Hunderte Buschleute in Botswana misshandelt - Neuer Bericht
9 Oktober 2014
Diese Seite wurde 2014 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.
Ein neuer Bericht von Survival International, der globalen Bewegung für die Rechte indigener Völker, enthüllt Hunderte Fälle von Schlägen, Festnahmen und Misshandlungen der Kalahari-Buschleute in Botswana durch Wildhüter und Polizisten.
Der Bericht “Sie haben mich getötet: Die Verfolgung von Botswanas Buschleuten 1992-2014” beschreibt über 200 Fälle von gewaltsamen Misshandlungen, die zwischen 1992 und 2014 dokumentiert wurden. Dazu zählen der Tod eines Angehörigen der Buschleute nach Folter; ein Kind, dem in den Magen geschossen wurde, nachdem sein Vater der Polizei den Zutritt zu seinem Haus ohne Durchsuchungserlaubnis verweigert hatte; und ein Angehöriger der Buschleute, der für die Jagd auf eine Elenantilope lebendig begraben wurde.
Die Buschleute wurden unrechtmäßig im Namen des “Naturschutzes” von ihrem angestammten Land im Central Kalahari Game Reserve vertrieben. Ihnen wird “Wilderei” vorgeworfen, wenn sie für ihren Lebensunterhalt jagen und sie müssen mit Haft, Schlägen, Folter und sogar Tod rechnen, wenn sie in die Hände von Wildhütern oder paramilitärischer Polizei fallen.
Das US-Außenministerium hat Botswanas Diskriminierung der Buschleute als ‘’ernste Menschenrechtssorge’’ beschrieben. Die Regierung wurde national und international von Botswanas Oberstem Gerichtshof, den Vereinten Nationen, der Afrikanischen Kommission für Menschenrechte, dem politischen Aktivisten und ehemaligen Robben-Island-Häftling Michael Dingake und zahlreichen anderen heftig kritisiert.
Das Central Kalahari Game Reserve wurde 1961 als "Ort der Zuflucht“ für die Buschleute gegründet, damit sie ihre Lebensweise als Jäger und Sammler fortführen können. Doch nachdem in den 1980er Jahren Diamanten unter dem Sand des Reservats entdeckt wurden, begann die botswanische Regierung die Buschleute von ihrem angestammten Land zu vertreiben.
Indigene Völker wie die Buschleute sorgen sich besser um ihre Umwelt als jeder andere, dennoch rechtfertigt Botswanas Präsident Ian Khama ihre Verfolgung mit dem “Schutz der Natur”, erlaubt jedoch zugleich Diamantenabbau und Fracking-Erkundungen innerhalb des Schutzgebietes.
2006 bestätigte Botswanas Oberstes Gericht das Recht der Buschleute innerhalb ihres Schutzgebietes zu leben und zu jagen, doch die Regierung verhängte 2014 ein landesweites Jagdverbot, dass die Buschleute faktisch durch Hunger von ihrem Land vertreibt. Zahlende Großwildjäger können hingegen auf privaten Widlfarmen weiterhin geschützte Tierarten jagen.
Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte heute: “Alle diese Verbrechen wurden im Namen des ‘Naturschutzes’ begangen, doch keine Naturschutzorganisation hat sich schützend vor die Buschleute gestellt. Heute werden sie als ‘Wilderer’ beschimpft, weil sie ihre Nahrung jagen; Buschleute-Familien könnten verhungern, nur weil sie auf ihrem Land bleiben wollen, während die Regierung zahlende Großwildjäger willkommen heißt. Conservation International, eine der größten Naturschutzorganisationen der Welt, hält weiter an Präsident Khama im Vorstand fest. Prinz Williams Anti-Wilderei-Kampagne ‘United for Wildlife’ lädt ihn sogar als Ehrengast ein, obwohl er direkt für die Versuche verantwortlich ist, die letzten jagenden Buschleute zu erledigen. Survival kämpft gegen diese Misshandlungen. Es ist Zeit, die Geheimnisse der Naturschutzindustrie zu enthüllen.”
Hinweise an die Redaktion:
- Lesen Sie Survivals Bericht über die gewaltsamen Misshandlungen der Kalahari-Buschleute, “They have killed me: The persecution of Botswana’s Bushmen 1992-2004”. (PDF, 4 MB, auf Englisch)
- Weitere Beispiele für illegale Vertreibungen indigener Völker von ihrem angestammten Land im Namen von “Naturschutz” finden Sie auf Survivals Seite ‘’Eure Wildnis, Unser Zuhause’’.