Bergbau: Tesla betont die Rechte unkontaktierter Völker – ein „Weckruf“ für Unternehmen und Regierungen

23 Mai 2024

Kürzliche Aufnahmen zeigen zwei unkontaktierte Hongana Manyawa Männer, die versuchen, Bulldozer von ihrem Land zu vertreiben. © Anon

Tesla hat bekannt gegeben, „die Notwendigkeit der Einrichtung einer No-Go-Zone für den Bergbau zum Schutz der Rechte indigener Völker und der Menschenrechte, insbesondere der Rechte unkontaktierter Gemeinschaften“ zu prüfen.

Die Erklärung von Tesla, in der die Rechte unkontaktierter Völker mit der Notwendigkeit einer „No-Go-Zone“ verknüpft werden, in der kein Bergbau oder andere Aktivitäten stattfinden dürfen, ist das jüngste Zeichen dafür, dass der weltweite Druck in Bezug auf die Rechte dieser Völker Auswirkungen auf die Entscheidungen von Unternehmen in ihrer Lieferkette hat.

Teslas Ankündigung im Impact Report 2023 ist Teil eines Kapitels über soziale und ökologische Auswirkungen in Indonesien und hat enorme Tragweite für den Nickelabbau in dem Land. Survival International hatte zuvor darauf hingewiesen, dass die größte Nickelmine der Welt, die von Weda Bay Nickel (WBN) in Indonesien betrieben wird, das unkontaktierte Volk der Hongana Manyawa auslöschen könnte.

Ein Hongana Manyawa-Mann, der unkontaktierte Verwandte im Wald hat, übermittelte Survival eine Mitteilung für E-Autounternehmen und diejenigen, die Elektroautos kaufen: „Dies ist die Botschaft direkt aus dem Wald: Bitte zerstört unseren Wald nicht, wir brauchen ihn.“

Die WBN-Mine ist ein Joint Venture zwischen dem französischen Bergbauunternehmen Eramet und dem chinesischen Unternehmen Tsingshan. Sie steht in der Kritik, weil sie auf dem Gebiet des unkontaktierten Volkes der Hongana Manyawa betrieben wird. WBN, das 2019 den Betrieb aufgenommen hat und noch viele Jahrzehnte lang tätig sein könnte, will Materialien für Elektroautohersteller herstellen. Eramet ist auch in Gesprächen mit dem deutschen Chemieriesen BASF, um Nickel für Elektroauto-Batterien zu verarbeiten.

Die Regenwälder der Insel Halmahera, Heimat der unkontaktierten Hongana Manyawa, werden für den Nickelabbau rapide zerstört. © Eramet

Tesla, das derzeit kein Nickel von WBN bezieht, hat deutlich gemacht, dass es von seinen Zulieferern erwartet, dass sie auf dem Land indigener Völker nur mit deren freier, vorheriger und informierter Zustimmung aktiv werden. Dies ist bei unkontaktierten Völkern nicht möglich, wie die UN und die Initiative for Responsible Mining Assurance (IRMA) ausdrücklich ankennen.

Die Erklärung von Tesla folgt auf die jüngste Entscheidung des italienischen Lederherstellers Pasubio, seine Zulieferer zu wechseln, nachdem bekannt wurde, dass ein Teil seines Leders von illegalen Rinderfarmen auf dem Land unkontaktierter Ayoreo in Paraguay stammt. Survival hatte zuvor eine Beschwerde gegen Pasubio gemäß den OECD-Leitsätzen für multinationale Unternehmen eingereicht.

Mehr als 20.000 Menschen auf der ganzen Welt haben Eramet, BASF und Tesla-CEO Elon Musk per E-Mail aufgefordert, sich gegen den Abbau von Nickel und Kobalt auf dem Gebiet der unkontaktierten Hongana Manyawa in Halmahera einzusetzen.

Caroline Pearce, die Direktorin von Survival International, sagte heute: „Dies ist ein lauter Weckruf. Survival weist seit Jahren darauf hin, dass Bergbau, Viehzucht sowie Öl- und Gasbohrungen auf dem Land unkontaktierter Völker nicht nur eine Verletzung der Rechte indigener Völker, sondern eine menschliche Katastrophe darstellen, die Krankheiten, Tod und sogar Völkermord mit sich bringt. Jetzt, da das öffentliche Bewusstsein und die Besorgnis zunehmen, können Unternehmen und Regierungen dies nicht länger ignorieren – wie die jüngsten Erklärungen von Pasubio und nun auch von Tesla überdeutlich zeigen.“

„Die Situation der unkontaktierten Hongana Manyawa ist besonders dramatisch und dringlich: Sie haben der Zerstörung ihres Waldes nicht zugestimmt – das ist gar nicht möglich. Wenn die Bergbauunternehmen weiterhin ihr Land zerstören, riskieren sie ihre vollständige Auslöschung. Die Ankündigung von Tesla zeigt, dass die Rechte unkontaktierter Völker inzwischen so bekannt sind, dass die Unternehmen sie nicht ignorieren können. Eramet, BASF und die anderen beteiligten Unternehmen müssen eine No-Go-Zone für den Bergbau einrichten, um eine menschliche Katastrophe abzuwenden, bevor es zu spät ist.“

Hinweise an die Redaktion:

- Von einer Gesamtbevölkerung von etwa 3.000 Hongana Manyawa sind zwischen 300 und 500 unkontaktiert. Sie sind von Auslöschung bedroht. Der Bergbau zerstört ihr Zuhause im Regenwald und die Minenarbeiter können Krankheiten einschleppen, gegen die die unkontaktierten Indigenen keine Immunabwehr gebildet haben.

- Survival fordert alle Elektroautohersteller, einschließlich BMW, Volkswagen und BYD, auf, sich zu verpflichten, keine Materialien aus den Gebieten unkontaktierter Völker zu beziehen. Survival fordert weiterhin, dass Tesla dies zu seiner offiziellen Politik macht.

- In den letzten Jahren hat die indonesische Regierung versucht, Tesla für Investitionen in ihrem Nickelmarkt zu gewinnen.

- Der Standard der Initiative for Responsible Mining Assurance (IRMA), auf den Eramet und BASF sich berufen, enthält strenge Formulierungen zu den Rechten unkontaktierter Völker und besagt ausdrücklich, dass „IRMA eine Mine nicht zertifizieren wird, wenn zu den betroffenen Gemeinschaften indigene Völker gehören, die in freiwilliger Isolation leben [unkontaktiert]".

- Tesla erwähnt WBN nicht ausdrücklich in seiner Lieferantenliste oder an anderer Stelle im Bericht, aber die Mine von WBN soll Materialien für den Elektrofahrzeugmarkt produzieren.

Hongana Manyawa
Indigenes Volk

Teilen