Peru: Historische Anerkennung der Landrechte unkontaktierter Völker
5 April 2018
Diese Seite wurde 2018 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.
Peru wird im Amazonasgebiet zwei Schutzgebiete für unkontaktierte Völker schaffen. Die Fläche beträgt über 25.000 km² – etwa 2 Prozent der Landesfläche Perus und größer als Mecklenburg-Vorpommern. Mindestens sieben Gruppen unkontaktiert lebender indigener Völker, unter ihnen die Matsé, leben auf dem Land der neuen Schutzgebiete Yavari Tapiche und Yavari Mirin in der Region Loreto.
Die entlegene Region steht unter starkem Druck. Ölerkundungen, Abholzung und eine geplante Straße könnten verheerende Folgen für die hier lebenden Indigenen haben. Jene, die die natürlichen Ressourcen des Gebietes ausbeuten wollen, haben lange die Existenz unkontaktierter Völker in den Wäldern bestritten, weil ihre Anwesenheit die wirtschaftlichen Vorhaben erschwert.
Perus Regierung schließt zudem in den Gebieten weitere Ölerkundungen nicht aus. Sie selbst hat zwei Ölkonzessionen übernommen, die innerhalb der neuen Schutzgebiete Yavari Tapiche und Yavari Mirin liegen. Survival International, die globale Bewegung für die Rechte indigener Völker, hat gemeinsam mit Tausenden von Unterstützer*innen an Perus Regierung appelliert und ein Totalverbot jeglicher Rohstoffausbeutung in den neuen Schutzgebieten gefordert. Die Regierung wurde zudem aufgefordert die beiden bestehenden Ölkonzessionen stillzulegen.
Die Schutzgebiete sind von entscheidender Bedeutung für das künftige Überleben unkontaktierter Völker in der Region. Sollte ihr Land nicht geschützt werden, droht ihnen eine Katastrophe. Ganze Gemeinden werden durch Gewalt Außenstehender ausgelöscht. Diese Eindringlinge rauben nicht nur ihr Land und ihre Ressourcen, sondern schleppen auch Krankheiten wie Grippe oder Masern ein, gegen die Unkontaktierte keine Abwehrkräfte ausgebildet haben. Ganze Gruppen können auf diese Weise sehr schnell dezimiert werden.
Ein Angehöriger der Matsé erklärte gegenüber Survival International: „Das Leben vor dem Kontakt war unglaublich. Unsere unkontaktierten Brüder leben noch im Wald. Sie leben so wie wir es früher taten. Da die Unkontaktierten noch da draußen leben, wollen wir von Perus Regierung, dass sie das Land schützt.“
Stephen Corry, Direktor von Survival International, prangert an: „Auch wenn wir die Schaffung der Schutzgebiete Yavari Tapiche und Yavari Mirin begrüßen, bereitet uns die Weigerung der peruanischen Regierung, Rohstoffausbeutung gänzlich zu verbieten, große Sorge. Unkontaktierte Völker sind die bedrohtesten Gesellschaften der Erde. Sie sind unsere Zeitgenossen und ein bedeutender Teil der menschlichen Vielfalt.“
Der Schaffung der beiden neuen Schutzgebiete in Peru gingen Jahre intensiver Kampagnen von indigenen Völkern und ihren Unterstützer*innen voraus. Für drei weitere geplante Schutzgebiete steht die Errichtung noch aus. Je länger Perus Regierung die Schaffung von Schutzgebieten hinauszögert, desto größer ist die Gefahr für die indigenen Völker, die dort leben.
Hintergrund-Informationen:
− Unkontaktierte Völker sind indigene Völker, die keinen friedlichen Kontakt mit der Mehrheitsgesellschaft ihres Landes haben. Es kann sich um ganze Völker handeln oder um kleinere Gruppen von sonst bereits kontaktierten indigenen Völkern.
− Einige der Indigenen können in der Vergangenheit in Berührung mit der Siedlergesellschaft gekommen sein und sich dann aufgrund der Gewalt, die sie erfahren haben, zurückgezogen haben. Einige können einmal Teil größerer indigener Völker gewesen sein, bevor sie sich von diesen abspalteten, um jeglichem Kontakt zu entfliehen.
− Unkontaktierte Völker sind keine rückständigen und primitiven Überbleibsel einer fernen Vergangenheit. Es handelt sich um zeitgenössische Gesellschaften. Dort wo ihre Rechte respektiert werden, können sie gut und erfolgreich leben.
– Die Region Loreto liegt im Amazonasgebiet im Nordosten Perus und ist etwas größer als Deutschland, aber nur von einer Millionen Menschen bewohnt.