Enthüllt: Wildhüter erschießen 62 Menschen in 9 Jahren

12 April 2016

Dutzende Menschen sind in den letzten Jahren in Kaziranga erschossen worden. Die Parkwächter sind immun gegenüber der Strafverfolgung © Survival

Diese Seite wurde 2016 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.

Das indische Tigerschutzgebiet Kaziranga ist Brennpunkt einer „Shoot to kill“-Politik, durch die in nur neun Jahren 62 Menschen von Wildhütern erschossen wurden.

Kaziranga im Bundesstaat Assam ist in ganz Indien berüchtigt für seine außergerichtlichen Hinrichtungen. Bewaffnete Wildhüter erschießen kurzerhand jeden, der der Wilderei verdächtigt wird. Der lokalen Bevölkerung werden Berichten zufolge Geldprämien geboten, wenn sie den Behörden Personen melden, die sie der Wilderei verdächtigen. Die Wildhüter erhalten Immunität gegenüber Strafverfolgung.

Naturschutzorganisationen haben die „Shoot to kill“-Politik bereits kritisiert, weil sie Gewalt fördert anstatt die kriminellen Netzwerke hinter der Wilderei effektiv zu bekämpfen. Der Befehl zu Schießen wurde vom früheren Direktor des Parks, Bishan Singh Bonal, eingeführt. Bonal leitet mittlerweile die Indian National Tiger Conservation Authority.

Als Teil einer Indienreise werden der Herzog und die Herzogin von Cambridge, William und Kate, diese Woche den Park besuchen. Survival International hat den Prinzen, der auch Schirmherr verschiedener Naturschutzorganisationen ist, ersucht, die Besorgnisse indigener Völker über die Brecheisenmethoden bei den indischen Behörden anzusprechen.

Gladson Dungdung, ein prominenter indigener Aktivist, sagte: „Wenn der Prinz das Tigerreservat besucht, denke ich, dass er – wenn er Tiger liebt – auch die Adivasis [indische indigene Völker] lieben sollte, denn man kann sie nicht trennen. Die Tiere, der Wald und die Adivasis existieren miteinander, man muss sie gemeinsam lieben. Wenn man ein Tigerreservat schützen möchte, muss man auch die Adivasis und den Wald schützen, denn nur dann können sie existieren. Denn wenn es keine Adivasi gibt, wirst du auch keine Tiger mehr finden.“

An anderen Orten Indiens werden indigene Völker im Namen des Tigerschutzes illegal von ihrem angestammten Land vertrieben. Ihnen drohen Haft und Schläge, während Massentourismus gefördert wird.

Bhardhan Singh erlitt heftige Schläge von den Waldwächtern im Kanha-Tigerschutzgebiet, Heimat des Dschungelbuches. Die Militarisierung der Naturschutzpolitik wird indigenen Völkern weltweit in zunehmendem Maße zum Verhängnis. © Survival

Indigene Völker sind die besten Naturschützer und Wächter der Natur. Indigene Völker ins Visier zu nehmen, verlagert den Kampf gegen die Wilderei weg von den wahren Wilderern – den kriminellen Banden, die an internationale Märkte verkaufen. Als die „Augen und Ohren“ des Waldes, sind Indigene in der besten Position, Wilderer zu stoppen, festzunehmen und anzuzeigen.

Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte: „Das ist die perfekte Gelegenheit für Prinz William sich gegen die Erschießungen auszusprechen, die im Namen des Naturschutzes durchgeführt werden. Außergerichtliche Tötungen haben nichts im Naturschutz zu suchen. Warum verurteilen die großen Naturschutzorganisationen diese Art von Brutalität nicht lauthals? Stattdessen unterstützen sie Anti-Indigene-Politik und spielen so direkt in die Hände der Gangster, die die internationalen Wilderer-Ringe betreiben. Indigene ins Visier zu nehmen lenkt von den wahren Wilderern ab. Es schadet dem Naturschutz."

Indigene in Tiger-Schutzgebieten
Indigenes Volk

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