Holzfäller entschlossen, isolierte Indios zu überrennen
1 September 2001
Diese Seite wurde 2001 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.
"Sie sind alle gestorben. Mein Onkel und meine Cousins starben, während sie gingen…" - Shocorua, Yora-Frau
Die Peruanische Regierung will Holzfäller-Unternehmen erlauben, am Amazonas in das Territorium von Indianern einzudringen, die noch nie Kontakt mit Außenstehenden hatten. Andere, bereits kontaktierte Indianer in der Region haben an Survival appelliert, sie in dieser Situation zu unterstützen: Sie wissen, wenn die Holzfäller kommen, werden ihnen Massen von Siedlern folgen und ansteckende, tödliche Krankheiten zu den isoliert lebenden Stämmen einschleppen.
Die isolierten Indianer, Mitglieder der Yora, Mashco-Piro und Amahuaca-Stämme, leben nahe der Peruanisch-Brasilianischen Grenze. Dieses entlegene Gebiet des Regenwaldes ist die Quelle mehrerer Nebenflüsse des Amazonas – des Purús, Las Piedras, Yacu, Chandless, Los Amigos und Tahuamanu. Vor einem Jahrhundert flohen Indianer in dieses Quellgebiet, um den Massakern, der Sklaverei und den Krankheiten des Kautschuk-Booms zu entkommen, der 90% der Indio-Bevölkerung auslöschte.
Diese isolierten Stämme leben nomadisch: In kleinen Familiengruppen ziehen sie ständig umher. In der Trockenzeit leben die Familien an den Flüssen, da das Fischen relativ einfach ist und Schildkröteneier an den sandigen Stränden gesammelt werden können. In der Regenzeit ziehen sie sich in die Wälder zurück, um zu jagen und Früchte, Beeren und Nüsse zu sammeln.
In den achtziger Jahren drang Shell auf der Suche nach Öl in einen Teil ihres Schutzgebietes ein. Die Pfade zur Öl-Erkundung dienten anschließend als einfacher Zugang für Siedler, die Erkältungen, Grippe und andere Krankheiten mitbrachten, denen die Indios noch nie ausgesetzt gewesen waren. Die darauf folgende Epidemie tötete 50 bis 100 der Yora in den Wäldern.
Shocorua, eine Yora, erzählte, "Sie sind alle gestorben. Mein Onkel und meine Cousins starben, während sie gingen… Ihre Augen fingen an zu schmerzen, sie begannen zu husten, sie wurden krank und starben direkt dort in den Wäldern. Einige waren kleine Kinder. Sie legten die Körper in eine große Grube und jeder schrie und weinte."
1996 erkundete auch die Ölgesellschaft Mobil dieses Gebiet. Nach einer energischen weltweiten Kampagne mit Mahnwachen, Demonstrationen und Tausenden von Briefen von Survival-Unterstützern zog Mobil sich zwei Jahre später zurück.
Im Juli 2000 reagierte die peruanische Regierung auf die beispiellosen internationalen Proteste, indem sie die "Obere Purús-Schutzzone" (UPRZ) einrichtete. Dies gewährte einem Teil des Gebietes einen zeitweiligen Schutz vor Holzfällern und Kolonialisten, bleibt aber weit hinter den vom internationalen Recht geforderten Landbesitzrechten zurück, und schloß ein entscheidendes Gebiet im Südosten, wo viele der isolierten Indios leben, aus.
Jetzt operieren Holzfäller-Unternehmen an den Grenzen des geschützten Gebietes, und sie leisten massive Lobby-Arbeit im Forstwirtschafts-Ministerium der Regierung, INRENA, um formelle Konzessionen zu erhalten. Wenn die Holzfäller kommen, werden viele der isolierten Indianer vor dem Lärm und der Zerstörung fliehen – und viele werden vor den Krankheiten, die sich in der Region ausbreiten werden, fliehen.
Ein tragischer Zwischenfall am 11. Februar gab einen Vorgeschmack darauf, was passieren wird, wenn die Holzfäller dieses Gebiet betreten dürfen. An diesem Tag erschien plötzlich eine große Gruppe der isoliert lebenden Yora Indianer in der Nähe einer Gemeinde der Sharanahua und Amahuaca Indianer, weit außerhalb ihres üblichen Territoriums. Es gab einen gewalttätigen Zusammenstoß, und viele Yora wurden erschossen. Ihre Familien trugen die Leichen zurück in den Wald; daher ist nicht bekannt, wie viele starben oder verwundet wurden. Höchstwahrscheinlich hatten sie die Aktivitäten der bereits in dieser Region operierenden Holzfäller so erschreckt, daß die Yora in das Gebiet der benachbarten Stämme, welche sie normalerweise meiden, flohen.
Holzfäller sind auch den Tahuamanu und andere Flüsse weit hoch vorgestoßen, und tief in das Territorium der bisher nicht kontaktierten Indios eingedrungen. Angeblich finden sie regelmäßig verlassene Pfade und Hütten.
Die Peruanische Regierung darf den Holzfäller nicht erlauben, das Gebiet dieser verletzlichen Stämme zu betreten. Frühere Erfahrungen zeigen nur zu deutlich, daß es zu vielen tragischen Todesfällen führen wird, wenn der geringe Schutz, unter dem diese isolieren Indianer momentan stehen, gelockert wird.
Mehr Informationen erhalten Sie von Survival Deutschland; per Tel.: ++49 (0)30 29002372 oder per Email: [email protected]
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