„Freakshow-TV“: Erneute Rüge für rassistische Darstellung von Indigenen

14 Januar 2015

In dieser Szene aus „Amazon’s Ancient Tribe“ erklärt der Moderator, dass ein Suruwaha-Mädchen seine Hand nicht schütteln möchte, weil sie ihn töten will. Tatsächlich trug er soviel Sonnencreme, dass die Suruwaha glaubten, er habe eine Hautkrankheit. © Channel 7

Diese Seite wurde 2015 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.

Ein australischer TV-Sender, dessen Beitrag über ein Amazonas-Volk wegen seiner rassistischen und fälschlichen Darstellung als „Freakshow-TV“ bekannt wurde, hat ein Berufungsverfahren zur Rehabilitierung verloren.

Australiens Bundesgericht lehnte die Berufung von Channel 7 ab. Der Sender hatte versucht ein Urteil zu kippen, das seinen Beitrag „Amazon’s Ancient Tribe“ mit den australischen „Abenteurern“ Paul Raffaele und Tim Noonan als rassistisch verurteilt hatte. Dies ist das zweite Berufungsverfahren, das Channel 7 verloren hat.

Survival International, die globale Bewegung für die Rechte indigener Völker, hatte 2011 vor der Rundfunkbehörde ACMA Beschwerde gegen den Beitrag eingelegt.

Die Entscheidung ist ein wichtiger Erfolg für Brasiliens Suruwaha-Volk, das die Sendung dafür verurteilt hatte, sie als Mörder unschuldiger Kinder darzustellen. Zwei separate Berufungsgremien haben inzwischen entschieden, dass dies eine gravierende Falschdarstellung war.

Der Bericht hatte die Suruwaha als Kindsmörder und „schlimmste Menschenrechtsverbrecher der Welt“ dargestellt. © Adriana Azevedo/Survival

Ein Suruwaha-Mann hatte 2011 nach der Sendung gegenüber Survival International erklärt: „Sie lügen über uns. (…) Sie sagten: ‚Die Suruwaha töten ihre Kinder.’ Die Suruwaha töten keine Kinder mehr.”

Die Sendung bat auch offen um Spenden für eine evangelikale Missionarsmission, die im brasilianischen Kongress für ein Gesetz wirbt, das es erlauben würde indigene Kinder von ihren Eltern zu trennen – ein Vorhaben, das an Australiens „Stolen Generation“ erinnert. Das Gesetz richtet sich spezifisch an brasilianische Indigene und verbreitet den Mythos, dass indigene Völker gewaltbereiter seien als andere Gesellschaften.

Der Beitrag von Channel 7 ist kein Einzelfall. Ein aktueller Bericht von Brasiliens führender TV-Station Globo TV behauptet fälschlicherweise, dass 13 indigene Völker in Brasilien Kindstötung praktizieren, obwohl diese Praxis extrem selten ist und zunehmend ausstirbt. Bedauerlicherweise haben solche irreführenden Darstellungen indigener Völker einen großen Einfluss darauf, wie indigene Völker von Entscheidungsträgern gesehen und behandelt werden.

Survivals Direktor Stephen Corry erklärte heute: „Eines von Australiens höchsten Gerichten hat nun bestätigt, was die Suruwaha und Survival von Beginn an sahen – die Darstellung der Suruwaha durch Channel 7 als Kindsmörder ist sowohl rassistisch als auch falsch. Leider kommt Kindstötung in allen Gesellschaften vor. Es sollte überall verurteilt werden, doch die evangelikale Lobby in Brasilien hat sich entschieden die Indigenen als alleinige Verantwortliche darzustellen, um die Vorstellung zu verbreiten, dass indigene Völker rückständig sind und Eingriffe von außen brauchen.“

Hinweise an die Redaktion:

- Formen von Kindstötung sind in allen Gesellschaften zu finden, auch in industrialisierten. Unter Amazonas-Indigenen ist diese Praxis selten und verschwindet zunehmend. Survival lehnt Praktiken ab, die nicht auf der Zustimmung der Betroffenen beruhen und Menschen verletzen oder töten. Dazu zählt Kindstötung.
- Lesen Sie hier Aussagen von Experten und Indigene über die Anschuldigungen von Kindstötung, die die fundamentalistische Missionarsorganisation JOCUM erhebt (PDF, 30 KB).
- Survival hat Richtlinien für das Filmen mit indigenen Völkern veröffentlicht, um Filmemacher bei ihrer Arbeit zu unterstützen (PDF, 2 MB).
- Hintergrundinformationen zu den Suruwaha (PDF, 30 KB).

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