Peru: Neues „Völkermordgesetz“ könnte alle unkontaktierten Völker des Landes auslöschen

28 Februar 2023

Die malocas (Gemeinschaftshäuser) eines unkontaktierten Volkes in Peru. © Melissa Medina, IBC

Im peruanischen Kongress wird zurzeit ein neuer Gesetzentwurf diskutiert, den Survival International folgendermaßen beschrieben hat: „ein schamloser Landraub durch die Öl- und Gasindustrie sowie ihrer Kumpanen“. Expert*innen und nationale indigene Organisationen warnen, dass dies die unkontaktierten Völker Perus auslöschen könnte. Sie bezeichnen den Entwurf als „Völkermordgesetz“.

Der Gesetzentwurf wurde von Kongressabgeordneten ausgearbeitet und eingebracht, die Verbindungen zur Öl- und Gasindustrie sowie ihren Kompliz*innen haben. Es wird vermutet, dass der kontroverse anglo-französische Ölkonzern Perenco eines der Unternehmen ist, welche das Gesetz unterstützen. Perenco ist in den Gebieten unkontaktierter Völker im Norden Perus tätig.


Francois Perrodo, Vorsitzender des Ölkonzerns Perenco, trifft sich 2009 mit dem damaligen Staatspräsidenten Perus Alan Garcia. © Sepres

Der Gesetzentwurf sieht unter anderem vor:

-    Die 25 unkontaktierten und kürzlich kontaktierten indigenen Völker im Land, die offiziell als solche anerkannt wurden, verlieren auf einen Schlag ihre Anerkennung als indigene Völker und damit all ihre Rechte.
-    Bereits anerkannte indigene Territorien könnten aufgehoben werden.
-    Das Land der Indigenen könnte außerdem für Öl- und Gasbohrungen, Abholzung und Bergbau freigegeben werden.
-    Die dringend notwendige Demarkierung von Gebieten weiterer unkontaktierter Völker könnte dadurch blockiert werden.

Julio Cusurichi von AIDESEP sagte heute: „Wenn dieser Gesetzentwurf angenommen wird, werden die Landesregierungen in der Lage sein, bestehende indigene Territorien verschwinden zu lassen und die Daseinsberechtigung von unkontaktierten und kürzlich kontaktierten Gruppen in Frage zu stellen. Dies würde für sie den Völkermord bedeuten. Wir fordern den Kongress auf, diesen Gesetzentwurf abzulehnen.”

Apu Miguel Manihuari Tamani von der indigenen Organisation ORPIO, in dessen Region mehrere unkontaktierte Gruppen leben, sagte heute: „Wir lehnen den Gesetzentwurf kategorisch ab. Wir wissen, dass unsere unkontaktierten Verwandten auf der Flucht vor Eindringlingen sind und deswegen gezwungen sind, in den entlegensten Teilen des Waldes zu leben. Wir wissen auch, dass diese Gesetzesänderung von einer bestimmten Gruppe von Menschen verfolgt wird, die abstreiten, dass sich auf dem betroffenen Gebiet unkontaktierte sowie kürzlich kontaktierte Völker (PICAC) befinden, obwohl deren Existenz vom Staat offiziell anerkannt wurde. Dieser Angriff auf die unkontaktierten Gruppen ist eine Folge der wirtschaftlichen Interessen von Politiker*innen und anderen Interessengruppen, die in diesen Gebieten Holz und Erdöl gewinnen möchten. Wir haben sogar Morddrohungen erhalten, weil wir die Unkontaktierten verteidigen.“

Indigene Organisationen und deren Verbündete setzen sich gegen den Gesetzentwurf ein. Tausende Survival-Unterstützer*innen auf der ganzen Welt haben E-Mails an peruanische Kongressabgeordnete gesendet, in denen sie ihre Besorgnis zum Ausdruck bringen und die Streichung des Entwurfes fordern.

Teresa Mayo, Lateinamerika-Expertin von Survival International, sagte heute: „Dieser Entwurf ist ein schamloser Landraub durch die Öl- und Gasindustrie sowie ihrer Kumpanen, der die unkontaktierten Völker Perus völlig zerstören könnte. So etwas ist an keinem anderen Ort jemals versucht worden. Es würde einen Völkermord bedeuten – die betroffenen indigenen Völker würden diese umfassende Zerstörung ihrer Rechte einfach nicht überleben können. Ihre Territorien würden für die industrielle Ausbeutung weiter geöffnet werden. Da ihr Überleben völlig von ihrem Land abhängig ist, könnten sie dadurch ausgelöscht werden. Es handelt sich um einen erschreckend dreisten Angriff auf die Menschenrechte der indigenen Völker Perus und es darf nicht zugelassen werden, dass dieses Gesetz verabschiedet wird.“

Unkontaktierte Völker Perus
Indigenes Volk

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