Weltfrauentag: Bericht enthüllt brutale Verfolgung von indigenen Landverteidigerinnen in Indien

8 März 2022

Die Adivasi-Aktivistin Hidme Markam wurde ins Gefängnis geworfen, weil sie sich der Aneignung des Landes ihres Volkes durch die Bergbau-Industrie widersetzt hat. © Survival

Die Adivasi-Aktivistin Hidme Markam wurde ins Gefängnis geworfen, weil sie sich der Aneignung des Landes ihres Volkes durch die Bergbau-Industrie widersetzt hat. © Survival

WARNUNG: Beinhaltet Bilder, die manche als verstörend empfinden könnten.

Ein erschütternder neuer Bericht von Survival International – veröffentlicht zum Internationalen Frauentag – zeigt, wie Adivasi-Frauen in Indien brutal verfolgt werden, weil sie ihr Land gegen die massiven Bergbaupläne von Unternehmen und Regierung verteidigen.

Zu den wichtigsten Erkenntnissen des Berichts gehören:

- Die massive Intensivierung des Bergbaus, die unter anderem eine Steigerung der Kohleproduktion auf eine Milliarde Tonnen pro Jahr vorsieht, konzentriert sich auf sechs zentrale Bundesstaaten, in denen 57 Millionen Adivasi leben, die für ihren Lebensunterhalt und ihre heiligen Stätten auf ihr Land angewiesen sind.

- Adivasi-Frauen spielen eine zentrale Rolle im Widerstand gegen die Zerstörung ihres Landes durch den Bergbau und werden deshalb geschlagen, verhaftet, vergewaltigt, inhaftiert und getötet. Die Verantwortlichen bleiben fast immer straffrei.

- Regierungsbehörden, die Polizei und Sicherheitskräfte sind stark in die Versuche involviert, Adivasi-Frauen zu terrorisieren.

- Drakonische Anti-Terror-Gesetze werden genutzt, um abweichende Meinungen zum Schweigen zu bringen. All diejenigen, die sich widersetzen, werden fälschlicherweise als Mitglieder des maoistischen Aufstands gebrandmarkt, der bewaffneten Widerstandsbewegungen, die in Indiens kaum beachtetem Bürgerkrieg kämpft. Seit Narendra Modi an die Macht gekommen ist, hat sich die Zahl der wegen „Aufwiegelung“ angeklagten Frauen fast verdreifacht.

Indigene Frauen aus dem Hasdeo-Wald protestieren gegen Kohle-Pläne, die ihren Wald zerstören würden. Fattepur, Chhattisgarh. © Vijay Ramamurthy

Der Bericht hebt die Fälle mehrerer prominenter indigener Frauen hervor, die Opfer staatlicher Unterdrückung geworden sind:

- Hidme Markam: Bei einer Veranstaltung zum Internationalen Frauentag in Chhattisgarh im Jahr 2021 wurde die Adivasi-Aktivistin Hidme Markam in ein Fahrzeug gezerrt und in Gewahrsam genommen. Sie bleibt bis heute in Haft. Ihre Verhaftung war die Strafe für ihren aktiven und öffentlichen Kampf gegen den Bergbau an einem heiligen Ort ihres Volkes. Sie hatte zuvor gesagt: „Dorfmitglieder, die dagegen protestieren, dass die Regierung dieses Land an Konzerne abtritt, werden ins Gefängnis gesteckt. Wir haben das Vertrauen in die Regierung verloren, aber wir werden weiter für die Rettung unseres heiligen Landes und unserer Wälder kämpfen.“

- Kuni Sikaka: Eine Dongria Kondh, die wegen ihrer Rolle bei der Verteidigung des heiligen Berges ihres Volkes ins Visier der Behörden geraten ist, wurde verhaftet und den lokalen Medien als „kapitulierende Aufständische“ vorgeführt.

- Soni Sori: Die Adivasi-Aktivistin und Anführerin Soni Sori wurde inhaftiert, gefoltert, sexuell missbraucht und war einer Flut von Verleumdungen und Schikanen ausgesetzt, weil sie Adivasi-Frauen zum Widerstand gegen die Zerstörung ihres Landes sowie die Verletzung ihrer Rechte und ihrer Körper aufgerufen hatte. Soni war als Lehrerin und Aktivistin aktiv, als sie als „Aufständische“ verhaftet, gefoltert, sexuell missbraucht und ins Gefängnis geworfen wurde. Nach ihrer Entlassung wurde Soni von Männern angegriffen, die ihr Gesicht mit einer ätzenden Paste einschmierten, die ihr Verbrennungen und Narben zufügte. Soni kämpft weiterhin für die Rechte und das Leben der Adivasi.

- Madkam Hidme: Sicherheitskräfte schleppten Madkam Hidme vor den Augen ihrer verzweifelten Mutter in den Wald. Ihre Leiche wurde ein paar Tage später mit Wunden übersät und in Plastik eingewickelt zurückgebracht. Die Polizei behauptet, sie sei im Wald „angetroffen“ worden und veröffentlichte ein Foto, das sie in einem sauber gebügelten, makellosen schwarzen Overall und mit einem Gewehr an ihrer Seite zeigt. Sie sagte, dass sie nach einem „heftigen Schusswechsel“ getötet wurde.

Madkam Lakshmi hält ein von der Polizei veröffentlichtes Foto ihrer Tochter Hidme in der Hand. Die Polizei behauptet, sie sei bei einem Schusswechsel getötet worden. Lakshmi wurde Augenzeuge, wie ihre Tochter, die einen Sari trug, aus dem Haus geschleppt wurde. © The Bunt Line

Dayamani Barla, eine Adivasi-Anführerin aus Jharkhand, wird in dem Bericht wie folgt zitiert: „Die Regierung Modis verletzt unsere verfassungsmäßigen Rechte und versucht, jeden Zentimeter unseres Landes, unserer Berge und Flüsse zu verkaufen. Die Adivasi – nicht nur in Jharkhand, sondern in ganz Indien – sind nicht sicher, ebenso wenig wie ihre Gebiete und Territorien. Jeder Zentimeter unseres Landes wird an die Konzerne verteilt.“

Dr. Jo Woodman von Survival sagte heute: „In ganz Zentralindien widersetzen sich Zehntausende von Adivasi der Landnahme durch die Konzerne mit unglaublicher Tapferkeit. Frauen stehen an der Spitze dieses Widerstands und werden für ihren Mut in einem wirklich schrecklichen Ausmaß missbraucht, inhaftiert und getötet.

Die Unterdrückung, der sie ausgesetzt sind, bricht jedoch nicht ihren Kampfgeist – im Gegenteil, der Widerstand wächst. Aber es Bedarf dringend Unterstützung von Menschen aus der ganzen Welt, die sich dem Widerstand der Adivasi gegen diese illegalen und unmoralischen Angriffe auf ihr Land und ihr Leben anschließen.“

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