Indien: Indigene Völker wehren sich gegen Vertreibungen im Namen des Naturschutzes

20 September 2024

Adivasi, die aus dem Nagarhole-Nationalpark vertrieben werden sollen, protestieren am Eingang des Parks. © Survival

Adivasi (Eigenbezeichnung indigener Völker Indiens) haben in ganz Indien Massenproteste organisiert, um gegen die Vertreibung aus ihren Wäldern zu protestieren, um Platz für Tigerreservate zu schaffen.

Tausende von Menschen, die von der Vertreibung aus ihren Dörfern bedroht sind, und einige, die bereits vertrieben wurden, schlossen sich den Protesten letzte und diese Woche in mehreren der berühmtesten Tigerreservate des Landes an – darunter Nagarhole, Udanti-Sitanadi, Kaziranga, Rajaji und Indravati. Viele weitere Proteste sind geplant. 

Der Direktor der indischen Tiger-Behörde (National Tiger Conservation Authority, NTCA) sorgte im Juli für Empörung unter den indigenen Gemeinschaften, als Briefe öffentlich wurden, die er an die obersten Wildhüter in 19 Bundesstaaten geschrieben hatte und sie aufforderte, mehr Adivasi aus Tigerreservaten zu vertreiben.

Fast 700 Adivasi aus 25 Dörfern protestierten am Eingangstor von Nagarhole im Bundesstaat Karnataka, einem der bekanntesten Tigerreservate Indiens. In ganz Indien sind fast 400.000 Adivasi von der Vertreibung aus Tigerreservaten bedroht.

© Survival

Der führende Adivasi-Aktivist JK Thimma sagte bei dem Protest: „Die Einrichtung von Tigerreservaten auf unserem angestammten Land ist ein Verstoß gegen das Gesetz, da unsere Gemeinschaft weder zugestimmt hat noch in dem Prozess konsultiert wurde. Heute haben sie auf unserem Land Schilder aufgestellt, die es zum Nationalpark und Tigerreservat erklären. Die NTCA [Tiger-Behörde] ist ein Eindringling auf unserem Land. Diese Verletzung indigener Rechte muss sofort aufhören, und die Naturschutzkartelle (einschließlich NROs wie WWF, WCS und WTI), die daran beteiligt sind, müssen bestraft werden.“

Das Leben von Hunderttausenden von Adivasi in indischen Tigerreservaten wird im Namen des Tigerschutzes zerstört. Die indische Regierung vertreibt sie illegal von dem Land, auf dem sie immer gelebt haben und das sie immer geschützt haben.

Die großen Naturschutzorganisationen wie WWF und WCS sprechen sich nie gegen die Vertreibungen aus und behaupten, dass die „Umsiedlungen“ der Stammesangehörigen „freiwillig“ seien. Aber die „Umsiedlungen“ sind in Wirklichkeit fast immer Zwangsräumungen.

Diese Khadia-Männer wurden von ihrem Land vertrieben, nachdem es in ein Tigerreservat verwandelt wurde. Sie lebten monatelang unter Plastikplanen. Millionen weiteren Menschen droht dieses Schicksal, wenn der 30%-Plan umgesetzt wird. © Survival

Die Direktorin von Survival International, Caroline Pearce, sagte heute: „Die indischen Behörden scheinen wild entschlossen zu sein, an einem völlig überholten und diskreditierten kolonialen Modell des Naturschutzes festzuhalten, das immer noch von Organisationen wie WWF und WCS unterstützt wird und indigene Völker als Eindringlinge auf ihrem eigenen Land betrachtet und sie brutal vertreibt.“

„Hier ist ein tief sitzender Rassismus am Werk - die Regierung und Naturschutzorganisationen betrachten die Adivasi bestenfalls als Bürger zweiter Klasse.“

„Diese Vertreibungen sind sowohl nach nationalem als auch nach internationalem Recht nicht legal und funktionieren nicht - der Wald, die indigene Bevölkerung und die Tiger können ohne einander nicht überleben. Naturschutzorganisationen und Reiseveranstalter machen sich mitschuldig an diesem Skandal – wenn die Menschen erst einmal aus ihren angestammten Wäldern vertrieben sind, ist der Tourismus in Tigerreservaten ein großes Geschäft.“

Indigene in Tiger-Schutzgebieten
Indigenes Volk

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