimakrise darstellen.
Caroline Pearce, Direktorin von Survival International, sagte heute: „Die Erzählungen von der Wirksamkeit des 30%-Plans und der Nature-Based Solutions sind eine große grüne Lüge. Schutzgebiete stellen keine wirksame Antwort auf die Klimakrise, den Verlust der Artenvielfalt oder Pandemien dar. Sie haben bereits Millionen von Menschen ihrer nachhaltigen Lebensgrundlage, ihres Landes und ihres Lebens beraubt. Der 30%-Plan wird wahrscheinlich Hunderten von Millionen weiteren Menschen schaden, darunter auch indigene Völker, deren Stimmen von der Naturschutz-Industrie zum Schweigen gebracht werden."
„Our land, our nature“ wird dieses Schweigen brechen und lokalen Anführer*innen, indigenen Aktivist*innen sowie Akademiker*innen und Wissenschaftler*innen von allen Kontinenten eine Plattform geben (persönlich vor Ort oder per Videoübertragung). Die Betroffenen wie auch die Expert*innen werden den vermeintlichen Konsens über den 30%-Plan und die Nature-Based Solutions innerhalb der Naturschutz-Community herausfordern, und ein Naturschutz-Modell fordern, das den Menschen und die soziale Gerechtigkeit in das Zentrum der Naturschutzbemühungen rückt.
„Our land, our nature“ wird weltweit per Livestream übertragen. Eröffnet wird die Konferenz von Fiore Longo, Leiterin von Survivals Naturschutzkampagne, die heute sagte: „Die besten Hüter der Natur sind die indigenen Völker, deren Territorien heute etwa 80% der weltweiten Biodiversität enthalten. Aber sie sind diejenigen, die von einer zunehmend militarisierten Naturschutz-Industrie von ihrem angestammten Land vertrieben werden. Dahinter stehen häufig Konzerninteressen, die die Erde zur Profitsteigerung ausbeuten wollen. Der 30%-Plan stellt den größten Landraub der Geschichte dar, ist kolonialistisch und rassistisch – und muss daher gestoppt werden.“
Hinweise an die Redaktion:
“Our land, our nature” – 2. bis 3. September 2021 – Coco Velten, 16 Rue Bernard du Bois, 13001 Marseille. Die Teilnahme ist auch online möglich. Registrieren Sie sich hier: https://www.ourlandournature.org/
Am 3. September 2021 findet im Anschluss an den Kongress eine Pressekonferenz von 10:00 bis 11:00 Uhr statt. Hier können Sie sich für die Pressekonferenz anmelden: https://www.ourlandournature.org/press
Zu den Vortragenden gehören:
- Der kenianische Naturschützer Mordecai Ogada, Autor des Buches „The Big Conservation Lie“, der das Konzept des Gemeinde-Naturschutzes vorstellen wird.
- Pranab Doley und Birendra Mahato, indigene Aktivisten aus dem Kaziranga-Nationalpark in Indien und dem Chitwan-Nationalpark in Nepal, die die Gräueltaten unter dem Deckmantel des Naturschutzes in ihren Ländern aufdecken werden.
- John Vidal, ehemaliger Umweltredakteur und -editor bei The Guardian, Großbritannien.
- Victoria Tauli-Corpuz, Leiterin von Tebtebba und ehemalige UN-Sonderberichterstatterin für die Rechte indigener Völker, Philippinen.
- Der kongolesische Anwalt und Umweltjurist Blaise Mudodosi Muhigwa.
- Dina Gilio-Whitaker, USA, Dozentin für American Indian Studies an der California State University San Marcos und unabhängige Pädagogin für indigene Umweltpolitik und weitere Themen.
- Archana Soreng, UN Secretary-General’s Youth Advisory Group on Climate Change, Indien.
Für weitere Informationen und Bildmaterial kontaktieren Sie bitte:
Niklas Ennen
+49 (0)157 5160 3572
[email protected]
www.survivalinternational.de/nachrichten