Gefährlicher Kontakt: Neue Nahaufnahmen unkontaktierter Indigener
31 Januar 2012
Diese Seite wurde 2012 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.
Survival International hat neue Nahaufnahmen unkontaktierter Indigener veröffentlicht, genau ein Jahr nachdem Luftaufnahmen eines unkontaktierten Volkes in Brasilien um die Welt gingen. Die neuen Bilder zeigen eine unkontaktierte Familie der Mashco-Piro in Peru.
Die Mashco-Piro leben im Manú-Nationalpark im Südosten Perus. In den vergangenen Monaten wurden ihre unkontaktierten Angehörigen vermehrt gesichtet. Es wird vermutet, dass illegale Holzfäller im und um den Park sowie tieffliegende Helikopter der naheliegenden Öl- und Gasprojekte die Angehörigen der Mashco-Piro aus ihrer Heimat im Wald vertreiben.
Petition zum Schutz unkontaktierter Völker unterzeichnen
Die Mashco-Piro sind eines von ungefähr 100 unkontaktierten Völkern weltweit.
Vor genau einem Jahr gingen die von Survival veröffentlichten Luftaufnahmen einer gesunden unkontaktierten indigenen Gemeinde aus Brasilien um die Welt. Die neuen Bilder sind die detailliertesten Aufnahmen, die es bisher von Mitgliedern unkontaktierter Völker gibt.
Die Gefahr, die eine Kontaktaufnahme mit Völkern in freiwilliger Isolation darstellt, wurde jedoch erst kürzlich durch den Tod des Matsigenka-Indigenen Nicolás „Shaco“ Flores vor Augen geführt.
Flores wurde in der Nähe des Manú-Nationalparks durch den Pfeil eines unkontaktierten Indigenen getötet. Er hatte seit fast 20 Jahren Essen und kleine Geschenke für eine kleine Gruppe Mashco-Piro ausgelegt.
Glenn Shepard, Anthropologe und Freund des Opfers, schrieb in seinem Blog und für Anthropology News: „Shacos Tod ist eine Tragödie: Er war ein freundlicher, mutiger und kluger Mann. Er glaubte, dass er den Mashco-Piro helfen würde. Bei diesem tragischen Zwischenfall, haben die Mashco-Piro jedoch erneut ihren felsenfesten Wunsch ausgedrückt, allein gelassen zu werden.“
Beatriz Huertas, eine peruanische Expertin für unkontaktierte Völker, beschrieb diesen Fall gegenüber Survival als sehr „ungewöhnlich, komplex und extrem heikel“.
„Es könnte jeden Moment zu Kontakt kommen“, sagte Huertas. „Wir müssen präventive Maßnahmen ergreifen und mit den lokalen Behörden so schnell wie möglich einen Notfallplan erarbeiten, um sicher zu stellen, dass so etwas nicht wieder passiert.“
Survival schrieb bereits im vergangenen Jahr an SERNANP, Perus Ministerium für Schutzgebiete, über besorgniserregende Berichte von Touristen, welche am Flussufer Kleidung für Indigene zurücklassen. Ein solcher Vorfall wurde in einem Video dokumentiert.
Das Gebiet wurde daraufhin für Touristen geschlossen und eine Warnung an lokale Bewohner herausgegeben.
Die peruanische Behörde für indigene Angelegenheiten INDEPA plant die Einrichtung eines Wachpostens, um sowohl die unkontaktierten Gruppen als auch die lokale Bevölkerung zu schützen.
Survivals Direktor Stephen Corry sagte heute: „Diese Bilder belegen noch einmal eindrücklich die Existenz unkontaktierter Völker. Es ist nicht mehr akzeptabel für Regierungen, Unternehmern oder Anthropologen dies zu bestreiten. Der erste Kontakt ist immer gefährlich und oft tödlich – für die Unkontaktierten und für jene, die versuchen sie zu kontaktieren. Der Wunsch der Gruppen, allein gelassen zu werden, sollte respektiert werden.“