Bedrohtestes Volk der Welt besucht erstmals Brasiliens Hauptstadt
7 November 2012
Diese Seite wurde 2012 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.
Fünfzehn Mitglieder des bedrohtesten Volkes der Welt haben erstmals Brasiliens Hauptstadt besucht, um die Regierung persönlich aufzufordern, illegale Eindringlinge aus ihrem Gebiet auszuweisen und ihren Wald zu schützen.
Auf der drei Tage langen Reise aus ihrer relativ abgeschiedenen Heimat in den Wäldern des Bundesstaates Maranhão in die Hauptstadt Brasilia, legte das indigene Volk der Awá 2.000 Kilometer mit dem Bus zurück.
Für die meisten Mitglieder der Delegation ist es das erste Mal, dass sie die Hauptstadt besuchen.
Die Awá begaben sich auf die lange Reise, nachdem Appelle um Hilfe wiederholt ignoriert worden waren, darunter eine internationale Kampagne von Survival International, die bisher zu mehr als 41.000 Protestemails geführt hat.
Am Dienstag protestierten die Indianer vor Brasiliens Justizministerium, das letztendlich dafür verantwortlich ist, die alarmierende Zerstörung des Landes der Awá zu stoppen.
Die Awá hatten auch einen Termin mit dem Minister, doch das Gespräch wurde abgesagt.
Die Awá-Indianer und Mitglieder anderer indigener Völker werden im Laufe der restlichen Woche Treffen mit Brasiliens Staatsanwaltschaft, der Behörde für indigene Angelegenheiten (FUNAI) und dem Büro des Generalstaatsanwaltes haben.
Die Reise der Awá wird von CIMI unterstützt, einer Organisation für die Rechte von Brasiliens indigener Bevölkerung.
Die Awá, ein Volk von etwa 460 Personen, ist durch illegale Abholzung umzingelt, die es ihnen fast unmöglich macht, weiterhin als eines der wenigen Jäger und Sammler der Welt zu überleben.
Eingekesselt von illegalen Siedlern, werden sie daran gehindert, ihren autarken Lebensstil aufrechtzuerhalten und sind der Verzweiflung nahe.
Einem kürzlich erschienenen Bericht des Forschungsinstitutes Imazon zufolge, ist in dem Gebiet der Awá zwischen 2009 und 2011 mehr Wald verloren gegangen, als in jedem anderen Indigenen-Gebiet: insgesamt 3,5 % der Gesamtfläche.
Unverminderte illegale Rodung hat seit 1985 bereits mehr als 30% des Regenwaldes in einem der vier Gebiete, die von Awá bewohnt werden, zerstört.
Satellitenbilder der Weltraumforschungsagentur INPE zeigen zudem, dass das Arariboia-Reservat (die Heimat von etwa 60 unkontaktierten Awá) zu den drei Schutzgebieten zählt, die im August und September am stärksten von den Feuern der Holzfäller betroffen waren.
Ein Awá sagte gegenüber Survival: “Holzfäller werden dieses ganze Gebiet zerstören. Sie fällen die Bäume und werden alles zerstören. Affen, Pekari [Wildschweine] und Tapire, sie laufen alle davon. Ich weiß nicht wie wir uns ernähren sollen.”
Während ihrer Reise nach Brasilia werden die Indianer auch gegen die Umsetzung eines Gesetzesentwurfes, Direktive 303, protestieren, der die Ausweitung indigener Territorien verbietet.
Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte heute: “Seit Jahrzehnten müssen die Awá Landraub und Mord durch skrupellose Eindringlinge erleben. Mit ihrer Reise nach Brasilia nehmen sie die Dinge jetzt selbst in die Hand und verschaffen sich weltweit Gehör. Es wird immer schwieriger für die brasilianische Regierung die internationalen Proteste gegen die Zerstörung des Awá-Territoriums zu ignorieren: Brasiliens Ruf steht auf dem Spiel.”