Survival International startet Kampagne gegen den 30x30-Plan - den größten Landraub der Geschichte

23 April 2021

Der 30×30-Plan wird der größte Landraub der Geschichte sein. Standbild aus Survivals Kampagnenvideo. © Survival

Survival International startet am heutigen Earth Day eine großangelegte neue Kampagne, um den Plan, 30% des Planeten in „Schutzgebiete“ umzuwandeln, zu stoppen.

Der von einflussreichen Entscheidungsträger*innen und großen Naturschutz-Organisationen ausgeheckte Plan wird voraussichtlich auf dem von US-Präsident Biden organisierten Klimagipfel am 22. und 23. April 2021 diskutiert und soll auf der UN-Biodiversitätskonferenz (CBD-COP15) im Oktober 2021 in China verabschiedet werden.

Survival International warnt davor, dass die Umsetzung dieses Vorhabens zum „größten Landraub der Geschichte“ führen würde. 300 Millionen Menschen stehen vor dem Verlust ihres Landes und ihrer Existenzgrundlage, viele davon indigene und in „Stammesgesellschaften“ lebende Menschen.

Survival bezeichnet diesen Plan als große grüne Lüge (#BigGreenLie).

Fiore Longo, Leiterin von Survivals Naturschutz-Kampagne, sagte heute: „Bei dem Plan, 30% der Erdoberfläche auszuschneiden und in „Schutzgebiete“ umzuwandeln, handelt es sich um eine große grüne Lüge. Er entbehrt jeder wissenschaftlichen Basis und wird uns im Kampf gegen den Klimawandel oder beim Erhalt der Biodiversität nicht weiterhelfen. Stattdessen wird er zu menschlichem Leid führen und die Zerstörung des Planeten vorantreiben.“

Zum Start der Kampagne veröffentlicht Survival ein von der Schauspielerin und Sängerin Maya Alban-Zapata eingesprochenes Video, das die große grüne Lüge entlarvt, die sich hinter dem 30%-Plan verbirgt.

Schon im letzten Jahr haben Survival und mehr als 230 weitere zivilgesellschaftliche Organisationen und Expert*innen in einer gemeinsamen Erklärung ihre Bedenken gegenüber dem 30%-Ziel geäußert.

Diese Khadia-Männer wurden von ihrem Land vertrieben, nachdem es in ein Tigerreservat verwandelt wurde. Sie lebten monatelang unter Plastikplanen. Millionen weiteren Menschen droht dieses Schicksal, wenn der 30%-Plan umgesetzt wird. © Survival

Survivals wesentlichen Bedenken gegen den Plan sind:

- Landraub: Wenn der Plan umgesetzt wird, stehen 300 Millionen Menschen vor dem Verlust ihres Landes, da ihr angestammtes Land zu Schutzgebieten umgewandelt werden würde. Bislang ist die Einrichtung fast aller Schutzgebiete in Afrika und Asien damit einhergegangen, dass der lokalen Bevölkerung ohne ihre freie, vorherige und informierte Zustimmung ihr Land geraubt worden ist. Wenn es nach dem 30×30-Plan geht, sollen Dutzende weiterer solcher Schutzgebiete eingerichtet werden.

- Misshandlungen: Indigene Völker, deren Land im Namen des Naturschutzes gestohlen wurde, werden seit Jahrzehnten Opfer von grausamen Misshandlungen, Vergewaltigungen, Folter und Mord. Die meisten dieser Taten werden dabei durch Ranger begangen, die im Auftrag großer Naturschutzorganisationen wie dem WWF und der WCS agieren und von ihnen unterstützt werden.

- Ein falscher Naturschutzansatz: Der 30×30-Plan wird von den westlichen „Naturschützer*innen“, die ihn entworfen haben, als Lösung der ökologischen Krise angesehen. Sie betrachten gesunde Ökosysteme irrtümlicherweise als „Wildnis“, die es für das Gemeinwohl zu erhalten gälte, anstatt anzuerkennen, dass indigene Völker diese Gebiete seit Generationen pflegen und erhalten. Damit droht indigenen Völkern Vertreibung und Enteignung im Namen einer vermeintlich einfachen Lösung, die in Wirklichkeit eine Illusion ist.

Fiore Longo erklärte dazu: „Es handelt sich um einen entscheidenden Augenblick. Wenn sich die Entscheidungsträger*innen am 22. April treffen und auf der gleichen Basis wie bisher verhandeln, dann erwarten uns weitere unwissenschaftliche, rassistische und koloniale Vorstöße, wie der 30%-Plan und sogenannte ‘nature-based solutions’ (NBS – naturbasierte Lösungen).“

„Doch außerhalb der Hinterzimmer der Mächtigen regt sich Protest. Immer mehr Menschen erkennen, dass der Plan zu einer menschenrechtlichen Katastrophe führen würde: Indigene und andere Menschen des Globalen Südens sollen den Preis für die Umweltzerstörung zahlen, die der Globale Norden zu verantworten hat. Ökologisch betrachtet wird dieser Plan schlicht keine Erfolge erzielen: Indigene Völker von ihrem Land zu vertreiben, wird dem Klima nicht helfen. Im Gegenteil: Indigene Völker sind die besten Naturschützer und ein wichtiger Bestandteil menschlicher Vielfalt, die ein Schlüssel zur biologischen Vielfalt darstellt. Ihre Landrechte müssen anerkannt werden.“

Hinweise an die Redaktion:

- Das komplette Video ist auf der Kampagnenseite „Die große grüne Lüge“ verfügbar.

- Das Video wurde in verschiedenen Sprachen von Schauspieler*innen, Musiker*innen und Aktivist*innen eingesprochen:
Englisch: Poet und Aktivist Nnimmo Bassey
Französisch: Schauspielerin und Autorin Audrey Vernon
Deutsch: Schauspielerin und Sängerin Maya Alban-Zapata
Italienisch: BAUTISTA (Giorgio Spedicato alias Machweo und Gustavo Aaron Saavedra alias 999asura)
Spanisch: Zapotekische Musikerin Mare Advertencia Lirika

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