Buschleute: 10 Jahre Missachtung von historischem Gerichtsverfahren

5 Juli 2014

Obwohl sie 2002 ein historisches Gerichtsverfahren gewannen, werden die Buschleute noch immer von Botswanas Regierung belästigt, eingeschüchtert und gefoltert. © Survival International

Diese Seite wurde 2014 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.

Vor genau 10 Jahren, am 5. Juli 2004, begann in Botswana ein historischer Gerichtsprozess, in dem Angehörige der indigenen Buschleute erfolgreich die illegale Vertreibung von ihrem angestammten Land durch die Regierung anfochten. Dennoch – und entgegen nationaler und internationaler Kritik – setzt die Regierung Botswanas die Verfolgung der letzten jagenden Buschleute fort.

2006 entschied Botswanas Oberster Gerichtshof, dass die Vertreibung der Buschleute aus dem Central Kalahari Game Reserve „unrechtmäßig und verfassungswidrig“ war, und dass die Indigenen das Recht haben, innerhalb des Reservates zu leben, zu jagen und zu sammeln, ohne für den Zutritt zu ihrem Land eine Genehmigung zu benötigen.

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Dennoch hat die Regierung Botswanas:

- sich geweigert, den Buschleuten an einem der heißesten Orte der Welt den Zugang zu Wasser zu ermöglichen;
- die Buschleute durch Einschüchterung, Folter und Festnahmen daran gehindert, für ihrem Lebensunterhalt zu jagen;
- den Buschleuten untersagt, ihr Land ohne restriktive Genehmigungen zu betreten;
- ein Einreiseverbot für den langjährigen und erfolgreichen Anwalt der Buschleute verhängt;
- die Buschleute beschuldigt, das Ökosystem innerhalb des Schutzgebietes zu stören (ohne Belege vorzulegen), während sie auf dem Land der Buschleute eine Diamantenmine genehmigt hat und Lizenzen für Fracking vergibt.

Botswanas Oberstes Gericht nannte den Fall eine „erschütternde Geschichte menschlichen Leids und Verzweiflung“ und die ehemalige UN-Beraterin Maude Barlow erklärte: „Es ist schwer, sich eine grausamere und unmenschlichere Behandlung vorzustellen.“

Kürzlich erklärte der politische Aktivist und ehemalige Robben Island Häftling Michael Dingake: „Ohne Jagen werden die Basarwa [Buschleute] sprichwörtlich bis zur Aufgabe ausgehungert.“ Der BBC-Journalist John Simpson nannte die Politik der Regierung „ethnische Säuberung der Kalahari“.

Gordon Bennett, Anwalt der Buschleute, mit seinen Klienten 2004. Heute ist ihm die Einreise ins Land untersagt. © Survival International

Auch die Afrikanische Kommission für Menschenrechte, das US-Außenministerium, die Vereinten Nationen, Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu sowie botswanische und internationale Medien haben das Vorgehen der Regierung verurteilt.

Survival International, die globale Bewegung für die Rechte indigener Völker, ruft wegen der Misshandlungen zu einem Reiseboykott für Botswana auf, bis die Buschleute ungehindert und in Frieden auf ihrem Land leben können. Dem Aufruf haben sich schon mehrere Reiseanbieter und Tausende Privatpersonen angeschlossen.

Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte heute: „Als ob es nicht ausreicht die Buschleute von ihrem Land zu vertreiben und ihnen den Zugang zu Wasser zu verweigern – jetzt werden sie auch noch als ‚Wilderer’ beschimpft, weil sie ihre Essen jagen. Den Buschleuten drohen Schläge, Festnahmen, Folter und Tod. Zahlende Trophäenjäger hingegen werden ins Land gelockt. Alle Touristen, die Botswanas Schutzgebiete und Tierreservate besuchen, sollten sich fragen ‚Wie viele indigene Gemeinden wurden zerstört, um dieses Reservat zu schaffen?’.“

Hinweis an die Redaktion
- Mehr über die Kritik, die Botswanas Regierung mit der Behandlung der Buschleute auf sich gezogen hat, finden Sie hier. (PDF, 639 KB, in Englisch)

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Indigenes Volk

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